Christian Winkler: "Unsere zweite Geburt"
Im Sommer wäre der EHC fast pleite gewesen, dann stieg Namenssponsor Red Bull ein. Manager Christian Winkler erzählt über seine Gefühle der letzten Monate und die Aussichten fürs Team
AZ: Herr Winkler, am Sonntag startet für den EHC die neue DEL-Saison. Haben Sie den turbulenten Sommer, als der EHC nach dem Ausstieg von zwei Gesellschaftern fast pleite war, schon verdrängt?
CHRISTIAN WINKLER: Ich glaube nicht, dass man so ein Szenario einfach zur Seite schieben kann. Vor allem, wenn man es intensiv erlebt hat. Es gibt immer wieder Momente, in denen das alles wieder hochkommt und man ich dann zwickt und sagt: Ist ja gut gegangen. Viele Stunden im Sommer waren Leere und Traurigkeit. Man hat ja doch etwas begleitet über Jahre – und das stand dann plötzlich vor dem Aus.
Wer hat Ihnen denn geholfen, mit dieser Situation klar zu kommen?
Besonders möchte ich mich beim Stefan Schneider bedanken, dem Stadionsprecher, der mich oft aus einem Loch rausgezogen hat und mir gesagt hat, dass es weiter gehen muss. Auch in der Geschäftsstelle war ein unglaublicher Teamgedanke da. Man wünscht so etwas keinem, aber wenn es einen Nutzen hatte, dann den, dass wir noch enger zusammengewachsen sind.
Ein Gesellschafter, der frühere Müller-Brot-Miteigentümer Michael Philipps, ist dem EHC dagegen treu geblieben.
Hut ab vor Michael Philipps, auch er hätte es sich einfach machen können und die Lizenz endgültig verkaufen. Das zeigt, wie er zum Eishockey in München steht. Ich nenne ihn seit Sommer „King Michael”.
Wie sehr hat das Theater Ihre Familie belastet?
Es war nicht einfach, weil ich vieles mit nach Hause getragen habe, das kann man ja nicht an der Haustür abstreifen. Aber ich hatte immer den Rückhalt daheim.
Wären Sie nach Schwenningen gegangen, wenn der Verkauf dorthin geklappt hätte?
Nein. Ich wäre zwar ohne Job dagestanden, aber man muss ja auch nichts machen, wenn man nicht damit zufrieden ist.
Und dann ist Red Bull als Namenssponsor eingestiegen.
Da war dann schon wieder eine große Leere, weil man es nicht richtig fassen konnte. Richtig realisiert habe ich es im Urlaub mit meiner Familie in Florida. Da ist mir aufgefallen, wie oft wir die Hosen runtergelassen haben. Da habe ich mir oft gedacht: Was haben wir alles nötig. Aber jetzt haben wir den bestmöglichen Partner. Ich kann nicht mehr erwarten, dass es wieder losgeht. Da warte ich wie aufs Christkindl drauf. Der Sonntag wird unsere zweite Geburt.
Unter den Fans gab es großen Zwist, weil viele sagten, der EHC habe sich an einen Konzern verkauft.
Wir haben viele Fans gehalten und die Stimmung in der Vorbereitung war doch fantastisch. Die Kurve hat richtig gelebt. Aber wir akzeptieren auch die Meinung der Fans, die wegbleiben. Aber verkauft haben wir uns kein Stück. Das Eishockey hat eine neue Chance bekommen.
Welche Vorgaben macht denn Red Bull?
Gar keine, sie sind ja bislang auch nur Sponsor und Namensgeber. Die mischen sich ins Tagesgeschäft überhaupt nicht ein. Aber ich kann sagen, dass ich einen guten Kontakt zu René Dimter pflege, dem Geschäftsführer von Red Bull Salzburg.
Welche sportlichen Ziele hat der EHC? Playoffs?
Bis auf drei oder vier Teams die vorne weg marschieren, schlägt sich der Rest die Köpfe um Platz zehn ein. Das ist unser Ziel.
Und jetzt bekommt vielleicht Pat Cortina eine Doppelfunktion, er ist als Bundestrainer im Gespräch.
Die Nationalmannschaft ist das wichtigste Team in unserem Sport. Wir wollen sie unterstützen. Am Anfang schreien immer alle Vereine, dass man den DEB unterstützt und am Ende sind es dann doch nur wenige, die was tun.
In der NHL streiten sich Spielergewerkschaft und Klubeigner um Gehälter, die neue Saison droht auszufallen. Kann sich der EHC einen NHL-Spieler leisten?
Wenn ich sehe, dass die mindestens 850000 Dollar verdienen, müssten wir schon eine Versicherungssumme aufbringen, die dem Gehalt eines EHC-Topspielers entspricht. Es könnte nur klappen, wenn sich ein Star verletzt.