Das EHC-Ritual: Park, Pizza, Puck
MÜNCHEN - Der Tag vor einem Spiel läuft bei Trainer Cortina und Manager Winkler immer völlig gleich ab – auch vor dem ersten Endspiel in Schwenningen.Die AZ begleitet die beiden Eishockey-Bosse.
Eishackler sind ein eigenwilliger Menschenschlag. Der Aberglaube spielt hier eine besondere Rolle – und treibt ganz spezielle Blüten. So verlässt Joey Vollmer, der Keeper des EHC München, stets als Letzter das Eis, Stürmer Mike Kompon bekritzelt den Schläger mit Initialen seiner Familie und Freunde.
Auch Trainer Pat Cortina und Manager Christian Winkler, die Bosse des EHC, durchlaufen vor jedem Spiel das identische Ritual. „Das hat in meiner ersten Saison in München nach einer Siegesserie angefangen. Wir ändern nur Details. Etwa, was wir essen. Nach einer Niederlage wird gewechselt“, sagt Coach Pat Cortina über das Ritual, das auch heute vor dem ersten Finale in Schwenningen ablaufen wird.
Die AZ begleitete das abergläubische Duo bei ihrem Spieltags-Erfolgsritual.
8.30 Uhr: Die Bosse treffen sich in der Kabine. Es folgt eine kurze Absprache der Trainingseinheit. Um 9 Uhr beginnt das Training. Es ist eine kurze, intensive Einheit. „Der Körper wird auf die Belastungen des Abends vorbereitet“, sagt Cortina. Nach einer guten halben Stunde ist Schluss.
9.45 Uhr: Cortina, Winkler und Co-Trainer Joseph Heiß sichten noch einmal Spielvideos. Es folgen Taktikbesprechungen an der Schautafel. „Hier werden noch einmal Details abgestimmt“, sagt Cortina. Während die Bosse parlieren, werden die Ausrüstungen gepackt, der Bus beladen.
10.30 Uhr: Winkler und Cortina schlendern durch den Olympiapark. „Wir reden über Gott und die Welt. Man muss auch mal abschalten“, sagt Winkler. Der Weg führt dann stets zu „Stellina – italienische Feinkost“ in der Lerchenauer Straße. Hier gibt es einen original italienischen Espresso bei Maria und Giuseppe. „Meist esse ich noch ein zweites Frühstück“, sagt Cortina bei der Lektüre der Abendzeitung. „Manchmal erfahre ich in der AZ Neues über den EHC“, sagt Cortina schmunzelnd. Danach geht’s wieder in die Halle.
12.15 Uhr: Cortina schlendert vom Kings Hotel, in dem er residiert, zum Stiglmaierplatz. Dort trifft er sich mit Winkler beim Stamm-Italiener „Natale’s“. „Hier schlemmen wir dann“, sagt Winkler, „das Essen ist ein Genuss.“ Cortina, bekannt für seinen Bärenhunger, ist fast täglich im Restaurant von Natale Cariotti anzutreffen. „Er ist für mich fast wie Familie“, sagt Cortina, „mal baut er mich auf, mal baue ich ihn auf und oft reden wir einfach nur. So, wie es Freunde eben tun.“
Nach der Völlerei mit Pizza oder Pasta geht’s zurück in die Kabine. Um 13.30 Uhr ist Abfahrt nach Schwenningen. Nach einer Kaffeepause (15.30 Uhr) wird der EHC gegen 17.30 Uhr beim Gegner ankommen. Es folgt eine Teambesprechung (18.15 Uhr). Danach noch ein Spaziergang von Winkler, Cortina, Heiß. Um 20 Uhr ist es soweit: das erste Finale, das erste Bully, ran an den Puck.
Matthias Kerber