AZ-Interview: Treutle und der amerikanische Traum
AZ: Herr Treutle, wir gratulieren herzlich! Ihre grandiosen Leistungen beim EHC Red Bull München sind auch den Scouts der NHL nicht verborgen geblieben. Mit 24 Jahren bekommen Sie die große Chance in der besten Liga der Welt: Die Arizona Coyotes haben Ihnen einen Vertrag gegeben. Haben Sie schon drauf angestoßen?
NIKLAS TREUTLE: Ganz ehrlich? Nein! Ich habe noch überhaupt nicht gefeiert. Das ist alles für mich im Moment noch derart überwältigend, dass ich es erst einmal für mich selber realisieren muss. Fix ist es ja wirklich erst seit Dienstagabend. Wahrscheinlich kapiere ich das erst richtig, wenn ich dann die Koffer packen werde. Seit ich ein kleines Kind bin, eigentlich seit ich richtig denken kann, war es immer mein großer Traum, mal den Sprung in die NHL, in die beste Liga der Welt, zu schaffen. Jetzt bin dem wieder ein Stück näher gekommen.
Treutles großem amerikanischem Traum im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten...
Ich hoffe, dass es bei mir so sein wird (lacht). Ich war ja erst zwei Mal überhaupt in den USA. In diesem Sommer in New York zum Urlaub und bei der U20-Weltmeisterschaft in Buffalo. Ich bin mir also sicher, dass die USA noch viele Überraschungen auf allen Ebenen für mich parat hat. Eins ist sicher: Es wird eine unglaubliche Erfahrung für mich, den Jungen aus Nürnberg. Als Sportler, aber auch als Mensch.
Was sagt Ihre Familie dazu? Die Mama wird doch sicher ein auch paar Tränen vergossen haben.
Davon gehe ich aus. Aber in erster Linie freuen sich wirklich alle für mich, weil sie wissen, dass es eben mein Traum ist, für den ich so lange, so hart gearbeitet habe. Aber auch für meine Familie wird es natürlich eine Umstellung, wenn ich nicht mehr ums Eck bin, wenn sie meine Spiele nicht einfach mal schnell so sehen können. Ich werde aber in den nächsten Tagen nach Nürnberg fahren und mich in aller Form bei allen verabschieden.
Sie sind so etwas wie der Shooting-Star der Liga. Bei Hamburg aussortiert, in München zum Stammkeeper gereift, nun in die NHL Viel steiler kann eine Karriere ja nicht verlaufen!
Ich sage ja, es ist ein bisschen unwirklich.
Sie waren schon seit frühesten Kindheitstagen immer der Kerl im Kasten.
Ja, ich habe mit drei Jahren mit Eishockey begonnen. Da gab es zwar noch keine Tore, aber ich war schon immer der Kerl, der hintengeblieben ist. Als es dann Tore gab, war klar, dass der, der eh schon hinten bleibt, auch im Kasten steht. Mir hat es immer schon besondere Freude bereitet, Schüsse zu blocken. Das war immer das meine. Außerdem war die Torhüter-Ausrüstung immer die coolste. Aber es entspricht wohl einfach meinem Charakter. Auch beim Fußball stehe ich immer im Tor.
Als Manuel-Neuer-Verschnitt?
Eher das Gegenteil. Beim Fußball waren es eher meine mangelnden technischen Fähigkeiten, die mich ins Tor brachten. Ich bin sicher kein spielender Torhüter. Ich bleibe auf der Linie, aber da bin ich sehr gut.
Ihr Trainer Don Jackson sagt, dass Sie auf jeden Fall reif für die Chance NHL sind.
Das adelt mich, wenn es aus seinem Mund kommt, denn er war ja ein großer Star in der NHL. Ich muss auch sagen: Ich fühle mich bereit. Man merkt einfach in jedem Jahr, wie man reifer wird, wie man sich selber besser findet. Ich denke, dass diese Chance im perfekten Moment kam. Ich habe auch viel an meinem Spiel gearbeitet, denke, dass mir das schnelle Spiel in der NHL auf den kleineren Eisflächen liegen wird.
Wer ist Ihr Lieblingsteam in der NHL?
Da habe ich eigentlich keines. Ich bin eher ein Fan gewisser Spieler, natürlich speziell der Torhüter, etwa Carey Price von den Montreal Canadiens. Als ich noch in Hamburg spielte, haben wir mal gegen die Los Angeles Kings in einem Testspiel gespielt, da verfolgt man so ein Team natürlich auch besonders, wenn man die Spieler so ein bisschen kennt.
Jetzt also Phoenix, die Wüstenstadt. Da können Sie sich ja bei Ihrem alten Teamkollegen Sean O’Connor, Spitzname Hooligan, informieren. Der lebt in der Off-Season dort.
Echt? Das wusste ich gar nicht.
Der kann Ihnen schöne Geschichten von Klapperschlangen in der Garage erzählen.
Wow, klingt gefährlich. Der richtige Ort für Sean. (lacht)
- Themen:
- EHC Red Bull München