Cortina: "München ist immer noch meine Heimat"

Der frühere EHC-Trainer Pat Cortina kehrt mit Schwenningen an seine alte Wirkungsstätte zurück. Exklusiv in der AZ spricht er über sein Gefühlsleben, seine Familie, dunkle Wolken und faule Tomaten.  
von  Matthias Kerber
Schwenningens Coach Pat Cortina: "Es wird für mich eine freudige Heimkehr werden."
Schwenningens Coach Pat Cortina: "Es wird für mich eine freudige Heimkehr werden." © dpa

Der frühere EHC-Trainer Pat Cortina kehrt mit Schwenningen an seine alte Wirkungsstätte zurück. Exklusiv in der AZ spricht er über sein Gefühlsleben, seine Familie, dunkle Wolken und faule Tomaten.

München - Der 52-jährige Ex-Bundestrainer war von 2006 bis 2007 und von 2008 bis 2013 Trainer des EHC München, seit dieser Saison ist er der Chefcoach der Schwenninger Wild Wings, die am Dienstag (19.30 Uhr) bei den Red Bulls antreten.

AZ: Herr Cortina, fast acht Jahre waren Sie der Trainer des EHC Red Bull München, am Dienstag kommen Sie als Coach der Schwenninger Wild Wings erstmals mit einem anderen Team nach München. Wie sieht es da ums Gefühlsleben aus?
PAT CORTINA: Es ist sicher einer der emotionalsten Momente meiner Trainerkarriere. Die Vorstellung, dass ich jetzt auf der Trainerbank der Gäste stehe, ist sehr komisch. Dieser Verein, dieser Ort werden immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Es ist alles sehr emotional im Moment, aber zum Glück hatte ich, da wir ja auch Freitag und Sonntag spielen mussten, nicht so viel Zeit, mich den ganzen Gedanken hinzugeben. Ich versuche, meine Gefühle unter Kontrolle zu haben – und die Emotionen, die mich übermannen könnten, versuche ich von mir fernzuhalten. (lacht)

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Was sind denn Ihre schönsten Erinnerungen an Ihre Zeit beim EHC?
Eigentlich waren die gesamten Jahre hier Highlights für mich. Ich bin in der Zeit als Trainer, aber auch als Mensch gewachsen. Ich habe meine Frau und meine Kinder hergeholt, wir sind hier zu einer Familie zusammengewachsen. Meine Familie lebt immer noch hier und wann immer ich einen Tag frei habe, fahre ich nach München und verbringe die Zeit mit meinen vier Frauen. Die Jüngste geht hier in den Kindergarten, ist ein echtes Münchner Madl. München fühlt sich für mich immer noch wie Heimat an. Was die Erinnerungen angeht, es waren so viele. Der Moment, als wir die Zweitliga-Meisterschaft geholt haben. Und das ironischerweise auch noch in Schwenningen, wo ich jetzt Trainer bin. Die Bierdusche, die mir unser damaliger Kapitän Andi Raubal verpasst hat.

Bei der vollen Hütte 2009.
Genau. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich das ganze Bier abgeduscht hatte. Ich hätte es lieber getrunken. Gleichzeitig hoffe ich, dass es irgendwann noch einmal einen Anlass geben wird, dass ich so eine Bierdusche abbekommen werde. Überhaupt die Fans in München. Es wird für mich eine Freude Heimkehr werden, ich glaube, ich muss nicht befürchten, dass man mich hier mit faulen Tomaten empfangen wird. Wie gesagt, meine Zeit in München war für mich persönlich einfach wunderbar.

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Trotz all der Schwierigkeiten, gerade im finanziellen Bereich.
Ja, es war toll. Aber es war nicht immer einfach. Über dem gesamten Projekt hier war ja irgendwo immer dieses permanente Fragezeichen, diese dunkle Wolke, weil man am Ende einer Saison nie ganz sicher sein konnte, dass es eine neue geben würde. Das hat zum Eishockey hier immer dazugehört. Das hat sich erst mit dem Einstieg von Red Bull verändert. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich es mich gemacht hat, dass München in der vergangenen Saison Meister geworden ist. Ich weiß, wie viel Liebe und Herzblut die Leute in der Organisation hier reingesteckt haben. Ob das Manager Christian Winkler ist, ob das der frühere Präsident Jürgen Bochanski war oder später der Geldgeber Michael Philipps oder Spieler, mit denen ich weiter im Kontakt stehe. Ich war am Tag des Münchner Titelgewinns ein sehr glücklicher Mann.

Was macht den EHC jetzt so stark? Auch, wenn die Red Bulls im Moment gerade ein bisschen Probleme haben.
Das hatten Sie vergangene Saison auch und wurden Meister. Ich hoffe, dass sie gegen uns am Dienstag auch ein paar Probleme haben. Aber ansonsten: München hat fantastische Spieler, fantastische Trainer, eine fantastische Organisation. Sie alle wissen, wie man gewinnt, wie man sich die Energien für eine lange Saison einteilt.

Wie ist das Leben jetzt für Sie in Schwenningen?
Die Stadt scheint uns ins Herz geschlossen zu haben, Eishockey hier macht sehr viel Spaß – und privat bin ich halt weiter sehr viel in München bei meiner Familie. Aber ich habe hier in Schwenningen auch schon ein paar gute Italiener entdeckt. Man muss sich also keine Sorgen machen, ich habe noch nicht allzu viele Kilos verloren. (lacht)

 

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