Barta: "Vom ersten Tag an nichts Gutes"
AZ: Herr Barta, wie tief sitzt bei Ihnen jetzt eine gute Woche nach dem überraschend frühen Scheitern des EHC Red Bull München bereits im DEL-Viertelfinale der Frust?
ALEX BARTA: Tief. Sehr tief. Wir hatten uns das alle sicher ganz anders vorgestellt. Es kam auch wirklich für alle überraschend, weil wir schon dachten, dass die Saison für uns noch deutlich länger gehen würde. Aber man muss nicht drumherum reden, Wolfsburg war einfach die bessere Mannschaft.
AZ: Der EHC wirkte erstaunlich abwesend, Wolfsburg spielte echtes Playoff-Eishockey, hart, zuweilen unfair. Die Red Bulls wirkten dagegen fast wie Klosterschüler.
ALEX BARTA: Das ist mir in der Formulierung doch zu hart. Aber es ist richtig, dass wir nie so recht in die Zweikämpfe gekommen sind. In keinem der Spiele. Und wenn einem das nicht gelingt, dann gewinnt man auch nicht. Als wir dann auch noch Garrett verloren haben...
AZ: Garrett Roe, den Topscorer und kreativen Mastermind...
ALEX BARTA: Ja, das war für uns der Genickbruch. Es wird ja viel über Playoff-Eishockey geredet. So, wie ich das sehe, greift der Vorwurf, wir hätten kein Playoff-Eishockey gespielt, zu kurz. Wir waren ehrlich gesagt eigentlich immer diesen einen Schritt zu spät, zu langsam, um überhaupt in die Lage zu kommen, Playoff-Eishockey spielen zu können. Wir waren gar nicht schnell genug, um Checks fahren zu können. Das war sicher auch den vielen Verletzten geschuldet, die wir in der Saison hatten. Aber auch unserem System, das mit seinem großen Laufaufwand sehr schwer umzusetzen ist, wenn man eben nicht vollkommen fit ist.
AZ: Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Sie und Trainer Don Jackson nicht die größten Freunde sind...
ALEX BARTA: Ich habe sicher nichts gegen Don persönlich und ich glaube, dass er auch nichts gegen mich persönlich hat. Aber ich bin auch ziemlich sicher, dass er mich nicht für einen wirklich guten Eishockeyspieler hält. Ob er recht hat, das müssen andere entscheiden.
AZ: Sie, der Topscorer der vergangenen Saison, konnten in dieser Spielzeit aber auch nie an Ihre Leistungen anknüpfen.
ALEX BARTA: Vollkommen richtig. Und ich suche da auch nicht nach Ausreden und Entschuldigungen. Ich als Spieler bin in der Grundschuld, ich bin in der Pflicht, die Leistung zu bringen. Das ist mir – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur sehr selten gelungen. Es ist aber auch so, dass Don vielleicht nicht wahnsinnig viel dazu beigetragen hat, dass sich das ändert.
AZ: Also auch für Sie persönlich eine frustrierende Saison – kein Wunder, dass sie den Verein verlassen.
ALEX BARTA: Ich wüsste nicht, was ich an der Saison überhaupt Gutes für mich sehen sollte. Sie war brutal enttäuschend, vom ersten bis zum letzten Tag. Es war ganz sicher eine der schlimmsten Spielzeiten meiner Karriere. Ich hätte unglaublich gerne mit dem EHC noch lange in dieser Saison weitergespielt, wäre gerne sehr weit gekommen, aber – bitte nicht falsch verstehen – für mich selber bin ich froh, dass diese Saison jetzt vorbei ist. Viel schlechter kann es für mich nicht werden. Deswegen ist es wohl für alle Seiten besser, dass ich jetzt eine neue Aufgabe haben werde.
AZ: Es heißt, dass Sie schon unter der Saison um Vertragsauflösung gebeten hätten.
ALEX BARTA: Nein. Soweit ist es letztlich nie gekommen, ich habe diesen Wunsch nie geäußert oder zum Ausdruck gebracht. Aber es stimmt, dass es in meinem Kopf herumgespukt ist, dass ich mir sehr wohl Gedanken gemacht habe, ob es besser wäre. Aber ich habe mir dann gesagt: Du hast einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Den hältst du ein, es gibt eben nicht nur rosigen Zeiten. Deswegen ziehst du das jetzt durch, gibst alles, was in dir steckt und hältst auch den Mund. Das habe ich die ganze Saison getan.
AZ: In Spiel drei dieser Viertelfinal-Serie waren Sie auch ziemlich angefressen, weil die Fans nach dem 2. Drittel das Team ausgepfiffen haben.
ALEX BARTA: Das war doch schon in Spiel eins so. Und ich verstehe nicht, dass man nach so einer Saison, in der man Zweiter der Hauptrunde war, bereits im ersten Spiel – das scheiße war, keine Frage – von den eigenen Fans ausgepfiffen wird. Das war definitiv kein Grund dafür, dass wir ausgeschieden sind, aber es braucht sich auch keiner einbilden, dass uns so was in irgendeiner Form helfen würde. Und wenn irgendein Spieler sagt, dass er das gut findet oder ihm hilft, dann lügt er. Nach den vier Spielen haben wir jeden Pfiff verdient, den die Fans in ihren Lungen finden. Aber nicht im ersten Spiel oder der dritten Partie, wo beim Stand von 0:1 noch alles drin war.
AZ: Alles in allem: War es eine Fehlentscheidung, nach München zu wechseln?
ALEX BARTA: Nein. Ich hatte zwei schöne Jahre in München, die ich nicht missen möchte. Ich gehe nicht im Bösen. Es hat halt nicht mehr gepasst. Ich werde auch immer gerne zurück nach München kommen. Ein Team zu wechseln, ist ein Teil des Geschäfts. Für mich ist eben jetzt die Zeit gekommen, zu gehen.
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