Au Backe! Dehner mit Kieferbruch
München - Am Sonntag, da postete Jeremy Dehner, der Verteidiger des EHC Red Bull München, noch ein Bild von sich mit grotesk angeschwollener rechter Wange. Dazu reckte er noch den Daumen nach oben: Alles gut, ich bin in Ordnung!
Da ging der 28-Jährige davon aus, dass der Puck, der ihn beim 2:1-Sieg der Red Bulls über die Eisbären Berlin voll im Gesicht getroffen hatte, keinen ernsthaften Schaden angerichtet hatte. Dehner war sogar nach der Verletzung wieder aufs Eis zurückgekehrt, hatte die Partie zu Ende gespielt. A harter Hund, der kleiner Dehner (1,74 Meter)! Doch die Hiobsbotschaft kam dann nach der medizinischen Untersuchung im Krankenhaus: Der Puck hat zu einer Fraktur des Oberkiefers geführt, Dehner muss operiert werden und fällt definitiv mehrere Wochen aus. Ein schwerer Schlag für den EHC vor dem Spiel bei Meister Adler Mannheim.
Denn Dehner gehört beim EHC in diesen Wochen der Inkonstanz zu den wenigen Verlässlichen. Der 28-Jährige avancierte zum vielleicht besten, zumindest aber zuverlässigsten, Abwehrspieler bei den Münchnern, die bei sieben Freitagsspiele in Serie jeweils als Verlierer vom Eis schlichen, dann aber am Sonntag stets siegreich blieben. „Jeremy spielt gut“, sagte Coach Don Jackson erst vor wenigen Wochen.
Jetzt muss er auf den Gutspieler lange Zeit verzichten. Die Münchner Zeit ist für den quirligen Defensivmann keine einfache. 2014 war Dehner vom finnischen Erstligisten Jokerit Helsinki zum EHC gewechselt. Nachdem am 9. September sein Onkel und Mentor Bob Suter, der ein Teil der legendären US-Mannschaft war, die bei Olympia 1980 in Lake Placid im sogenannten Miracle on Ice die als unschlagbaren Stars der Sowjetunion ausgeschaltet und am Ende Gold geholt hatten, verstorben war, reiste er zu dessen Beerdigung nach Nordamerika. Kaum zur EHC-Mannschaft zurückgekehrt, zog er sich einen Muskelbündelriss im Bein zu. Er wurde operiert und fiel vier Monate aus.
„Das war auf jeden Fall eine harte, schwere Zeit. Man fühlt sich so wertlos. Man wird operiert, sitzt rum, hat nichts zu tun, kann nicht einmal seinem Beruf nachgehen. Das sind lange, lange Wochen, in denen man auch oft von düsteren Gedanken erfüllt ist“, sagte Dehner, der zu Ehren seines Onkels ein Armband trägt, in das dessen Name eingraviert ist, der AZ.
Jetzt wird Dehner wieder operiert, muss wieder rumsitzen und wird sicher wieder düstere Gedanken haben. Mindestens vier Wochen wird der Amerikaner nach AZ-Informationen ausfallen.
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