"...dann holt der EHC die Meisterschaft"

AZ: Herr Hegen, am Freitag steigt das erste DEL-Finale zwischen dem EHC Red Bull München und den Wolfsburg Grizzlys. Die Einschätzung der deutschen Eishockey-Ikone?

DIDI HEGEN: Es sind zwei verdiente Finalisten, das vorweg. Aber mich haben vor allem die Münchner in den Playoffs beeindruckt und begeistert. Daher wage ich die Prognose: Wenn München die Wolfsburger nicht unterschätzt, wenn sie voll und ganz sie selbst sind, dann holen sie die Meisterschaft. Die spielerische Klasse, die beim EHC herrscht, ist enorm, es macht einfach Spaß, denen zuzusehen. Das ist spielerisch, aber auch technisch und taktisch auf allerhöchstem Niveau. Und ich rede hier nicht nur von der Offensive, die Defensive macht das nicht minder gut.

Sie wirken richtiggehend beeindruckt.

Das liegt wohl daran, dass ich es bin (lacht). Was die Münchner etwa in Spiel vier beim 5:1-Sieg den Kölner Haien vorgeführt haben, das war schlicht erstklassig. Das war schon fast eine Lehrstunde. Und das gegen eine Mannschaft, die zuvor den Meister Mannheim und dann den Zweiten der Hauptrunde, die Eisbären Berlin, ausgeschaltet hat. Aber München hat ihnen ganz klar die Grenze aufgezeigt. Deswegen sage ich, München kann sich eigentlich nur selber schlagen. Wobei ich sehr viel Respekt vor den Wolfsburgern habe. Wenn einer glaubt, dass es einfach wird, der hat sich geschnitten. Die spielen richtig gutes Playoff-Eishockey. Trainer Pavel Gross bringt immer Feuer ins Spiel.

Wer imponiert Ihnen auf Münchner Seite am meisten?

Das sind fast zu viele, um es aufzuzählen. Aber das, was der Michael Wolf da ableistet, wie er Spiele entscheidet und den anderen in jeder Sekunde ein Vorbild ist, ist wirklich stark. Oder Frank Mauer, der ist wirklich eiskalt vor dem Tor und spielerisch eine Augenweide. Dominik Kahun ist ein echtes Juwel, so einen Spieler findest du nicht oft in Deutschland. Und auch der Yannic Seidenberg spielt sehr stark. Mich freut sehr, dass beim EHC eben nicht nur Stars aus dem Ausland geholt werden, sondern dass die deutschen Spieler auch Leistungsträger sind.

Und fürs Grobe hat man auch noch einen Steve Pinizzotto, den Strafbank-König der DEL.

So einen brauchst du auch im Team. Einen, der die kleinen Spieler im Team verteidigt, wo alle wissen, dass er notfalls aufräumt. Und außerdem kann der richtig gut spielen. Wobei: Die Auftritte gegen Straubing, als er alles und jeden angegangen ist, stufe ich eher als Show ein.

Wie groß ist die Gefahr, dass die Münchner den Gegner unterschätzen?

Ich denke nicht sehr groß. Wir reden hier vom Finale. Außerdem haben die Münchner mit Don Jackson einen Trainer, der einfach weiß, wie man Erfolg hat, er wird die richtigen Worte finden, damit die Einstellung passt. Bei München greifen alle Puzzleteile ineinander, daher sind sie für mich der Favorit in dieser Finalserie. Und ich würde mich auch für München Freude. Die Stadt kann so einen Erfolg im Eishockey dringend brauchen.

Man hat das Gefühl, dass der Sport endlich in München angekommen ist.

Ja, ich bin schon immer ein München-Fan gewesen. Das Potenzial als toller Eishockey-Standort ist enorm. Wenn die in ihrer Entwicklung so weitermachen, dann werden auch die Fans aus dem Umland nach München fahren, um den EHC zu sehen. Und für die jungen Spieler in Talentschmieden wie Bad Tölz wäre München die Anlaufstelle Nummer 1. Der Meistertitel würde diese Entwicklung ein gutes Stück weiterbringen.