20 Jahre Christian Winkler beim EHC: "Ich habe Dinge erlebt, die will man sicher nicht mitmachen"

Am 1. Mai feiert Christian Winkler sein 20-jähriges Jubiläum als Manager des EHC Red Bull München. In der AZ erinnert sich der 52-Jährige an Höhen und Tiefen und spricht über sein Erfolgsrezept.
Matthias Kerber
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20 Jahre EHC: Christian Winkler, Managing Direktor von Red Bull Hockey.
City-Press GmbH 20 Jahre EHC: Christian Winkler, Managing Direktor von Red Bull Hockey.

München - Es gibt Menschen, die kommen und gehen und kaum einer weiß, ob sie wirklich da waren. Und es gibt Menschen, die hinterlassen Spuren, die nie vergehen. Christian Winkler, der Managing Direktor von Red Bull Hockey, gehört zur zweiten Kategorie. Am 1. Mai feiert der 52-Jährige sein 20-jähriges Jubiläum beim EHC Red Bull München - die Porzellanhochzeit in diesem so zerbrechlichen Konstrukt Münchner Eishockey.

"Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass wir mal über 20-jähriges Jubiläum reden würden, hätte ich ein paar Ärzte gefragt, ob sie bitte die Medikation besser einstellen können", sagte Winkler, der damals beim EC Peiting in der Oberliga tätig war, der AZ: "Ich habe mich umgehört. Sicher vier, fünf Leute haben mir gesagt, dass München ein toller Standort ist, aber Eishockey dort einfach nicht funktioniert. Trotzdem habe ich mir dann gedacht: Ich probiere es aus."

Winkler und der EHC: 2007 stand fast das Aus bevor

Damals war der frühere Eishockey-Torwart auch noch als Moderator im Radio tätig, war als die "Stimme des Oberlands" bekannt. "Ich hatte mich vorher ein bisschen in das Olympia-Eisstadion verliebt. Als 17-Jähriger saß ich da auf der Bank, als wir mit dem SC Riessersee gegen Hedos spielten", so Winkler: "So eine Stimmung hatte ich noch nie erlebt, man hat sein eigenes Wort nicht verstanden. Das hat mich nachhaltig beeindruckt."

Schnell lernte Winkler aber das Haifischbecken Münchner Eishockey kennen. "Ich habe in der Zeit Dinge erlebt, die will man sicher nicht mitmachen, aber vor allem Momente, die man nie vergessen wird, die so schön, so erfüllend waren", sagt Winkler rückblickend. 2005 hieß es Oberliga ade, 2. Bundesliga wir kommen. Als 2007 aber der Hauptsponsor ausstieg, musste Winkler die traurige Tour fahren und allen Spielern mitteilen, dass der Verein so nicht mehr antreten kann. "In die Gesichter der Spieler zu sehen, die nicht wussten, wie es weitergehen soll - im Beruf, aber auch im Leben -, war hart", sagte Winkler. Drei Wochen später die Erlösung: Der Verein hatte neue Gelder aufgetan.

Winklers erster Gedanke bei Cortina: "Halleluja, was haben wir denn da geholt?"

Mit Pat Cortina verpflichtete der EHC 2008 den goldrichtigen Trainer. Gleich beim ersten Spiel in Landsberg hinterließ der gewaltig Eindruck bei Winkler und den Spielern. "In der Kabine hat Pat Worte verwendet, die spricht man lieber nicht aus - und das alles in einer Lautstärke, das hatte ich noch nie erlebt - und ich habe viel gehört im Eishockey. Er hat noch eine Tür eingetreten. Da dachte ich: ,Halleluja, was haben wir denn da geholt?'", sagte Winkler: "Doch dann habe ich gesehen, wie er die Kabine verlassen, die Krawatte gerichtet und gegrinst hat. Das war mir klar: Er ist der Meister des Kalküls."

Der den EHC zum Zweitliga-Titel 2010 und damit in die DEL führte. Aber auch dieser Gang war mit Drama garniert. "Ich saß bei Freunden, wir schauten das DFB-Pokalfinale an, als plötzlich die Info durchsickerte, dass die DEL uns die Lizenz verweigert", sagt Winkler: "Da hat es mir den Boden vollkommen unter den Füßen weggezogen." Erst nach langem Hin und Her wurde dem EHC, der eine Frist versäumt hatte, doch die Spielgenehmigung erteilt.

EHC mit einem Fuß in Schwenningen - dann kam Red Bull

Die erste DEL-Saison war dann ein voller Erfolg, als erster Aufsteiger schaffte es der EHC in die Pre-Playoffs. Doch der nächste Nackenschlag ist in München nie weit weg. 2012 stieg einer der drei Hauptgesellschafter aus, der Verein geriet wieder in Finanznöte, verhandelte daher mit dem damaligen Zweitligisten Schwenningen über den Verkauf der DEL-Lizenz.

Es fehlten nur noch die Unterschriften. Dann versuchte man einen letzten Rettungsversuch, kontaktierte unter anderem das Red-Bull-Imperium von Didi Mateschitz. Nach einem Übergangsjahr als Geldgeber stieg Red Bull dann im Mai 2013 als alleiniger Hauptgesellschafter ein.

Und das Konstrukt EHC, Winkler und Red Bull wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Nachdem man sich die Dienste von Erfolgscoach Don Jackson sichern konnte, holte sich der EHC vier Meistertitel (2016, '17, '18, '23). "Christian ist das Herz und das Hirn dieser Organisation", sagte Jackson damals, "er hat hier eine Ära geprägt."

Winkler: "Andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will"

Eine Ära, die jetzt, da der EHC zur kommenden Saison in den hochmodernen SAP Garden umzieht, noch größer und erfolgreicher werden soll. Winkler: "Das ist toll für München und das Eishockey hier. Ich bin sehr stolz und dankbar, ein Teil des Ganzen zu sein."

Und wie lautet Winklers Erfolgsrezept? "Sich nie zu wichtig zu sein, bodenständig bleiben, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will. Und immer wissen, dass der Einzelne nicht viel bewirken kann. Jeder braucht ein Team, das mit Leib, Seele und Herzblut hinter einem steht. Dieses Glück hatte ich all die Jahre hier." 20 Jahre, um genau zu sein.

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