Ecclestone, hilf!
BMW muss sich viel Kritik gefallen lassen, weil der Rennstall das Talent ziehen ließ. Eine Rückkehr ist aber denkbar – wenn’s dem Formel-1-Chef gefällt.
SINGAPUR Zu Hause in Heppenheim, da haben sie jetzt Public Viewing. Wenn Sebastian Vettel am Sonntag um 20 Ortszeit in Singapur beim ersten Formel-1-Flutlichtrennen in die Startaufstellung rollt, werden ihn, den jüngsten Formel-1-Sieger aller Zeiten, in seinem Heimatort Heppenheim Tausende vor einer Riesenleinwand im Ortszentrum anfeuern. „Davon wusste ich noch gar nichts", sagt Vettel, „aber das ist sehr schön.“
Viel mehr als diese wenigen warmen Worte haben die Heppenheimer momentan aber auch nicht von Vettel. In Hessen war er schon länger nicht mehr.
Aber das ist immer noch mehr, als BMW momentan von Vettel hat. Obwohl die Münchner den 21-Jährigen ausgebildet und in die Formel1 gebracht haben, feiert er seine Erfolge für das Red-Bull-Imperium von Didi Mateschitz. BMW ließ ihn vor eineinhalb Jahren ziehen. Vettel unterschrieb bis 2010 bei Red Bull. „Es war damals einfach kein Top-Team in Sicht“, gibt Vettel zu. Das mit den Top-Teams wäre spätestens jetzt kein Problem mehr, aber „Vettel ist unverkäuflich“, erklärt Mateschitz. „Die nächsten zwei Jahre ist Sebastian erst einmal bei einem anderen Team“, sagt auch BMW-Motorsportchef Mario Theissen.
Es ist kein Geheimnis, dass Theissen auf der Suche ist nach einem Nachfolger für den Nick Heidfeld. Und das Eigengewächs Vettel wäre für BMW sicherlich um ein Vielfaches günstiger als Ex-Weltmeister Fernando Alonso.
„Selbst schuld“, meint Rennlegende Striezel Stuck, bis vor einem Jahr BMW-Berater. „Im BMW-Management hat man versäumt, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fahrer an sich zu binden", hat er dem Internet-Portal „spox.com“ gesagt. „Dazu gehört ein Mann wie Alonso, aber auch ein Mann wie Vettel.“
Stuck versteht nicht, wieso BMW sich keine Rückhol-Option zusichern ließ oder wieso sie den 21-Jährigen nicht nur ausgeliehen haben an Red Bull. „Dass er jetzt weiter für ein anderes Team fährt, macht für mich keinen Sinn", so Stuck. Theissen dagegen versucht sich zu verteidigen: „Wir hatten kein Cockpit frei für Sebastian und er wollte unbedingt Formel 1 fahren“, sagt er, „wir konnten ihn aber damals nicht ins Auto setzen, er war noch nicht soweit für BMW.“
Helfen könnte Theissen jetzt nur noch Bernie Ecclestone, der Boss der Bosse in der Formel 1. Denn auch der würde Vettel lieber heute als morgen bei einem Top-Team sehen. „Sebastian braucht ein richtig gutes Auto. Wir werden ihm dabei helfen, das zu erreichen. Ich habe immer gesagt, er ist gut. Jetzt sage ich, er ist super“, sagt Ecclestone.
Filippo Cataldo