4:1! Der EHC macht Cortina froh
MÜNCHEN Es gibt sie diese Situationen, denen man gerne aus dem Weg geht. So eine, wie sie am Freitag-Abend in der Olympia-Eishalle zwangsläufig entstand: Wenn nämlich der neue Liebhaber und der Verflossene aufeinander treffen, dann ist meist böses Blut garantiert. Ersterer stand hinter der Bande des EHC München – Pat Cortina, der Auserwählte des Deutschen Eishockey Bundes, der neue Bundestrainer und gleichzeitig EHC-Coach. Und einige Meter weiter Uwe Krupp, der Ex des Nationalteams, der den DEB bis ins Halbfinale der Heim-WM führte und damit die größten Erfolge einer deutschen Auswahl seit den Tagen eines Erich Kühnhackl oder Udo Kießling zu verantworten hatte.
Der 4:1-Sieg des EHC vor 3907 Zuschauern war das erste Spiel nach der Bundestrainer-Premiere von Pat Cortina beim Deutschlandcup gegen den ehemaligen Coach Krupp. Bei seinem Bundestrainer-Debüt hatte Cortina gleich kokettiert: „Die Nationalmannschaft ist für mich wie eine neue Freundin.” Und zwar: Liebe auf den ersten Blick. Und dass der Kanadier ein guter Liebhaber ist, beweist er täglich. Sei es beim Essen, denn für Cortina geht Liebe auch durch den Magen. Oder bei seiner Familie, die ihm heilig ist. Seine Frau und die drei Töchter holte er vor dieser Saison nach München. Ein Glück, dass der Deutsche Eishockey Bund seinen Sitz ebenfalls in der Landeshauptstadt hat, da er nach diesem Jahr auch einer alten Liebe den Laufpass geben wird: Den EHC wird der 48-jährige am Ende der Saison nicht weiter betreuen.
Doch all das zählte am Freitag nicht mehr, der Sieg beim Deutschlandcup war vergessen, noch liegt der Fokus nur auf der alltäglichen Herzensangelegenheit, dem Eishockeyklub. Und da sind Cortinas Sorgen derzeit riesig: Der Zustand des übergroßen Lazaretts wurde nur marginal kleiner. Auch gegen die Haie fehlten Brent Aubin, Uli Maurer, Felix Petermann und Toni Ritter. Wann sie zurückkehren ist ungewiss. Wie wichtig die Rückkehrer im Kampf um den letzten Playoffplatz sind, bewies gleich Viktor Ekbom: Der Schwede, der vergangenes Wochenende noch mit einer Grippe kämpfte, hämmerte den Puck zur Führung ins Tor (23.). „Köln ist vielleicht die beste Mannschaft, aber wir haben toll gekämpft”, sagte Cortina. Mike Kompon setzte einen drauf, schloss einen Angriff mit einem lockeren Schlenzer zum 2:0 ab (35.). Köln verkürzte zum 1:2 durch Felix Schütz (51.). Aber Martin Buchwieser erhöhte nach sensationellem Zusammenspiel mit Paul Stastny zum 3:1 (57.). Blake Wheeler setzte den Schlusspunkt (60.). „Jeder im EHC-Trikot hat unsere Identität gezeigt heute, es war ein toller Kampf”, sagte Cortina.
Die Verabschiedung zwischen Cortina und Krupp fiel dann kurz aus: Lobende Worte, Handshake - es hätte Schlimmer kommen können. Aber Krupp ist eben auch unterkühlter als Cortina. Nach dem Sieg gilt beim EHC wieder: Amore mio – der Trennungsschmerz soll erst nach den Playoffs einsetzen.
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