Cortina, der Magath des EHC

Der EHC-Coach gibt nach der unglücklichen Niederlage im Playoff- Halbfinale in Ravensburg den Seelenstreichler – und seiner Mannschaft frei. „Erholt euch gut!“
von  Abendzeitung
EHC-Trainer Pat Cortina
EHC-Trainer Pat Cortina © Rauchensteiner/Augenklick

Der EHC-Coach gibt nach der unglücklichen Niederlage im Playoff- Halbfinale in Ravensburg den Seelenstreichler – und seiner Mannschaft frei. „Erholt euch gut!“

RAVENSBURG Wenn es um Niederlagen geht, dann ist Pat Cortina ein schwerer Allergiker. „Das kann mir schon gewaltig die Stimmung und den Tag verhageln“, sagte der Erfolgscoach des EHC München.

Doch die 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen seines Teams im zweiten Halbfinal-Spiel der Playoffs (Stand der Serie 1:1) in Ravensburg löste bei dem Italo-Kanadier keinen allergischen Schock aus. „Anfangs haben die Ravensburger härter gearbeitet als wir, aber dann haben wir Charakter gezeigt und waren dem Sieg eigentlich näher. Es ist nicht so, dass wir uns neu erfinden müssten, sondern wir müssen nur an ein paar Details feilen“, sagte Cortina.

Deswegen gab der EHC-Trainer, der ob seiner gelegentlichen Wutanfälle gefürchtete „harte Hund“, nun den Seelenstreichler. „Ich habe gesehen, dass ein paar Spieler die Köpfe hängen ließen. Ich habe ihnen gesagt, dass es dafür keinen Grund gibt. Ich habe sie aufgebaut.“

EHC: Ein Tag frei zur Regeneration

Das tat er, indem er dem Team den Montag überraschend frei gab. „Das kommt bestens an“, sagt Stürmer David Wrigley. Und Cortina meinte: „Das entscheidende ist jetzt die Regeneration. Ich habe den Jungs gesagt, erholt euch, gebt auf euch acht, kuriert Blessuren aus, esst und trinkt gut, genießt die Zeit mit der Familie. Wir müssen jetzt nichts üben. Was sollte ich ihnen denn jetzt noch beibringen? Ich denke, wir haben unter der Saison alles gelernt, was wir jetzt brauchen.“

Als Cortina 2006 sein Amt beim EHC erstmals antrat, kam er zu folgendem harten Urteil: „Einige werden gehen müssen, aber ich werde sie nicht feuern, sie werden sehr bald freiwillig gehen.“ Nun, gut drei Jahre später, hat Cortina volles Vertrauen in seine jetzige Mannschaft. „Und deswegen muss ich ihnen auch nicht dauernd in den Hintern treten.“ Sondern kann ihnen auch mal nur Zuckerbrot geben, ohne Peitsche. „Ich denke, dass die Serie vom Charakter entscheiden wird. Und von der Fitness, und der Vorbereitung, der Professionalität“, sagt der Coach.

Video: Halbfinale Episode 3

„Cortina weiß, wann er Leine geben kann, und wann er die Zügel anziehen muss. Er ist wie Felix Magath bei Wolfsburg, der auch durch sein Können, seine Art, den Erfolg bringt. Ich hätte nie gedacht, dass der Trainer eine so entscheidende Rolle spielt. Aber er tut es“, sagt EHC-Boss Jürgen Bochanski. Und auch für die Spieler hatte der Boss ein Lob parat: „Sie sind erst zufrieden, wenn sie das Maximum erreicht haben. Das hat von Cortina auf alle abgefärbt.“

Beweistermin ist am Dienstag, 20 Uhr, in der Olympia-Eishalle, bei Spiel drei der Charakter-Serie.

Matthias Kerber

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