Bochanski: Erst Playoffs, dann Champions League

AZ: Herr Bochanski, Sie haben vor jeder Saison einen Zettel mit Zielen, Wünschen und Hoffnungen für die Spielzeit geschrieben. Was steht denn diesmal auf dem Zettel des EHC-Geschäftsführers?
JÜRGEN BOCHANSKI: Das werde ich nicht verraten. Aber ich sage so viel: Ich habe eine Ansprache an die Mannschaft gehalten. Dabei habe ich gesagt, dass wir auf der tollen vergangenen Saison aufbauen sollen. Unser Ziel ist es, in die Playoffs zu kommen. Kein Team der Liga hat als Ziel, irgendwo im Niemandsland der Tabelle rum zu spielen.
Sie kalkulieren mit einem Schnitt von stolzen 3900 Zuschauern pro Spiel, ist das nicht etwas gewagt?
Das ist nahezu exakt der Schnitt, den wir vergangene Saison erreicht haben. Ich denke nicht, dass wir da dramatisch abstürzen werden. Eishockey hat sich in München etabliert. Aber ich habe den Jungs auch gesagt, dass wir nicht nur Punkte holen, sondern auch den Zuschauer begeistern müssen. Eishockey lebt von Emotionen. Wenn man sieht, was in Düsseldorf abgeht, dass in dieser einstigen Hochburg keine Stimmung mehr ist, ist das nur traurig. Unser Sport ohne Stimmung ist der Tod des Eishockeys.
Sie haben mit BMW und MAN zwei große und namhafte neue Sponsoren gewinnen können, das muss für Sie, der jahrelang auf verschlossene Türen bei den Sponsoren stieß, eine Genugtuung gewesen sein…
Es zeigt, dass sich das Klinkenputzen gelohnt hat. Wir Freude uns über jeden Geldgeber, aber als dann diese Namen mit einer großen Strahlkraft bei uns unterschrieben, hat man schon innerlich einen Luftsprung gemacht.
Sie haben den EHC mal als Ihr Kind bezeichnet. Das Kind wird erwachsen.
Ich würde sagen, das Kind hat die Schulzeit hinter sich gebracht und ein gutes Abschlusszeugnis bekommen. Das macht einen stolz. Jetzt steht die Studienzeit an.
Um im Bild zu bleiben: Zum Studium nabeln sich die Kinder ab. Auch Sie übertragen Operations Manager Thomas Kriner beim EHC immer mehr Aufgaben.
Das Tagesgeschäft hat vollständig Herr Kriner übernommen. Wir haben jetzt fähige Leute, die es auch verdienen, dass man ihnen vertraut. Ich bin zwar weiter in alle Entscheidungen eingebunden, aber ich kümmere mich nicht mehr um jede Ticketanfrage.
Wird es einen vollkommenen Übergang der Verantwortlichkeit geben?
Das wird sich zeigen. Je mehr die Leute in die Aufgaben hineinwachsen, um so mehr Verantwortung kann man abgeben. Es ist nicht undenkbar, dass die jetzige Entwicklung noch weiter geht. Ich habe auch ein Versicherungsunternehmen zu führen. Und es ist auch schön, wenn ich mal die Zeit habe, den Golfschläger zu schwingen, wie etwa gerade bei einem Charity-Turnier mit Erich Kühnhackl.
Als Sie vor acht Jahren den EHC aufbauten, hatten Sie die Vision, den EHC in die DEL zu führen. Das ist erreicht, haben Sie neue Visionen?
Ich träume davon, dass es irgendwann im Eishockey einen zweiten großen Betrieb neben der Liga geben wird, so nach dem Vorbild der Champions League im Fußball. Dafür kämpfe ich in der DEL, dafür werde ich auch in Zukunft kämpfen, das wird sicher nicht schnell gehen, wir sprachen ja auch von Visionen.