Alexander Barta, der Mario Basler auf Kufen

AZ: Herr Barta, Sie dürfen für sich in Anspruch nehmen, eines der schmerzhaftesten Tore der Eishockey-Geschichte erzielt zu haben. Die Bilanz Ihres Tores für Ihren schwedischen Klub Rögle: vier gebrochene Rippen, punktierte Lunge, Schultereckgelenkssprengung, drei gerissene Bänder in der Schulter, Riss der Bizepssehne.
ALEXANDER BARTA: Das Schlechte war, dass ich als ich auf dem Eis lag noch nicht mal wusste, dass der Puck im Netz war. Erst als ich nach einiger Zeit halbwegs klar im Kopf war, habe ich mitgekriegt, dass es zumindest ein Tor war. Ein kleines Trostpflaster, nicht mehr. Die Verletzung war die Schlimmste, die ich je hatte.
Schlimmer als Ihr Oberschenkelhalsbruch im Jahre 2008?
Ja, das war abartig. Nach der OP, das waren die schmerzhaftesten Stunden meines Lebens überhaupt. Zum Glück hat der Körper, der menschliche Geist, einen Mechanismus eingebaut, das ist so etwas wie die Gnade des Vergessens. Ich habe mir nach 2008 sehr bald wieder gesagt, so schlimm war’s gar nicht, das gleiche sage ich mir jetzt wieder.
Bis zum Saisonstart sind Sie auf jeden Fall wieder fit?
Ja. Es fehlt noch die Muskelmasse, ich hatte zwar nie gewaltige Oberarme, aber im Moment sieht das eher wie bei einem Kind aus. Aber ich steigere mich, vor einer Woche war es wie bei einem Neunjährigen, jetzt bin ich schon neuneinhalb.
Sie spielten zuletzt im 23000-Seelen-Dorf Ängelholm. Dort steht das erste Ufo-Denkmal der Welt, der Eishockeyspieler Gösta Carlsson soll dort 1946 ein Ufo gesichtet haben...
Das wusste ich gar nicht. Vielleicht hatte der Spieler nur zu viel Getränke zu sich genommen, dem ist der Schwede nicht von vorneherein gegenüber kategorisch abgeneigt.
Und der Eishockeyspieler auch nicht.
(lacht) Zumindest nicht jeder.
Nach zwei Jahren in Schweden haben Sie beim EHC unterschrieben. Warum?
Das Ausland war eine grandiose Erfahrung für mich. Als Spieler und als Mensch, aber die Heimat ist eben doch die Heimat. Die Möglichkeiten, die sich in München mit Red Bull bieten, haben mir zugesagt. Auch finanziell hat das Angebot gestimmt. Man wird oft schief angeschaut, wenn man das sagt, aber wenn jeder mal ganz ehrlich zu sich selber ist, wird er zugeben, dass das Geld bei der Wahl des Arbeitgebers auch wichtig ist. Das ist bei mir nicht anders als bei jedem anderen Bürger.
In München sind Sie wieder vereint mit Trainer Pierre Pagé, den Sie aus Ihren Berliner Zeiten kennen. Er polarisiert wie kaum ein Zweiter.
Das stimmt. Einig sind sich alle nur, dass er fachlich unantastbar ist. Als Mensch wird er immer wieder angegriffen, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Er ist die perfekte Wahl für München. Als ich in München unterschreiben habe, stand nicht fest, dass Pierre der Trainer werden würde, aber ich war mir für mich sicher, dass er sich so eine Konstellation nicht entgehen lassen würde, und auch das hat bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt.
Beschreiben Sie ihn kurz.
Ich war 18, 19 als ich ihn kennenlernte. Ich habe damals nicht alles verstanden, was er von mir verlangt hat. Das hat bei mir teilweise Jahre gedauert, aber jetzt kann ich sagen, dass er mit allem, was er gesagt hat, Recht hatte. Er wird seine Philosophie der Mannschaft gleich klarmachen: Eishockey ist die Nummer 1 im Leben. Immer und überall. Als 18-Jähriger denkt man, Freunde, Familie, Gesundheit sind wichtiger. Für Pierre ist klar: Eishockey ist die Nummer 1. Nichts anderes.
Jetzt also München, für Sie eigentlich perfekt, oder?
Ich bin begeisterter Bayern-Fan! Die letzten zwei Jahre waren schmerzlich, umso toller die Genugtuung des Triples. Ich war ja sogar mit Jochen und Patrick Reimer in Wembley dabei. Atemberaubend! Viele können zwar nicht verstehen, warum ich Bayern-Fan bin, aber seit Mario Basler kam, bin ich mit Herz und Seele dabei. Mario war immer ein Typ, der gesagt hat, was er gedacht hat. Die gibt es immer seltener, das fehlt ein bisschen. Ich bin ja auch einer, der manchmal mehr sagt, als für ihn eigentlich gut ist.
Was sagen Sie denn dann zur Eishockey-WM, als Pat Cortina in seiner Doppel-Funktion als Bundestrainer/Sportdirektor von Präsident Uwe Harnos noch vor Turnierbeginn in Frage gestellt wurde?
Ich will ja jetzt nicht unbedingt etwas Böses über Herrn Harnos sagen, aber ich will es mal so ausdrucken: Ich habe mich über die Aussage auch gewundert – und ich habe sie auch nicht verstanden.