Das dreigesichtige Monster

Der EHC München besiegt den Aufsteiger aus Freiburg mit 5:4 – zufrieden ist Manager Christian Winkler noch nicht. „Eine schwere Geburt, aber das Kind lebt.“
von  Abendzeitung
Sagte seinem Team gleich, dass "alle den Namen Heatley vergessen sollten. Denn mark ist mark und Dany ist Dany": EHC-Coach Pat Cortina.
Sagte seinem Team gleich, dass "alle den Namen Heatley vergessen sollten. Denn mark ist mark und Dany ist Dany": EHC-Coach Pat Cortina. © Rauchensteiner/Augenklick

Der EHC München besiegt den Aufsteiger aus Freiburg mit 5:4 – zufrieden ist Manager Christian Winkler noch nicht. „Eine schwere Geburt, aber das Kind lebt.“

MÜNCHEN Der EHC München entpuppte sich beim 5:4 zum Saisonauftakt gegen Aufsteiger Wölfe Freiburg als dreigesichtiges Monster. Drei Drittel, in der der EHC jeweils ein vollkommen anderes Antlitz offenbarte. Im ersten Akt konzentriert, aber zögerlich. Im zweiten Akt chaotisch und unentschlossen. Im dritten Akt für fünf Minuten kampeswütig, wild entschlossen, danach überheblich. „Wir haben dieses Spiel gerade noch umgebogen, wir haben noch viel zu tun“, sagte Trainer Pat Cortina, „ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben. Mehr nicht.“ Schließlich ist der EHC als notorischer Schlecht-in-die-Saison-Starter berüchtigt.

Das Spiel war kaum angepfiffen, da drohte die Strafbank der Wölfe Freiburg wegen Überfüllung geschlossen zu werden. Gleich drei Freiburger saßen auf dem Sünderbankerl. Doch geschockt wirkten die Münchner angesichts der numerischen Überzahl. Erst als die Strafen fast abgelaufen war, drehte Dylan Gyori auf, ein paar schöne Haken, dann der Pass auf Austin Wycisk und der Kanadier verwandelte zum ersten EHC-Tor der neuen Saison (4. Minute). „Wycisk hat einen herausragenden Torinstinkt“, befand Präsident Jürgen Bochanski.

München stürmte weiter, vergab aber beste Chancen, Freiburg hingegen harmlos, erst in der 18. Minute der erste echte Schuss aufs EHC-Tor. Doch die Nervosität war Cortina die ganze Zeit anzumerken, er versuchte sich das ganze Drittel in einer Eigengesprächstherapie, brabbelte dauernd vor sich her.

Ob er schon was ahnte? Nach der Pause der EHC konfus, chaotisch, kopflos. Das nützte Christian Bilich zum 1:1-Ausgleich (29.). Damit nicht genug des Schocks für die nur gut 1000 Zuschauer. In der 34. Minute das 2:1 für die Gäste durch Kapitän Patrick Vozar.

Erst da erwachte der EHC wieder aus seiner selbstinduzierten Lethargie. Und 32 Sekunden vor Drittel-Ende hatte Wycisk einen erneuten Genieblitz: Ein kurzer Haken, der perfekte Pass auf David Wrigley – und der musste nur noch ins leere Netz zum 2:2 gegen die Wölfe einschieben. Da tanzten die EHCler ein Freudentänzchen. Die mit den Wölfen tanzen. Und wer stark abschließt, fängt am besten gleich stark wieder an. Nur 27 Sekunden dauerte es, bis Gyori sich erneut mustergültig durchsetzte und Wrigley den EHC in Führung brachte – 3:2. Und weiter ging’s. Erneut Wycisk zum 4:2 (44.), und Milan Liebsch erhöhte noch zum 5:2 (46.). Doch der EHC fühlte sich schon zu sehr als sicherer Sieger. Bochanski: „Jeder dachte, es sei alles gelaufen.“ Von wegen. Roman Kadera (49.) und erneut Bilch (54.) verkürzten zum 5:4. Ende.

Ein Sieg zum Auftakt – zufrieden ist beim EHC aber niemand damit. Trainer Cortina schimpfte: „Nach einer sehr guten Vorbereitung haben wir uns zu sehr in uns selbst verliebt. Dabei haben wir vergessen, was uns stark macht: kämpfen, kämpfen, kämpfen.“ Verärgert legte er nach: „Diese drei Punkte sind nur dann wertvoll, wenn wir die richtigen Lehren daraus ziehen.“ Oder, um es mit den Worten von Manager Christian Winkler zu sagen: „Das war eine ganz, ganz schwere Geburt. Aber das Kind lebt.“

Matthias Kerber

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