DTM: Bereit fürs Heimspiel in München

Mit dem legendären M1 durch die Stadt – und dem neuen DTM-Auto durchs Olympiastadion: Der amtierende Champion Martin Tomczyk und seine Kollegen fiebern dem Wochenende entgegen.
von  Filippo Cataldo
AM AZ-Newsdesk: DTM-Fahrer von BMW besuchen die Redaktion der Abendzeitng
AM AZ-Newsdesk: DTM-Fahrer von BMW besuchen die Redaktion der Abendzeitng © Petra Schramek

MÜNCHEN - Martin Tomczyk muss sich erstmal strecken. Mit 1,88 m ist der Rosenheimer für einen Rennfahrer recht groß gewachsen, kein Riese, aber eindeutig zu groß für die weiße Flunder, mit der der amtierende Champion der DTM zum Redaktionsbesuch bei der AZ vorgefahren ist. Rundfunkplatz 4, die Neue Hopfenpost. Vor der Eingangshalle der Abendzeitung stehen drei BMW. Tomczyk muss den Kopf einziehen, als er aus dem M1 steigt, jenem Supersportwagen des Münchner Autobauers, das von 1978 bis 1981 vom Band lief und das die Geschichte der BMW Motorsport GmbH begründete.

Es ist ein Auto, das für Jockeys gebaut sein muss. Und doch lacht Tomczyk. „Das Auto ist eine Legende. So etwas fahren zu dürfen, ist selbst für mich etwas Außergewöhnliches“, sagt er und berichtet von den neugierigen Blicken der Passanten auf der kurzen Fahrt vom BMW-Museum zur AZ. Die DTM ist wieder in der Stadt, am Freitag werden im Olympiastadion bei den Trainings zum ersten Mal wieder die Motoren der Boliden angelassen, am Samstag und Sonntag finden die Rennen statt (die ARD überträgt teils live).

Ein Jahr nach der Premiere der Hatz unterm Zeltdach wird auch BMW um den Sieg kämpfen beim spektakulärsten Rennen im DTM-Kalender. Nach 20 Jahren Pause sind die Münchner zurückgekehrt in die populärste Tourenwagenserie Europas, nun fiebern sie ihrem Heimrennen entgegen. „Der BMW-Vierzylinder steht hundert Meter gegenüber vom Stadion, die BMW Welt genauso. Sehr viele Mitarbeiter aus dem Werk werden zum Rennen kommen. Dazu noch viele Fans unserer Marke. Das wird für uns alle der Höhepunkt des Jahres“, sagt Tomczyk, der letztes Jahr noch für Audi aktiv war. Doch nun stehen er und seine beiden Kollegen Bruno Spengler und Dirk Werner erstmal vor der AZ-Redaktion – im absoluten Halteverbot.

Aber wer solche Autos dabei hat zum Fototermin, dem sei dies gestattet. Neben dem M1, der dem rennfahrenden Prinzen Lepold von Bayern wegen seiner unberechenbaren Power einst den Szene-Beinamen „Dreopold von Bayern“ brachte, stehen noch ein roter BMW M3 aus den späten Achtzigern und ein aktuelles M3 Coupé, das in der DTM als Safety Car eingesetzt wird. Rund 930 PS, verteilt auf drei Autos, vorsichtig durch die Stadt gefahren von drei Rennfahrern. Neben Tomczyk sind auch Bruno Spengler und Dirk Werner gekommen. Für ihr Heimrennen sind sie einen Tag vorher als sonst angereist. Ein Heimrennen ist auch für Rennfahrer etwas ganz Besonderes.

„Der BMW M3 DTM ist in München entwickelt und aufgebaut worden. Viele der Beteiligten haben das Auto vielleicht noch nie gesehen auf der Strecke. Das wird für uns alle ein Fest am Wochenende“, sagt Werner, der aus Würzburg stammt. Eine ganz besondere Beziehung zu München hat auch Spengler. Der Kanadier gewann letztes Jahr das erste Münchner Zeltdach-Rennen, damals noch für Mercedes. Nach sieben Jahren in Stuttgart wechselte er zu BMW – und will nun seinen Titel verteidigen. „Das Rennen im Olympiastadion ist einmalig. Wenn du durch das Marathontor durchfährst und dann dieses große, weite Rund voller Menschen siehst, das ist Adrenalin pur“, sagt er.

Obwohl es keine Punkte für das Klassement zu gewinnen gibt in München, ist das Rennen im Olympiastadion nicht nur für die BMW-Fahrer der Höhepunkt des Jahres. Nirgendwo sind die Zuschauer so nah dran am Geschehen, nirgendwo sind die Mauern so nah dran und nirgendwo werden auch die kleinsten Fehler so sehr bestraft wie im Münchner Mauerkanal. „Punkte hin, Punkte her. Sobald wir im Rennauto sitzen, gehen wir ans Limit und wollen gewinnen. Wir sind alle Racer“, sagt Spengler.


MÜNCHEN Fast genau 20 Jahre nach dem Ausstieg kehrte BMW diese Saison in die DTM zurück. Von Audi wurde der amtierende Champion Martin Tomczyk verpflichtet, von Mercedes dessen hartnäckigster Konkurrent Bruno Spengler, dazu noch die BMW-Werksfahrer Andy Priaulx, Dirk Werner und Augusto Farfus und der US-Boy Joey Hand. Schon im zweiten Saisonrennen sorgte Spengler für eine Sensation – er gewann das Rennen in Brands Hatch. Vor zwei Wochen am Norisring musste Tomczyk sich erst in der letzten Kurve geschlagen geben. Schon vor dem zwischenzeitlichen Ausstieg hatte BMW in der DTM für Furore gesorgt. Volker Strycek gewann 1984 in einem BMW 635 die Premieren-Saison der Tourenwagenserie, die schon damals zu den populärsten der Welt zählte. In Eric van de Poele (1987) und Roberto Ravaglia (1989) gewannen zwei weitere Piloten des Münchner Autobauers die Rennserie, ehe man sich zugunsten des Formel-1-Engagements aus der Serie zurückzog. Der BMW M3 E30, mit dem Ravaglia gewann, gilt mit 1500 Einzelsiegen als erfolgreichster Tourenwagen aller Zeiten.


MÜNCHEN Am Samstag und Sonntag dröhnen wieder die Motoren unterm Zeltdach des Olympiastadion. Im Vergleich zum letztjährigen Premierenrennen wurde einiges geändert. So liefern sich die Piloten zwar immer noch Zweikämpfe auf der Strecke, dieses Mal aber auf zwei identischen, gespiegelten und 614 Meter langen Strecken. „Für den Zuschauer ist es so viel einfacher nachzuvollziehen, wer gerade vorne ist“, sagt Martin Tomczyk. Am Samstag fahren die Piloten der drei Marken Audi, BMW und Mercedes gegeneinander und ermitteln den Konstrukteursmeister, am Sonntag wird im K.o.-Modus der beste Stadionfahrer ermittelt. Im Rahmenprogramm treten unter anderem die Red Bull X-Fighters auf. Karten (ab 35 Euro) und Infos unter www.dtm.com

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