Durchgebissen!

Nach dem knappen 1:0 gegen Nigeria stehen die DFB-Mädels im Viertelfinale. Doch Bundestrainerin Silvia Neid gibt zu: „Das war nicht unser bestes Spiel.“
von  Thomas Becker

Nach dem knappen 1:0 gegen Nigeria stehen die DFB-Mädels im Viertelfinale. Doch Bundestrainerin Silvia Neid gibt zu: „Das war nicht unser bestes Spiel.“

Es war ein hartes Stück Arbeit, doch auch im zweiten WM-Spiel behielt das DFB-Team die Oberhand. Nach dem mühsam erkämpften 1:0-Sieg gegen Nigeria ist schon vor dem letzten Gruppenspiel die Qualifikation fürs Viertelfinale geschafft. Ein Spaziergang war das jedoch nicht. Durchgebissen haben sie sich, die Sommermädels! Und Bundestrainerin Silvia Neid gab zu: „Das war nicht gerade unser bestes Spiel.“
Das Ungeheuerliche geschah in der Pause: Pfiffe! Gegen die deutsche Mannschaft! Bei der Heim-WM! Ja, wo sind wir denn? 48<TH>817 Zuschauer in der ausverkauften Frankfurter Arena, in der am 17. Juli auch das Finale stattfinden wird, hatten 45 Minuten lang Fußball der mäßig unterhaltsamen Art erdulden müssen. Null Torchancen, weder für das DFB-Team noch für Nigeria, die man bei einem Testspiel unlängst noch mit 8:0 vermöbelt hatte.
Doch jetzt ist WM, und die „Super Falcons“, die Weltranglisten-27. aus Nigeria, waren nicht mehr wiederzuerkennen. Mit grenzwertiger Härte hatten sie dem amtierenden Weltmeister Deutschland „den Schneid abgekauft“, wie TV-Expertin Nia Künzer analysierte. Daher die Pfiffe.
Es war viel los seit dem 2:1-Auftaktsieg in Berlin gegen Kanada. Der mediale Hype um das deutsche Team war und ist gewaltig. Plötzlich will man alles wissen: Dass Bundestrainerin Silvia Neid angeblich Lady Gaga mag, Co-Trainerin Ulrike Ballweg dagegen auf Kuschelrock steht. Und dann sind da noch die gewaltigen Erwartungen: Weniger als den Titel dürfen die Bundeskickerinnen nicht gewinnen. Sichtbar war dies auch auf der Frankfurter Ehrentribüne, wo Helmut Kohl mit Ehefrau Maike Kohl-Richter Platz genommen hatte. Bei vielen Weltmeisterschaften saß der Altkanzler auf der Tribüne – bei den Männern. Günter Netzer sagte hallo, Steffi Jones sowieso, auch Claudia Roth war bei Kohl sowie Namensvetterin Petra Roth, Frankfurts Bürgermeisterin. Gepfiffen haben sie nicht, aber ein paar Sorgen werden sie sich gemacht haben.
Melanie Behringer war da schon längst auf dem Weg ins Krankenhaus: Verdacht auf eine Außenbandblessur im rechten Sprunggelenk. Jung-Star Alexandra Popp kam für sie ins Spiel.
Nach der Pause, nach diesen bitteren Pfiffen der Fans und einer sicherlich kernigen Kabinenansprache der sichtlich unzufriedenen Bundestrainerin, dasselbe Bild: hartes Spiel der Nigerianerinnen, keine Torchancen für die deutschen Frauen. Sieben Minuten nach der Halbzeitpause war dann mal wieder die Zeit von Birgit Prinz abgelaufen: Silvia Neid wechselte die Rekordnationalspielerin früh aus, wie schon gegen Kanada. Wütend klatschte Prinz mit Neid ab (siehe Text unten).
Bitter für Prinz: Kaum war sie draußen, war der Ball drin. Nach einem Durcheinander in der nigerianischen Abwehr nutzte Simone Laudehr die Verwirrung in der Gäste-Defensive und traf aus sechs Metern Entfernung zum heftigst umjubelten Führungstreffer in der 54. Minute. Der Rest war Jubel.
Danach fand Bundestrainerin Silvia Neid harte Worte für die schwache südkoreanische Schiedsrichterin, die die rüde zur Sache gehenden Nigerianerinnen meist gewähren ließ: „Sie hat eigentlich das ganze Spiel verpfiffen. Es war viel Foulspiel dabei, und wir haben dadurch nie richtig ins Spiel gefunden.“ Nächste Gelegenheit für die Neid-Truppe: Dienstag, 20.45 Uhr, gegen Frankreich.

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