Interview

DTM-Champ Götz: "Ich hab's mit Höhen und Tiefen durchgezogen"

Zum Saisonstart der DTM erzählt der amtierende Champion Maximilian Götz in der AZ von herrlichen Ortsschildern, Gemotze auf der Strecke, Schumacher als neuen Teamkollegen und die sündteure Karriere.
von  Martin Wimösterer
Amtierender DTM-Champion: Maximilian Götz.
Amtierender DTM-Champion: Maximilian Götz. © imago images/HochZwei

AZ-Interview mit Maximilian Götz: Der 36-jährige Franke geht als Titelverteidiger in die neue DTM-Saison.

AZ: Herr Götz, die DTM geht am Wochenende in Portimão in Portugal wieder los.
MAXIMILIAN GÖTZ: Es freut mich sehr, dass es wieder losgeht. Die Sommerpause war lange, viel zu lange. Und mit der "1" auf dem Auto zu fahren, ist etwas Besonderes. (lacht)

Maximilian Götz wechselt als DTM-Champion das Team

Sie sind amtierender Champion. Was hat sich seit dem Titelgewinn für Sie geändert?
Ich habe einen Empfang in Uffenheim bekommen und durfte mich ins Goldene Buch eintragen. Und wenn ich nun heimkomme, fahre ich an Ortsschildern vorbei, auf denen steht: "Hier wohnt der DTM-Champion." Das ist schon toll, dass die DTM eine so große Reichweite hat. Viele haben mich angeschrieben, aus der Formel 1 zum Beispiel Toto Wolff. Sie haben sich für mich gefreut. In den Geschichtsbüchern der DTM stehen doch ein paar große Namen des Motorsports.

Sie haben dann als Champion das Team gewechselt. Das ist ungewöhnlich.
Ja, das ist erst mal ungewöhnlich. Es hatte auch Gründe, aber nicht die, die zu lesen waren: Dass der Ingenieur nicht mit mir zufrieden gewesen sei oder solche Geschichten - Quatsch! Ich wäre auch gern für HRT weitergefahren. Allerdings ist Winward auch ein Stück Heimat. Wir haben in der Vergangenheit schöne Erfolge gefeiert.

"Ich will der beste Sternfahrer bleiben"

Bei Ihrem neuen Team gibt es nun aber keinen Technikchef mehr. Alex Zöchling ist weg.
Das hatte interne Gründe. Wir sind aber gut aufgestellt und haben junge Ingenieure, die wissen, was sie tun. Dazu haben wir bei Mercedes den Datenaustausch zwischen den Teams. Das gibt's nirgendwo anders. Das war ein Grund, warum wir so erfolgreich waren in der Vorsaison.

Ihre Ziele für die neue Saison?
Es ist schon so, dass ich den Titel verteidigen will. Ich will der beste Sternfahrer bleiben. Es wird aber alles nicht einfach. Nach oben zu kommen und oben zu bleiben - das sind zwei Paar Schuh'. Die DTM ist so stark wie noch nie. So viele Fahrer und so viele Hersteller - ich denke, es wird keine Dominanz geben und es wird bunt zugehen auf dem Podest.

Auftakt in Portimão: Die DTM-Saison startet am Wochenende.
Auftakt in Portimão: Die DTM-Saison startet am Wochenende. © IMAGO/HochZwei

Wer sind, außer Ihnen, die Favoriten?
Da gibt es einige. Altmeister René Rast ist zurück. Kelvin van der Linde hat noch was gut zu machen aus der letzten Saison. Die Ferraris und BMW mit Marco Wittmann, ebenfalls ein Ex-Gesamtsieger, muss man auf dem Schirm haben. Die Konstanz wird entscheidend sein.

Götz über Schumacher-Sohn: "David ist pfeilschnell"

Welche Rolle wird es auf der Strecke spielen, dass heuer sehr viele Fahrer mitfahren?
Es wird mehr Gemotze nach der Qualifikation geben: "Du hast mich da blockiert" und so weiter. (lacht) Aber Ausreden gibt es nicht. Ich freue mich jedenfalls auf die prominenten Gegner.

Sie haben Rast angesprochen. Auch Sébastien Loeb, der zum Auftakt an den Start geht, ist ein bekannter Motorsportler. Und David Schumacher, Sohn des früheren Formel-1-Piloten Ralf, ist Ihr Teamkamerad.
Ralf ist oft an der Strecke dabei, man kann von ihm viel lernen. David ist, wie Michael Schumachers Sohn Mick in der Formel 1, pfeilschnell. Die beiden haben schon vom Namen einen Anspruch. David ist ein guter Teamkollege.

Sehen Sie sich bei David auch an Ihre eigene Laufbahn erinnert? Er kam an eine Grenze, sich ins Formel-2-Cockpit einzukaufen. . .
Ich bin alles gefahren, mit Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Robert Kubica - viele, die was gewonnen haben, waren in meinem starken Jahrgang. Bei mir ist es dann am Geld gescheitert. Wenn du in die Formel 1 willst, musst du mit 15 Millionen rechnen. Wer soll das noch bezahlen? Das ist traurig, aber die Realität.

"Es geht nicht nur ums Talent, sondern auch ums Finanzielle"

Finanziert man sich die Karriere über Sponsoren?
Also. . ., mein Dad wollte nix vom Motorsport wissen - er ist ja selbst gefahren und wusste, dass das von den Kosten her nicht zum Lachen ist. Er hat aber gesehen, dass ich es unbedingt wollte. Wir haben eine Fördergemeinschaft gegründet und es in die Formel 3 geschafft, mit Hamilton als Teamkollegen. Ich habe mit Rang drei ein Top-Ergebnis abgeliefert. Aber es geht nicht nur nach Talent, sondern auch ums Finanzielle. Ich musste mich dann auf GT (die Grand-Turismo-Klassen; die Red.) umstricken, habe dort von null angefangen. Das war schmerzhaft, weil die anderen Namen in der Formel 1 gefahren sind und Erfolg hatten. Bei mir ging es dann aber auch hoch.

Mit dem DTM-Titel als Krönung, bei Ihrem Heim-Grand-Prix in Nürnberg.
Ja. Das unterschätzen viele: Man muss jahrelang Leistung bringen, den Ehrgeiz und willen haben und nicht aufhören, an sich zu glauben. Ich hab's mit Höhen und Tiefen durchgezogen. Ich habe schon viele Meisterschaften gewonnen. Der DTM-Titel - das war aber schon etwas ganz Besonderes. Für mich ist das die Topklasse.

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