DTM: Moskau statt München

Das DTM-Showrennen im Olympiastadion ist Geschichte: 2013 findet der Wettbewerb in Moskau statt. Die AZ erklärt, warum es dazu kam – und was das Event dem Oly gebracht hat
von  Filippo Cataldo
Mattias Ekström, Bruno Spengler und Ralf Schumacher im Olympiastadion. Am 14. und 15. Juli steigt das zweite DTM-Showevent in München.
Mattias Ekström, Bruno Spengler und Ralf Schumacher im Olympiastadion. Am 14. und 15. Juli steigt das zweite DTM-Showevent in München. © Daniel von Loeper

MÜNCHEN Sie fauchten, röhrten und kreischten nur zwei Sommer. Das DTM-Showrennen unterm Zeltdach, auf Anhieb eines der populärsten und spektakulärste Event der Rennserie, hat in diesem Juli zum letzten Mal stattgefunden. 2013 startet die DTM mit dem neuen Meister Bruno Spengler von Rückkehrer BMW statt im Olympiastadion in Moskau. Damit verliert BMW sein Heimrennen direkt vor dem Stammwerk – und der Olympiapark die größte sportliche Attraktion seit dem Auszug der Fußballer 2005. Obwohl der Vertrag zwischen der populärsten Rennserie Europas und dem Olympiapark bis 2013 lief, einigten sich beide Seiten auf das vorzeitige Ende der DTM in München. Die AZ erklärt, wieso es so kam:

Wie begründet der Olympiapark das Aus? Beim Show-Event 2012 kamen mit rund 45000 Zuschauern bereits 9000 weniger als beim Debüt im Vorjahr. „Dies lag sicher nicht nur daran, dass das Wetter heuer nicht so richtig mitgespielt hat”, sagt Olympiapark-Chef Ralph Huber. Um dem Zuschauerschwund entgegenzuwirken, drängte der Olympiapark beim DTM-Rechteinhaber ITR darum darauf, aus dem Showevent ein reguläres Rennen zu machen, bei dem die Fahrer um Punkte kämpfen. „Das war von Anfang an unsere Intention und das haben wir der ITR auch von Anfang an so mitgeteilt. Alles andere können wir dem sportbegeisterten Münchner Publikum nicht vermitteln”, so Huber, „unsere Zuschauer hätten das verdient.” Die ITR und die drei in der DTM vertretenen Hersteller Audi, BMW und Mercedes wollten diesem Wunsch der Münchner aber nicht entsprechen. Bei einem Treffen am Wochenende am Hockenheimring sprachen sich die Hersteller gegen eine Punktevergabe in München aus. „Den nächsten Schritt zu einem regulären Wertungslauf konnten wir nicht vollziehen, weil auf einer zweigeteilten Strecke in einem Stadion eine absolute Chancengleichheit nicht zu gewährleisten gewesen wäre”, sagte DTM-Boss Hans-Werner Aufrecht. Und BMW-Motorsportchef Jens Marquardt sagte auf AZ-Anfrage: "Der Wunsch, die Veranstaltung zu einem regulären Wertungslauf aufzuwerten, ließ sich nach langer und sorgfältiger Prüfung nicht umsetzen: Es lässt sich kein Modus finden, Chancengleichheit zu gewährleisten."

Wieso ist man nicht dennoch zumindest bis 2013 weitergefahren? Huber betonte, dass das Event in den ersten beiden Jahren einen kleinen Gewinn von „einigen zehntausend Euro” eingefahren habe. Man wollte nun allerdings nicht riskieren, diesen Gewinn beim nächsten Rennen zu verspielen. Eine Konventionalstrafe wegen des vorzeitigen Ausstiegs an die DTM müsse nicht bezahlt werden. Die Vertragsauflösung sei einvernehmlich und partnerschaftlich vollzogen worden. "Wir bedanken uns bei unseren guten Partnern und Freunden, der Olympiapark GmbH, für die sehr gute Zusammenarbeit. Wir werden auch in Zukunft in gutem Kontakt bleiben", versprach auch Marquardt.

Die zahlreichen Proteste der Anwohner und des Bezirksausschusses wegen des Lärms der Rennboliden und auch die eher verhaltenen Reaktionen von OB Christian Ude und der Stadtratsfraktionen hätten bei der Entscheidung laut Huber keine Rolle gespielt. Huber: „Wir haben zu keinem Zeitpunkt die Lärm-Höchstwerte überschritten.” Zudem möchte er zuletzt auch von Seiten der Stadt durchaus positive Signale erhalten haben, dass eine Vertragsverlängerung über 2013 hinaus toleriert worden wäre, wenn das Event dem Olympiapark wirtschaftlichen Erfolg garantiert hätte.

Was hat die DTM im Olympiapark gebracht? „Wir bereuen es überhaupt nicht, dass wir die DTM zwei Jahre in den Olympiapark geholt haben”, sagte Huber. Das Hauptziel sei gewesen, den Park nach dem Auszug der Fußballer auch international wieder bekannter zu machen. Huber: „Das haben wir voll geschafft. Die DTM wird in 180 Länder live oder in Ausschnitten übertragen.” Die DTM habe sich zudem an den Kosten für die Asphaltierung des Stadions beteiligt – und ohne den Asphalt wären Veranstaltungen wie die Red Bull X-Fighters diesen Sommer oder die im Juni 2013 stattfindenden X-Games nicht möglich. Auch Marquardt zog ein positives Fazit: "Wir haben mit der DTM hier in München zwei denkwürdige Veranstaltungen direkt vor unserer Haustür erlebt. Im Rahmen der Premiere 2011 haben wir der Öffentlichkeit das erste Mal unser Concept Car präsentiert. Auch in diesem Jahr haben wir es genossen, vor so einer tollen Kulisse und vielen BMW Mitarbeitern und Fans unterwegs zu sein", sagte er.

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