Interview

Danny aus den Birken: "Ich bin noch nicht bereit, ohne Eishockey zu leben"

Danny aus den Birken, Goalie des EHC München, steht nach seiner schweren Knieverletzung wieder auf dem Eis.
Matthias Kerber
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EHC-Keeper Danny aus den Birken.
EHC-Keeper Danny aus den Birken. © Rauchensteiner/Augenklick

München - AZ-Interview mit Danny aus den Birken: Der 35-jährige Nationaltorwart spielt seit 2015 beim EHC Red Bull München, er laboriert gerade an einer schweren Knieverletzung, steht aber wieder auf dem Eis. Er spricht exklusiv in der AZ über die Angst vor dem Karriereende - und große Ziele.

AZ: Herr aus den Birken, Sie, der Goalie des EHC Red Bull München und Torwart der deutschen Silbermedaillen-Truppe der Olympischen Spiele 2018 stehen nach Ihrer schweren Knieverletzung endlich wieder auf dem Eis, eine große Erleichterung, oder?
DANNY AUS DEN BIRKEN: Absolut, es fühlt sich so gut an, wieder auf Schlittschuhen zu stehen. Das hat mir sehr gefehlt, denn ich habe ja einen nicht gerade geringen Teil meines Lebens auf dem Eis verbracht (lacht). In diesen Tagen werde ich dann mit voller Torhüter-Ausrüstung aufs Eis gehen. Wir machen das Schritt für Schritt. Ich mache mir keinen Druck - und der Verein auch nicht. Wenn ich zum Saisonstart der DEL fit bin, wäre das wunderbar, wenn ich noch mehr Zeit brauchen sollte, ist das auch nicht schlimm. Wichtig ist mir, dass ich wieder spiele, der Zeitpunkt ist nicht so entscheidend. Ich bin einfach nur froh, dass die Reha hier in Thalgau so gut geklappt hat.

Sie sind jetzt 35 - hatten Sie bei der Schwere Ihrer Verletzung die Angst, dass es das war mit der Karriere?
Ja, diese Panik gab es am Anfang, keine Frage. Mir ist bewusst, dass ich im wahrscheinlich letzten Kapitel meiner Karriere bin. Man will seine Karriere zu seinen Bedingungen beenden, nicht, weil eine Verletzung einen dazu zwingt. Es gab diese Gedanken, dass die Verletzung bedeuten könnte, dass es das war. Aber mit jedem Tag verschwanden diese Gedanken mehr. Ich habe mich viel mit Yannic Seidenberg ausgetauscht.

"Ich habe noch viele Ziele"

Ihr EHC-Teamkollege, der vor einigen Jahren selber eine Knieverletzung hatte, die seine Karriere bedroht hat.
Genau. In meiner schweren Zeit habe ich mich viel mit Yannic ausgetauscht, mir Rat und Tipps geholt, wie man mit so einer Verletzung umgeht, wie man die Heilungsverläufe optimiert. Das war hilfreich, danke an Yannic an dieser Stelle.

Hatten Sie die Silbermedaille als Motivation mit dabei in der Reha in Thalgau?
Das doch nicht, die ist bei mir im Schlafzimmer daheim. Aber ich habe sie im Herzen immer dabei (lacht). Jetzt blicke ich nur noch nach vorne. Ich bin einfach noch nicht bereit, ein Leben ohne Eishockey zu führen. Ich habe noch viele Ziele.

"2018 war unzweifelhaft das Highlight meiner Karriere"

Lassen Sie hören.
Natürlich hat man irgendwo die 40 im Kopf. Ich würde, wenn der Körper mitspielt und ich weiter meinen Spaß dran habe, gerne auf höchstem Niveau Eishockey spielen, bis ich 40 bin. Ich finde, dass es extrem wichtig ist, dass man sich immer Ziele setzt. Etappenziele und große Ziele. Mit der Verletzung waren es die Etappenziele, aber ich habe weiter große Ziele. Eines dieser Ziele ist es, bei den Spielen 2022 mit dabei zu sein, das noch einmal erleben zu können und dürfen. Es war ein tolles Erlebnis: für ganz Deutschland, nicht nur uns Spieler. Das war eine Medaille für uns alle, die Fans, die Spieler, die Vereine, Eishockey in Deutschland an sich. Und wir müssen uns sicher nicht vor irgendjemand verstecken, das haben wir bewiesen.

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2018 mit der Meisterschaft, der Silbermedaille, Auszeichnungen als bester Goalie bei Olympia, Torwart und Spieler des Jahres in der DEL.
2018 war unzweifelhaft das Highlight meiner Karriere, mehr geht ja kaum (lacht). Und 2020 sicher ein Tiefpunkt, wobei die erste Verletzung ja Ende 2019 war. Aber ich sehe es so: Es gibt immer Höhen und Tiefen im Leben. Das jetzt ist sicher ein Tief, aber wenn man ganz unten ist, kann es nur nach oben gehen. Aus Tiefs kann man gestärkt hervorgehen - und das tue ich.

Corona-Pandemie und Einsatz für den Tierschutz

Eishockey in Deutschland ist aufgrund der Corona-Pandemie in einem gewaltigen Tief, Ihr Ex-Verein, die Kölner Haie, plagen Finanzsorgen, es droht sogar die Insolvenz.
Ich war schockiert, als ich das gehört habe - und auch sehr traurig. Ich kann - und will - mir die DEL ohne die Kölner Haie eigentlich nicht vorstellen. Die Haie gehören zu Köln wie der FC. Ich bin mir sicher, dass sie gemeinsam da rauskommen. Die Stadt, die Kölner werden ihre Haie nicht untergehen lassen. Ich muss auch sagen: Allergrößten Respekt an all die Spieler, Trainer, Mitarbeiter des Vereins, die jetzt auf viel Geld verzichten, um das Überleben der Haie zu sichern. Das tut jedem Einzelnen weh. Wir reden hier von Eishockey, nicht von Profifußball. Mit unseren Gehältern hast du nicht ausgesorgt, man muss immer an das Leben nach der Karriere denken und das vorbereiten. Wir hatten jetzt alle Einschnitte in irgendeiner Form. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber spurlos geht das an keinem vorbei. Die Corona-Krise trifft alle hart, die Vereine, aber auch jeden einzelnen Spieler. Es sind sehr ernste Zeiten, auf allen Ebenen.

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Sie sind bekannt für Ihr großes Herz für Tiere, viele Menschen haben in dieser schweren Krise zu kämpfen und können sich nicht so für den Tierschutz einsetzen wie vor der Krise, wie sieht es bei Ihnen aus?
Meine Frau und ich sondieren gerade einiges und wir werden auf jeden Fall wieder etwas angehen und unterstützen, das liegt uns einfach am Herzen. Wir haben uns noch nicht entschieden, was wir machen werden, aber es wird etwas passieren, versprochen. Wir werden alles dafür tun, um wieder ein paar Tiere glücklich zu machen. Wenn man Tiere glücklich macht, macht man sich auch selber glücklich. Es ist auch Zeit, dass wir wieder ein eigenes Tier in unserem Leben haben. Es ist nicht immer leicht, da ich in München bin und meine Frau in Iserlohn arbeitet. Iserlohn ist auch unser Lebensmittelpunkt, ich bin da, wann immer ich kann. Ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich so unterstützt, mir den Rücken freihält und mich meinen Traum leben lässt.

Vielleicht bis 40.
Vielleicht. Hoffentlich.

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