Bullen-Circus Oberwiesenfeld

Gigantische Lightshow vom Videowürfel, harte Metal-Klänge und ein Sieg zum Auftakt. Nur die Namen der Spieler sind noch ungewohnt
von  Matthias Kerber
Der neue EHC Red Bull München um Daniel Sparre.
Der neue EHC Red Bull München um Daniel Sparre. © GEPA pictures/ Martin Sekanina/ho

München - An diesem Freitag, dem Dreizehnten, ging sie also los, die neue Ära des EHC. Es war das erste Kapitel des tollen Eishockey-Blockbusters, den Pierre Pagé, Neu-Trainer des EHC Red Bull München, versprochen hatte, der da beim Sieg zum Auftakt der DEL-Saison gegen die Hamburg Freezers (3:2 nach Verlängerung) aufgeführt wurde.
Wirklich eine neue Zeitrechnung oder doch eher gefälliges Blendwerk? Die AZ hat sich umgeschaut.

DIE SHOW: Seit Freitag, 19.30 Uhr, ist in München die Unterhaltungs-Steinzeit beim Eishockey offiziell beendet. Die Zukunft, sie blitzt, sie zuckt, sie leuchtet, noch ehe die Show beginnt. Die gesamte Eisfläche dient als Leinwand. 15 Minuten vor Spielbeginn wird per Kamera in die Kabine geschaltet, das Bild auf den ultramodernen Videowürfel übertragen. Der projiziert dann in der für drei Millionen renovierten Eishalle zu harten Metal-Klängen Spielszenen aufs Eis. Das geht zu Spielbeginn schon in Richtung Spectaculus Maximus im Circus Oberwiesenfeld. Die Team-Vorstellung selber ist eher undramatisch, zerfahren, zu unkoordiniert. In den Drittelpausen herrscht noch das Muffig-Nostalgische der alten EHC-Zeit, wieder sorgt der Videowürfel mit imposanten Spielereien für die meiste Unterhaltung. „Wir sind hier in München, Durchschnitt kann man den Menschen hier nicht bieten. Nicht auf dem Eis, nicht drumherum”, sagte Pagé. Er dürfte erkennen: Da ist noch Luft nach oben.

DIE HALLE: Entgegen aller Gerüchte: Die Olympia-Eishalle, seit 1967 im Einsatz, ist immer noch die Olympia-Eishalle, auch wenn viel gemacht wurde. Der Videowürfel besticht, die Sitzbänke wichen 1600 Schalensitzen (im EHC-blau). Ansonsten viel Make Up. Die Halle genügt nun modernen Standards. Schöner ist sie trotzdem nicht. Wird sie auch nicht mehr.

DIE STIMMUNG: 167 Tage hatten die Fans in München eishockeydarben müssen: Wie sehr München auf diese neue Ära gewartet hat? Die Halle war mit 6142 Fans ausverkauft, das gab es seit Ewigkeiten nicht mehr. Die Stimmung von Anfang an gut, auch wenn die Fans noch Probleme hatten mit den Namen der vielen neuen Spieler, die sie bei der Vorstellung skandieren sollen. Ansonsten weht sogar ein Hauch von NHL-Animation in der Eishalle. Sitznachbarn werden per Zufall mit Herzoptik auf den Würfel projiziert. Küssen sie sich, gibt's Donner-Applaus.. Pagé: „Die Zuschauer waren bei meinem ersten Auftritt hier in München toll!”

DER SPORT: Die EHCler, die ohne Kapitän Felix Petermann (Knieprobleme) auskommen mussten, agieren – anders als früher – physisch und aggressiv. Während unter Pat Cortina gerne der Beton angerührt wurde, gilt jetzt die Devise alles nach vorne. Selbst in Unterzahlsituationen wird aggressiv vorgecheckt. Aus jeder Situation soll ein Angriff gestartet werden. Die absolute Unberechenbarkeit ist Pagés Konzept. So unberechenbar, dass zuweilen die Mitspieler nicht wissen, was passiert. Bei den Gegentreffern war der Kasten offen wie ein Scheunentor. „Wir haben noch viele Fehler gemacht, dann aber unsere Energie wiedergefunden”, war Pierre Pagé zufrieden. Vor allem, weiI Ryan Duncan in der Verlängerung den viel umjubelten Siegtreffer für den EHC erzielte.

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