Aus für Kompon: „Ich bin sehr traurig“

Nach sieben Jahren endet die Ära Kompon beim EHC München. Exklusiv in der AZ sein Abschiedsinterview: "Der Tiefpunkt meiner Karriere in München."
Matthias Kerber |
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Servus, Mike! Stürmer Mike Kompon, Rekordtorschütze des EHC Red Bull München, erhält nach sieben Jahren keinen neuen Vertrag.
Rauchensteiner/AK Servus, Mike! Stürmer Mike Kompon, Rekordtorschütze des EHC Red Bull München, erhält nach sieben Jahren keinen neuen Vertrag.

Nach sieben Jahren endet die Ära Kompon beim EHC München. Exklusiv in der AZ sein Abschiedsinterview

MÜNCHEN AZ: Herr Kompon, mit 102 Treffern sind Sie der Rekordtorschütze des EHC München, doch nach unseren Informationen ist Ihre Karriere hier nach 306 Spielen beendet. Richtig oder falsch?

MIKE KOMPON: Richtig. Leider richtig. Es sieht danach aus, dass für mich beim neuen EHC kein Platz mehr ist.

Es sieht danach aus? Was hat man Ihnen denn gesagt?

Mir persönlich nichts. Seit ich im März nach Kanada gereist bin, hat kein EHC-Verantwortlicher mit mir gesprochen. Nicht ein einziges Wort! Aber vor kurzem wurde meinen Agenten mitgeteilt, dass man mir wohl keinen neuen Vertrag anbieten wird, weil man ein junges Team aufbauen wolle, mit frischen Beinen.

Sie sind 31, gleichzeitig hat man aber gerade Danny Bois verpflichtet, der mit 30 kaum jünger ist als Sie...

Stimmt, und Danny ist auch noch ein guter Freund von mir. Ich verstehe auch nicht, was das mit den frischen Beinen soll. Man muss ja nur unseren alten Coach Pat Cortina fragen, ich war in all den Jahren bei allen Fitnesswerten immer unter den besten Drei, ich denke, ich habe frische Beine, habe eine sehr gute Saison gespielt und könnte dem Team auch noch etwas geben, aber es soll nicht so sein.

Sie wirken enttäuscht.

Natürlich bin ich sehr traurig. Das hier ist sicher der Tiefpunkt meiner Karriere in München. Ich bin auch enttäuscht, es ist bitter. Ich verstehe, dass der neue Trainer Pierre Pagé sein eigenes Team aufbauen will, ich hätte mir nur gewünscht, dass man die Situation etwas anders gehandhabt hätte, dass man einfach mal angerufen hätte und gesagt hätte: ’Mike, Du passt nicht mehr in unser System.’ Um nicht falsch verstanden zu werden. Es ist zwar bitter, aber ich bin nicht verbittert. Ich bin lange genug im Geschäft, ich habe viel gesehen. Es wird viel über Loyalität im Eishockey gesprochen, aber wenn man so lange dabei ist, wie ich, weiß man, das ist ein Märchen, es gibt keine Loyalität.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Ich weiß es noch nicht, ich wollte noch mindestens ein Jahr spielen. Ich weiß nicht, ob ich weiter in Deutschland in der DEL aktiv sein werde, oder in Kanada. Ich bereite mich gerade auf wichtige Examensprüfungen vor, damit ich meinen Lehrerberuf vorantreiben kann. Ich habe auch die Prüfung abgelegt, um Polizist werden zu können. Das ist in Kanada ein sehr guter, sehr angesehener Beruf. Ich habe auch gerade ein Haus gekauft, das ich am Freitag beziehen werde. Im Moment wäge ich einfach alle Optionen ab.

Nur der EHC ist keine mehr.

So sieht es leider aus.

Nach sieben Jahren, in denen Sie viel durchmachen mussten in München, hätten Sie aber sicher beim neuen EHC gerne weitergespielt.

Klar, ich denke, dass man hier Großes vorhat. Und ich wünsche dem Verein, der Organisation, vor allem den Fans, dass der EHC eine Meisterschaft nach der anderen holt. Ich hatte die schönste Zeit meiner Karriere hier, ich liebe die Stadt, die Menschen hier. Sie können sicher sein, ich werde immer wieder gerne hierher zurückkommen. Ich werde meine Kinder und Enkel, wenn ich beides mal haben sollte, hierher bringen und ihnen zeigen, wo ich gespielt habe, wo ich gelacht, gelitten, geweint, gezittert und mich Freude habe. Als ich hier angefangen habe, war Eishockey am Boden, so tief unten wie man nur sein kann, jetzt ist endlich der Erfolg vorgezeichnet. Dieser Verein, die Fans haben einen Platz auf Ewigkeit in meinem Herzen. Wenn ich daran denke, dass 2007 die Fans Gelder gesammelt, gespendet, ihre Sachen verkauft haben, um den Verein zu retten, dann kommen mir immer noch Tränen der Dankbarkeit, der Bewunderung.

Interview: Matthias Kerber

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