Alte Härte, neuer Spaß

EHC-Kapitän Andreas Raubal lobt Coach Pat Cortina, erteilt dem Bruder Redeverbot und schimpft auf den Verband. "Vetternwirtschaft und Speichellecker!"
von  Abendzeitung
Ex-EHC-Kapitän Andreas Raubal. Foto: Rauchensteiner/Augenklick
Ex-EHC-Kapitän Andreas Raubal. Foto: Rauchensteiner/Augenklick © Rauchensteiner/Augenklick

EHC-Kapitän Andreas Raubal lobt Coach Pat Cortina, erteilt dem Bruder Redeverbot und schimpft auf den Verband. "Vetternwirtschaft und Speichellecker!"

AZ: Am Sonntag treffen Sie mit dem EHC München auf Ihren Bruder Anton, der Co-Trainer in Schwenningen ist. Hat er Sie schon ausgehorcht?

ANDREAS RAUBAL: Angerufen hat er, aber ich habe ihm gleich g’sagt: Mit dem Schmarrn hörst auf. Mir können über alles reden, Familie, Privates, Eishockey allgemein, aber über das Spui red’ ich nicht. Aber ich Freude mich auf die Partie, denn jetzt stehen mit Schwenningen, Ravensburg und Riessersee die drei Teams an, die ich vor der Saison für die stärksten hielt. Wir sind auch gut, da muss man nicht um den heißen Brei rumreden, aber unsere Stärke kommt von harter Arbeit. Deswegen macht es mir jetzt so viel Spaß beim EHC, denn Coach Pat Cortina fordert genau das ein.

Der Spaß war Ihnen letzte Saison vergangen, Sie wollten Ihre Karriere beenden.

Das stimmt, unter Cortinas Vorgänger Doug Bradley hat es keinen Spaß mehr gemacht, da wurde viel diskutiert und wir haben dauernd Taktikschulungen gemacht. Nur das harte Arbeiten, das wurde vergessen. Und der Erfolg war auch nicht da, da habe ich mir gesagt, das musst du dir nicht mehr antun. Aber als dann Cortina wieder kam, war der Spaß zurück – und ich habe verlängert.

Sie sind jetzt 34 Jahre alt, könnten Sie sich vorstellen, selber eine Trainerlaufbahn einzuschlagen.

Nein, niemals.

Warum?

Ich liebe diesen Sport, ich betreibe ihn seit 27 Jahren, aber wenn ich sehe, was da im deutschen Eishockey abläuft, wie viel Vetternwirtschaft und Speichellecker es gibt, dann ist das nicht meine Welt. Definitiv nicht. Und dabei wird der Nachwuchs vollkommen vergessen. Das ist so ein Rumgemurkse. Nehmen Sie den Verband DEB, um die Jugend kümmert sich da keiner. Die sitzen alle nur auf ihren fetten Hintern und stecken das Geld ein. Dass sie aber mal was tun würden für das deutsche Eishockey, das fällt ihnen leider nicht ein.

Sie klingen fast wie Ex-Bundestrainer Hans Zach, der radikale Reformen, ein radikales Umdenken fordert.

Recht hat er, der Hans. Aber es passiert nix. Wenn ich sehe, dass selbst ein Mann wie der Erich Kühnhackl...

Deutschlands Eishockey-Spieler des Jahrhunderts, der jetzt Verbands-Vize ist...

Genau. Wenn ich sehe, dass der auch nicht Klartext redet, sondern rumdruckst, dann habe ich da nichts zu suchen. Dabei könnte es sich der Erich – genau wie der Beckenbauer im Fußball – leisten, den Mund aufzumachen. Das erinnert mich alles an Fähnlein im Winde. Das ist nicht meine Welt. Ich trainiere vielleicht mal den Nachwuchs, aber das war’s dann auch.

Interview: Matthias Kerber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.