Cortina: "Ich will 20 Jahre in München bleiben"
AZ: Herr Cortina, nach dem 3:2-Sieg nach Penaltyschießen im Test gegen die Tigers sagten Sie, dass Keeper Jochen Reimer nun wieder wie er selbst aussehe. Das heißt im Umkehrschluss, dass er zuletzt nicht er selber war...
PAT CORTINA: Nun, er war ja am Ende der vergangenen Saison verletzt, das heißt er hat sogar sechs Monate nicht gespielt. Gerade als Torhüter kommt es auf die kleinen Details an, dass man den richtigen Winkel wählt, die Schüsse zu blocken, man muss seinen Rhythmus finden. Den hatte er bisher noch nicht immer gefunden. Reimer ist ein Mann, der sehr hart gegen sich selber ist. Manchmal vielleicht zu hart. Wenn es im Training mal nicht läuft, kann es sein, dass er frustriert ist, weil er immer das Beste geben will. Er ist jetzt auf dem richtigen Weg. Und das ist für uns alle wichtig, wenn Reimer auf dem richtigen Weg ist, macht es das für uns alle leichter. Er ist vielleicht der wichtigste Spieler beim EHC Red Bull München.
Ihre Familie zieht nun endlich und endgültig nach München. Wie hart waren die letzten Jahre für Sie persönlich? Sie pendelten immer wieder hin und her, konnten meist nur einen Tag in der Woche bei der Familie sein.
Ich habe erst zuletzt gemerkt, wie schwierig das emotional ist. Wenn man jung ist, dann liebt man dieses Leben irgendwo. Immer unterwegs, immer auf Achse. Das ging auch irgendwo, solange wir nur eine Tochter hatten. Aber in den letzten zwei Jahren haben wir den ersehnten Familienzuwachs mit zwei weiteren Töchtern bekommen. Drei Kinder, das reicht auch für die Cortina-Familie. Das hat mir aber auch klar gemacht, dass ich, wenn ich jetzt die Familie nicht um mich habe, viele wunderbare Erfahrungen, die es bei Kindern eben geben wird, erst machen werde, wenn ich Großvater bin. Dabei zu sein, wenn das erste Wort gesprochen wird, wenn der erste Schritt gemacht wird. Ein Kind in den Arm nehmen zu können, zu trösten. Solche Dinge eben. Die letzte Zeit war emotional für mich sehr fordernd, sie hat mir Energie genommen. Energie, die ich lieber in meine Familie, in meinen Job investiere als in Pendeleien.
München ist also nun die Basis der Cortinas.
Ja. Ich hoffe, das wird sie auch sehr lange sein. Ich habe sicher kein Problem damit, meine Töchter hier groß werden zu lassen. Ich wäre glücklich, wenn wir die nächsten, 10, 15, 20 Jahre hier wären. München ist eine tolle Stadt, eine sichere Stadt.
Wie muss man sich den Alltag bei den Cortinas vorstellen?
Nun, meine Frau spricht mit den Kindern Italienisch, ich meist Englisch, außer mit den Kleinen, denn es ist natürlich nicht leicht, wenn der Vater in einer Sprache spricht, die sie noch nicht verstehen. Aber wir versuchen, dass die Kinder dreisprachig aufwachsen, denn Deutsch lernen sie in der Schule, mit Freunden. Und meine Frau und meine älteste Tochter sprechen es eh schon besser als ich. Meine Eltern haben mir in Montreal die Möglichkeit gegeben, mit drei Sprachen aufzuwachsen – Englisch, Italienisch und Französisch. Ich würde dieses Privileg gerne auch meinen Töchtern zukommen lassen.
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