Ecker-Rosendahl: "Das waren ganz besondere Spiele"
Die Ex-Leichtathletin Heide Ecker-Rosendahl feiert am Dienstag ihren 70. Geburtstag. 1972 wurde sie in München zweifache Olympiasiegerin. Die AZ hat mit ihr gesprochen.
AZ: Frau Ecker-Rosendahl, wie feiert Deutschlands „Miss Leichtathletik“ heute ihren 70. Geburtstag?
HEIDE ECKER-ROSENDAHL: Dazu kann ich eigentlich gar nichts sagen, weil mein Mann das geheim hält. Es wird eine Überraschung für mich geben, mehr weiß ich nicht.
Haben Sie spezielle Wünsche?
So die üblichen Dinge: Dass ich gesund bleibe und weiter ein bisschen Sport machen kann.
Welchen Stellenwert hat Sport heute noch für Sie?
Das Wichtigste für mich ist meine Familie. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Ehrenamtlich bin ich noch in der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen aktiv und beim TSV Bayer Leverkusen im Vorstand.
Als Mädchen mit den roten Ringelsocken und der Nickelbrille verzauberten Sie bei den Olympischen Spielen 1972 in München ganz Deutschland.
Das waren ein paar meiner äußeren Merkmale. Ich erinnere mich gerne an die Spiele in München, es waren ganz besondere. Es war auch von der Stimmung her super, die Zuschauer und speziell die Münchner waren toll, die Stadien voll.
Sie wurden mit ihren Goldmedaillen im Weitsprung und der 100-Meter-Staffel und Silber im Fünfkampf zum Gesicht der Olympischen Heimspiele.
Das hat sich irgendwie so ergeben. Ehrlich gesagt war für mich der Fünfkampf das Wichtigste. Ich war vom Herzen her Mehrkämpferin.
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Trübt der Terroranschlag auf die israelische Mannschaft Ihre Erinnerungen?
Das war eine einschneidende Geschichte. Aber ich kann das ganz gut trennen. Ich habe noch sehr guten Kontakt zu einigen Israelis aus der Mannschaft. Ich war vor zwei Jahren in Israel und sie vergangenes Jahr in Deutschland. Es war damals das erste Mal, dass so ein großer Terroranschlag passierte. Mit so etwas hatte keiner gerechnet. Nicht wie heute, wo ständig diese Ängste in der Welt da sind.
Sind die Spiele heute ein noch größeres Terrorziel?
Heute wird alles genommen, um Aufmerksamkeit zu erregen und die Medien werden als Bühne ausgenutzt. Jeder, der Aufmerksamkeit möchte, schreit das lauthals heraus. Auch in den sozialen Medien ist das extrem. Ich sage immer: Das ist ein Schauffenster der Eitelkeiten.
Sie wurden mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet, stehen in der Hall of Fame des deutschen Sports.
Das rundet meine sportliche Karriere und auch die Dinge, die ich anschließend gemacht habe, ab. Ich habe versucht, der Sportart etwas zurückzugeben. Die Leichtathleten tun sich leider mittlerweile doch sehr schwer mit ihren ganzen Doping- und Korruptionsskandalen. Die Popularität der Sportart hat sehr gelitten.
Mit welchen Gefühlen schauen Sie heute bei Olympischen Spielen zu?
Die Spiele in Rio habe ich am Fernseher verfolgt, war nicht vor Ort. Für die Sportler, die dort waren, hat es mir leidgetan, dass sie nicht ein solches Erlebnis haben konnten, wie ich es in München oder Mexiko hatte. Die Stadien waren leer und es gab Probleme bei der Organisation.
Im Zusammenhang mit dem nur teilweisen Ausschluss der russischen Athleten haben Sie kürzlich gesagt, dass sie von IOC-Präsident Thomas Bach enttäuscht sind.
Seit es im Sport um so viel Geld geht, ist die Dopingproblematik immer größer geworden. Da muss man stärker durchgreifen und ein Zeichen setzen. Diese Chance haben Thomas Bach und das IOC in Rio verpasst. Mir sind es auch zu viele gedopte Sportler, die einfach wieder zurückkommen. Entweder gibt man Doping für alle frei und der Sport geht kaputt. Oder man sagt: Wer gedopt hat, darf gar nicht mehr mitmachen.
Ist der Olympische Gedanke für Sie verlorengegangen?
Die Olympischen Spiele stecken zur Zeit in einer großen Krise. Es gibt ja auch nicht mehr viele Länder, die Ausrichter sein möchten. In Deutschland und zuletzt der Schweiz wurde das von der Bevölkerung abgelehnt. Die Olympischen Spiele sind meiner Meinung nach mittlerweile zu groß. Da muss sich einiges ändern. So geht es jedenfalls nicht weiter.