DTM Star Mike Rockenfeller: "Wie frisch verliebt"
Der 33-jährige Audi-Pilot Mike Rockenfeller geht in seine elfte DTM-Saison. 2013 wurde er Gesamtsieger. Außerdem gewann er zahlreiche Langstrecken-Rennen.
AZ: Herr Rockenfeller, Sie gehen jetzt schon in Ihre elfte DTM-Saison. Eine lange Beziehung, auch wahre Liebe?
Mike Rockenfeller: (lacht) Die Liebe ist schon da. Aber es ist auch wie im wahren Leben, da gibt es Höhen und Tiefen. Im Moment fühle ich mich fast wieder wie frisch verliebt. Ich möchte wieder angreifen, wieder zu den Besten gehören.
Dabei ging es nach Ihrem Titelgewinn 2013 bergab. Vergangenes Jahr verlief enttäuschend (Platz 16). Sie haben mit dem Ausstieg geliebäugelt.
Natürlich habe ich darüber nachgedacht, ob eine Veränderung nicht sinnvoll wäre – gerade nach so einem frustrierenden Jahr. Aber die Leistungsdichte in der DTM birgt genau dieses Risiko. Wenn nicht alles passt, bist du hinten dran. Anderen Fahrern ging es ähnlich. Es ist eben die härteste Rennserie, die es auf diesem Level gibt.
Sie sind nicht nur der Serie treu geblieben, sondern auch dem Hersteller. Für Audi sind Sie zehn Jahre DTM gefahren – und viele Langstreckenrennen.
Das beruht auf Gegenseitigkeit. Audi hat das Bestreben, immer die besten Fahrer zu haben. Und wenn es mal nicht so läuft, ist es auch entscheidend, einen Partner an seiner Seite zu haben, der zu dir steht. Wir haben zusammen große Erfolge gehabt, aber auch sehr schwierige Zeiten. Für mich gibt es da keine Alternative.
Nun also „frisch verliebt“ ein neuer Anlauf. Was ist drin?
Ich will einfach wieder konkurrenzfähig sein. Das ist realistisch und mehr darf man auch nicht erwarten. Zu sagen: „Du wirst jetzt Meister“, das kannst du in der DTM nicht. In der Formel 1 geht das, wenn du Ferrari oder Mercedes fährst. Dann kannst du sagen: „Ich gewinne!“ Aber nicht bei uns.

Macht das nicht auch den Reiz der Serie aus?
Die DTM wird immer gerne mit der Formel 1 verglichen. Aber die DTM muss sich selber auszeichnen. Hier geht es brutal eng zu. Alle Fahrer bewegen sich innerhalb von Zehntelsekunden. Wir fahren in coolen Autos mit coolem Sound. Wenn jetzt auch die neuen Regeln greifen, hast du auch als Fahrer den allergrößten Spaß.
Waren die Veränderungen, die mit dem neuen Chef Gerhard Berger kommen, auch ein Grund für Sie, zu bleiben?
Nein, das war damals noch nicht abzusehen. Es war eine rein persönliche Sache. Ich hab mich gefragt, was die Alternativen sind. Was will ich noch erreichen? Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste, aber ich bin noch lange nicht alt. Jetzt bin ich überzeugt, wieder vorne fahren zu können. Und ich habe auch das Gefühl, dass es mit den Änderungen vorwärtsgeht.
Welche Änderung wird dem Zuschauer besonders auffallen?
Er wird sehen, dass die Boxenstopps länger dauern und dass da mehr Platz für Fehler ist. Auch die Re-Starts nach dem Safety-Car werden wesentlich spannender sein. Da gibt’s richtig Action. Den Unterschied im Rennen wird der Reifen machen, der schneller abbaut. Beim einen mehr, beim anderen weniger. Das wird auch der Zuschauer merken.
Sie haben Familie, zwei Kinder. Gehen Sie jetzt mit mehr Gelassenheit in die Rennen?
Natürlich verändert das deine Sichtweise, wenn du reifer wirst und Dinge im Leben erfährst, die du als 20-Jähriger nicht so siehst. Mittlerweile fühle ich mich angekommen und bin entspannt. Trotzdem verspüre ich immer noch das Kribbeln vor der neuen Saison.
Und die bringt am Ende welchen Gewinner?
Puhhh! Da gibt es so viele! Gary Paffet oder Edoardo Mortara bei Mercedes. Fünf, sechs Fahrer bei uns und genauso bei BMW. Es sind immer dieselben Verdächtigen. Der Kreis wird sogar noch größer