Christensen: Der Mad Mads des EHC

Mads Christensen, der dänische Stürmer des EHC Red Bull München, ist ein schlechter Verlierer. Als Kind lief er nach Niederlagen sogar von daheim fort.
Matthias Kerber |
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Mads Christensen (r.), Stürmer des EHC Red Bull München.
GEPA pictures/ho Mads Christensen (r.), Stürmer des EHC Red Bull München.

München - Wenn man Mads Christensen nach dem Spiel so sieht, wie er sich liebevoll und fürsorglich um die Kinder kümmert – Freundin Malene brachte drei Kids in die Beziehung mit, zusammen haben sie ein Kind –, kann man kaum glauben, zu was für einem Zornbinkel der 28-jährige Stürmer des EHC Red Bull München auf dem Eis mutiert. Er kämpft wie ein Berserker, geht dahin, wo es wehtut. Ihm, aber auch den Gegnern. Er fightet bis zur Schlusssirene. „So wie ich das sehe, gibt es zwei Arten von Motivation. Die einen lieben es, zu gewinnen. Die anderen hassen es, zu verlieren“, sagt Christensen, der am Sonntag gegen Schwenningen mit dem 3:2-Siegtreffer zwei Minuten vor Schluss die nächste Niederlage noch abwenden konnte. „Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Nichts hasse ich mehr, als zu verlieren. Das war schon immer so. Schon als Kind.“

Da war der Däne Christensen, der in seine Freizeit fast ausschließlich Sport betrieb („Eishockey und Fußball, Fußball und Eishockey“), noch sehr viel extremer. Nach Niederlagen lief er von daheim weg. „Ich musste allein sein. Ich verschwand einfach. Meine Eltern konnten mich manchmal nicht finden und mussten dann Suchaktionen starten“, erinnert sich Christensen, den sie in der Mannschaft auch Danish Dynamite („dänisches Dynamit“) nennen, und fügt an, „ich habe auch teilweise tagelang nach einer Niederlage nicht geredet. Jetzt, da ich älter und etwas reifer bin, kann ich damit besser umgehen. Ich brauche nur noch eine halbe Stunde, manchmal eine Stunde, dann kann ich wieder normal sein. Das Gefühl der Niederlage brennt immer noch mit der gleichen Intensität in mir, aber ich lasse das nicht mehr an den Anderen aus. Das geht nicht, wenn man selber Kinder hat.“

Doch nach Pleiten wissen die Teamkollegen, dass man Christensen in Ruhe lassen soll, ja, muss. Da ist er Mad Mads (der durchgeknallte Mads). Dann sitzt er mit versteinertem Gesicht in der Kabine, ist unansprechbar und unausstehlich. „Christensen ist ein Wettkampftyp ohne Ende“, sagt EHC-Verteidiger Toni Söderholm, „er kämpft. Und kämpft. Und kämpft.“

In dieser Saison musste Christensen viel öfter das Hassgefühl der Niederlage erleben, als ihm recht ist. In 24 Spielen schlichen die Red Bulls zwölf Mal als Verlierer vom Eis. Viel zu oft für ein Team mit so einem Potenzial. „Uns fehlt Konstanz“, sagt Christensen, der gerne das Wort von „Männer-Eishockey“ benutzt, wenn er Kampfgeist, bedingungslosen Siegeswillen einfordert. „Für mich gibt’s nur einen Sieg, der wirklich wichtig ist. Der letzte der Saison, wenn man den Titel holt. Über den Freude ich mich genauso intensiv, wie ich Niederlagen hasse.“

Fünf Mal gelang ihm das in Dänemark, drei mal in Berlin, einmal in der European Trophy, dem Vorläufer der Eishockey-Champions-League. Und wie kann man mit so einem Verlierer-Hasser zusammenleben? „Das Gute ist, ich bin nur im Sport so. Bei Gesellschaftsspielen stört es mich nicht, zu verlieren. Mensch-ärgere-dich-nicht müsste für mich umbenannt werden, denn ich ärgere mich überhaupt nicht“, sagt Christensen.
Der Mad Mads des EHC.
 

 

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