Brooks Macek: Den Titel für die tote Oma

Für den EHC München steht das Spiel vier der Halbfinalserie mit den Eisbären Berlin an. Die AZ sprach mit Brooks Macek über den Gegner, einen doppelten Jackpot und den Verlust seiner Großmutter.
von  Matthias Kerber
"Ich musste mir das Vertrauen unseres Trainers Don Jackson erst verdienen", sagt Brooks Macek, der Playoff-Topscorer des EHC (3 Tore, 9 Assists).
"Ich musste mir das Vertrauen unseres Trainers Don Jackson erst verdienen", sagt Brooks Macek, der Playoff-Topscorer des EHC (3 Tore, 9 Assists). © Rauchensteiner/Augenklick

München - Die AZ hat mit Brooks Macek gesprochen. Der deutsche Nationalstürmer (24) wechselte zu dieser Saison von den Iserlohn Roosters zum EHC München. In den Playoffs ist er der Topscorer der Red Bulls. Am Freitag (19.30 Uhr) geht es im vierten Spiel der Halbfinals-Serie (Stand 2:1) gegen die Eisbären Berlin.

AZ: Herr Macek, Topscorer, wie hört sich das an?
BROOKS MACEK: Gut, aber sind Sie sicher, dass Sie mit mir reden wollen?

Ja, schließlich sind Sie in diesen Playoffs bisher der Topscorer des EHC Red Bull München, der es in der Halbfinal-Serie (Spiel 4 am Freitag) mit den Eisbären Berlin zu tun hat.
Wirklich? Das wusste ich gar nicht. Wow. Wenn man mit Spielern wie Keith Aucoin oder Steve Pinizzotto in einer Reihe spielt, macht es das für einen selber einfach. Keith ist ein ganz spezieller Spieler, der das Tempo einer Partie so diktiert, wie es ihm am besten passt. Er kann das Spiel verzögern, dadurch Räume schaffen, solche Spieler gibt es nicht oft. Und Steve setzt harte Checks, die den Gegner einschüchtern, außerdem schafft er mit seinem Körper Räume für die anderen. Und: Was oft übersehen wird, er hat auch sehr gute Hände, kann schießen, passen, scoren. Er ist ein wichtiger Faktor, der unserem Spiel eine andere Dimension geben kann.

Der EHC fährt jetzt mit einer 2:1-Führung zur vierten Partie in Berlin. Wie breit ist denn die Brust, nachdem man nach der deprimierenden Heimpleite in Spiel 1 die nächsten beiden Partien gewinnen konnte?
Natürlich ist das für die Psyche gut. Daheim, in der zweiten Verlängerung zu verlieren, nach dem man 2:0 geführt hat, tat weh. Aber wir sind kein Team, das sich von so etwas aus der Bahn werfen lässt. Wir haben uns den Sieg in Berlin geholt und sind in Partie drei sehr dominant aufgetreten. Aber ich bin sicher, dass die Berliner noch ihre besten Spiele vor sich haben. Sie haben uns bis jetzt alles abverlangt, daran wird sich sicher nichts ändern.

Toni Söderholm, der Co-Trainer des EHC, meinte, dass bei den Eisbären alles laufen würde, solange sie Erfolg haben, aber man müsste sehen, ob Sie nicht auseinanderfallen, wenn es bergab geht, weil sie so viele Spiele mehr absolviert haben, um ins Halbfinale zu kommen.
Davon merkt man auf dem Eis aber definitiv nichts. Die Berliner sind eine sehr gute Mannschaft, die sich sicher nicht hinlegen und die Kehle darbieten. Sie werden bis zur letzten Sekunde kämpfen. Die wollen den Titel nicht weniger als wir. Wenn man so nahe dran ist, will man mehr. Viel mehr.

Den Titel.
So sieht es aus.

Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten sind Sie spätestens in den Playoffs so richtig explodiert.
Ich musste mich erst eingewöhnen, das stimmt. Ich würde nicht sagen, dass es hart war – aber schon schwierig. Ich kam ja aus Iserlohn, einer kleinen Stadt. Sich da in einer Großstadt wie München einzuleben, dauert einfach ein bisschen. Und auf dem Eis musste ich natürlich auch erst das Vertrauen unseres Trainers Don Jackson gewinnen. Je mehr Vertrauen er in dich hat, umso mehr Eiszeit kriegt man, umso wohler fühlt man sich auf dem Eis.

Wie wichtig war in der Anfangsphase EHC-Kapitän Michael Wolf, den Sie aus gemeinsamen Iserlohner Zeiten kennen?
Wolfi ist ein Phänomen. Er ist wirklich so ein großartiger Mensch, Spieler und Kapitän. Er hat mir das Leben hier viel leichter gemacht. Für mich ist er das Herz und die Seele unserer Mannschaft. Er hat immer ein offenes Ohr für einen. Man kann mit allem Problemen zu ihm kommen.

Sie stammen ja aus Kanada. Kommt Ihre Familie zu den Playoffs zu Besuch? Die Schwester von Stürmer Jason Jaffray ist ja auch extra angereist.
Meine Familie nicht, aber meine Verlobte ist seit dem zweiten Spiel da. Und sie wird bis zum hoffentlich süßen Ende bleiben, wenn wir die Meisterschaft holen können.

Und danach wird ...
... da wird geheiratet! Wir haben schon einen Termin. Im Juli ist es soweit. Das wäre zwei Mal der Jackpot. Die Meisterschaft als Spieler und meine Frau für mich als Mensch.

Coach Jackson sagte kurz vor den Playoffs, dass Sie ihn fast zu Tränen gerührt hätten.
Wieso das denn?

Aufgrund Ihrer Tore, die sie erzielt haben, kurz nachdem Sie von der Beerdigung Ihrer Großmutter zurückgekehrt waren. Das hat ihn tief berührt.
Da muss ich fast schlucken, aber so ist Don. Er ist ein Mensch, der ein tiefes, ehrliches Interesse an all seinen Spielern hat und an ihrem Schicksal teilnimmt. Meine Oma war ein sehr spezieller Mensch für mich. Sie wohnte nur auf der anderen Straßenseite, ich war andauernd bei ihr. Sie war ein wunderbarer, liebenswerter Mensch. Und eines ist sicher: Sollten wir den Titel holen, dann gewinne ich ihn für sie, dann werde ich ihr diese Meisterschaft widmen. Dann wird sie da oben im Himmel lächeln.

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