Blake Wheeler - Gretzkys Liebling
MÜNCHEN Lächeln kann der erfolgsgierige EHC-Coach Pat Cortina nach Niederlagen eigentlich gar nicht. Doch selbst das 0:3 gegen die Straubing Tigers konnte dem Trainer des EHC Red Bull München die Laune nicht verhageln. Zu sehr Freude sich der Italo-Kanadier über seinen Neuzugang – NHL-Star Blake Wheeler, der am Donnerstag nach Düsseldorf einfliegt und den EHC dort am Freitag bei der DEG verstärken wird. Der Lockout, die Aussperrung der Spieler in der NHL, macht’s möglich. Spieler und Klubbosse können sich nicht auf die Verteilung der Gelder einigen. „Blake ist ein großer und großartiger Kerl“, sagte Cortina über den US-Kracher (1,93 Meter, 100 Kilo) „Aber das Schwergewicht beim EHC bleibe ich mit meinen 257 Kilo“, sagte Cortina lachend. Eine schwere Übertreibung! Doch die Münchner haben mit dem 26-Jährigen ein spielerisches Schwergewicht verpflichtet.
Die AZ stellt den Star vom NHL-Klub Winnipeg Jets vor.
Der Spieler: Trotz seiner Maße mied der Amerikaner jahrelang das körperbetonte Spiel, er setzte auf Geschwindigkeit und sein Talent. Bis ihm sein Vater Jim, ein großer Fan des härtesten Teamsports der Welt, American Football, den Kopf wusch. „Daddy verstand meine Art zu spielen nicht. Er sagte mir, dass ihm das nicht gefalle.“ Ein Rüffel vom Vater bringt jeden braven Sohn zum Nachdenken. Und in Wheelers Fall zum Umdenken. Plötzlich spielte er hart. Und der Erfolg war da. Der Erfolg, den Wayne Gretzky, der wohl beste Spieler aller Zeiten, vorausgesehen hatte. 2004 hatte er als damaliger Boss der Phoenix Coyotes den erst 17-Jährigen als fünften Spieler in die NHL-Draft geholt. „Ich habe etwas ganz Spezielles in ihm entdeckt.“ Eine größere Adelung gibt es in der Eishockey-Welt nicht. Wheeler – Gretzkys Liebling. In 345 Spielen erzielte er 75 Tore und gab 122 Vorlagen. Nach der Saison ist er Freeagent, kann frei wechseln. NHL-Insider gehen davon aus, dass er einen mehrjährigen Vertrag mit einem Jahressalär von etwa vier Millionen Euro erhalten wird.
EHC-Verteidiger Blake Sloan trainiert seit mehreren Jahren im Sommer in einer Profigruppe in Minnesota, in der auch Wheeler dabei ist. Sloan: „Er ist so schnell. Ich erinnere mich an eine Szene, da ging er so fix an mir vorbei – ich hatte nicht einmal die Chance, seinen Körper zu spielen.“
Der Mensch: „Er ist still, fast schüchtern. Wheeler lässt nicht den Superstar raushängen, in ihm steckt kein bisschen Arroganz“, sagt Sloan. Wheeler ist verheiratet mit Ehefrau Sam, vor einer Woche kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Wheeler ist großer Hip-Hop- und Hundefan. Er hat einen Boxer und liebt es, Golf zu spielen.
Der Patriot: Wheeler spielte bei der Junioren-WM 2006 und bei der WM 2011 im Team USA. Im Sommer besuchte er das Smithsonian Institute in Washington. Dort schaute er sich die Originalflagge der USA aus dem Jahre 1814 an, die bei der „Schlacht um Baltimore“ wehte. Die hatte Francis Scott Key dazu inspiriert, das Gedicht zu verfassen, das die Nationalhymne „Star spangled banner“ wurde. „Die Fahne zu sehen, war ein Erlebnis“, so Wheeler.
Der Unfall: Am 14. Januar wurde Wheeler von einem Schlagschuss am Hals getroffen. Die Halsschlagader wurde dabei gestreift. „Wäre der Puck direkt auf die Schlagader gegangen, hätte es fatal enden können“, sagten die Ärzte, „er hat sehr viel Glück.“ Wheeler pausierte zwei Partien. Sloan: „Blake redet nicht gerne über diesen Vorfall, denn es war sehr ernst.“
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