Auf Kufen zum Jupiter? Pagés Bruchlandung!

Red Bulls Trainer verkündete im Sommer, München werde „der Nabel der Eishockeywelt”. Die Realität sieht anders aus. Die AZ zeigt auf, was der Coach alles versprach – und wie wenig davon sich bisher erfüllte.
von  Gregor Röslmaier
EHC-Trainer Pierre Pagé.
EHC-Trainer Pierre Pagé. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN Aufblicken wollten oder konnten nur noch die wenigsten EHC-Spieler nach dem 0:3 gegen die Kölner Haie am Sonntag. Nach dem Spiel ist es üblich, noch einmal in die Fankurve zu fahren und wenigstens kurz zu winken – das tat kaum einer. Während die Fans, schimpfend und fluchend, schnell die Halle verließen, taten es ihnen die Spieler gleich. Nur raus hier!


Doch neben dem Team ist auch Trainer Pierre Pagé in Ungnade gefallen beim Publikum, das lautstark Nationaltrainer und Ex-EHC-Coach Pat Cortina, der auch in der Halle war, feierte. Dabei hatte Pagé so viel versprochen zum Saisonstart.

Was wirklich dran ist? Die AZ macht den Pierre-Pagé-Realitäts-Check:

„2,5 Gegentore und vier Tore für uns – das ist unsere Philosophie.”
Das gab Pagé vor der Saison aus. Am ersten Wochenende klappte diese Vorgabe hervorragend, danach passt gar nichts mehr. Der aktuelle Schnitt: 3,27 Tore schießt der EHC pro Partie, kassiert aber auch 3,63 Tore im Schnitt. Das reicht vielleicht für die Playoffs, über die Pagé sagte: „Was soll das für ein Ziel sein?”


„Wir wollen die Fans unterhalten. Wer den FC Bayern mag, wer den FC Barcelona mag, der wird auch uns mögen.” Bislang mag das EHC-Spiel, wer viele Tore sehen will. Am Sonntag bekräftigte Pagé im Stadionheft: „Wir wollen spektakulär fürs TV sein, ein Cirque du Soleil auf Kufen.” Zirkusreif ist bislang aber nur die Verteidigung. Die Fans sind jetzt schon restlos entnervt.


„Red Bull hat München auserkoren, der Nabel der Eishockeywelt für das Unternehmen zu werden.” Ein langfristiges Ziel, das kurzfristig nicht umsetzbar scheint. Beim 0:9 in Mannheim hörte der EHC nach dem 0:6 auf, weitere Gegentore auf Twitter zu vermelden – eine solche Schmach passt auch nicht zum designierten Nabel der Eishockeywelt.


„München ist nun mal die Stadt der Champions. Wir brauchen Erfolg, das ist klar.” Eine frühe Erkenntnis, die zeigt, dass er wusste, was passiert, wenn der Misserfolg zuschlägt. Heute relativiert er: „Bald können wir sagen: Jetzt gewinnen wir, weil wir durch harte Zeiten wie damals gegangen sind.”

„Von Juli bis August war das das beste Team, das ich jemals in Europa gesehen habe.” Davon ist die Mannschaft derzeit weit weg. Nicht umsonst sind die Top-Scorer mit Alexander Barta und Uli Maurer zwei Deutsche Spieler. Dazu kommt noch Torhüter Jochen Reimer, der den EHC immer im Spiel hält. Die Import-Spieler bezeichnete Pagé zuletzt als „Urlauber”. Nick Palmieri, einer davon, fehlt nun erst einmal zwei Wochen wegen einer Knieverletzung.


„Wir haben genug Qualität, Berlin zu jagen." Berlin ist Serienmeister der DEL. Was Pagé meinte: Der EHC kann Meister werden. Heute ist Berlin Letzter und der EHC kassiert Klatschen. Geht es so weiter, jagt man wirklich Berlin. Abwärts.

„Weil der Mensch schon auf dem Mond war, muss es jemanden geben, der zum Mars, Saturn und Jupiter fliegt. Das wollen wir sein.”
Eine Ankündigung, die nicht ins Bild passt. Nach Wolfsburg die wenigsten Zuschauer im Schnitt (3187), nach Augsburg die meisten Gegentore (40), die meisten Strafminuten aller Teams pro Spiel (23) und aus sechs Heimspielen nur zwei Siege.


Die versprochene Meisterschaft scheint zurzeit genauso weit weg wie der Mensch von Mars, Saturn oder Jupiter.

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