Cortina: Löw macht mir Konkurrenz

Der Bundestrainer im Eishockey über seine Begegnung mit dem DFB-Coach
Matthias Kerber |
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AZ: Herr Cortina, Sie, der Eishockey-Bundestrainer, haben sich mit Joachim Löw, dem Fußball-Bundestrainer, getroffen. Was kam raus beim Bundestrainer-Gipfel?


PAT CORTINA: (lacht) In Zeiten der Dauerüberwachung bleibt wohl gar nichts verborgen. Aber es stimmt. Ich hatte mich mit einem alten Freund verabredet, der die Stimme des italienischen Fußballs im Fernsehen ist. Der hatte einen Interview-Termin mit Löw und hat uns dann vorgestellt. Wir haben uns kurz unterhalten und sind gemeinsam mit dem Fahrstuhl zur Pressekonferenz gefahren.


Worum ging’s bei dem Gespräch?


Es war wirklich kurz, er hat sich nach dem deutschen Eishockey erkundigt. Ich werde aber sicher versuchen, mich mal länger mit ihm zusammenzusetzen, wenn es seine Zeit erlaubt. Ich rede ja gerne von der deutschen Eishockey-Identität und es gibt auch eine deutsche Fußball-Mentalität. Ich würde gerne darüber mit ihm sprechen, wie weit die Spielweise ein Ausdruck der Identität eines Volkes ist. Ob es sozusagen Gene einer Nation gibt, wenn’s um Sport und Spiel geht.


Ihr Eindruck von Löw?


Er hat mich beeindruckt. Wie er auf die Menschen zugeht, wie er immer freundlich ist, wie er an den Schicksalen der Personen um sich herum teilnimmt. Wie er mit dem Druck, der auf ihm lastet, umgeht. Die Deutschen werden ja oft fälschlicherweise als unterkühlt und distanziert angesehen, aber das ist Löw sicher nicht. Wenn man ihn an der Seitenlinie sieht, macht er mir ja fast Konkurrenz.


Sie bekamen ja angesichts Ihrer Temperamentsausbrüche den Spitznamen „Dolomiten-Vulkan”..
.


(lacht) Den kann mir keiner nehmen. Aber Spaß beiseite. Mir gefallen die Motivationsmechanismen von Löw, wenn er zum Gegner Italien, gegen den Deutschland ja seit Jahrzehnten nicht gewinnen konnte, meint, dass Italien vielleicht mal ein Angstgegner war, aber jetzt ein Wunschgegner ist. Ein Team ist von der Psychologie ein schwieriges Gebilde. Dadurch, dass er Italien zum Wunschgegner erhebt, schließt Löw mit der Vergangenheit ab, fordert er es positiv heraus. Es gibt auch in meiner Vorstellung keinen Angstgegner, es gibt nur Herausforderungen. An diesen wächst man als Spieler, als Mensch. Falls man scheitert, ist die Herausforderung nur ein Stück größer geworden. Kann man wirklich stolz sein, einen Berg bezwungen zu haben, der einem keine Mühe bereitet hat? Erreicht man aber einen vermeintlichen unerreichbaren Gipfel, ist der Ausblick oben umso schöner.

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