DSV-Springer lassen Federn - Schlierenzauer siegt

Bad Mitterndorf (dpa) - Überflieger Gregor Schlierenzauer krönte seinen Weltcup-Doppelsieg am Kulm mit einem sensationellen Schanzenrekord, die gesundheitlich angeschlagenen deutschen Weitenjäger sprangen mit weichen Knien hinterher.
Fünf Tage nach seinem viel gelobten Auftritt bei der Vierschanzentournee landete der leicht verschnupfte Martin Schmitt als Bester des DSV-Sextetts nur auf dem zwölften Platz, nachdem er schon 24 Stunden zuvor als 13. das erhoffte Top-Ten-Ergebnis verpasst hatte. «Es ist nicht so leicht gegangen wie zuletzt. Ich bin hier nicht zurecht gekommen und hatte keinen Sprung auf hohem Niveau. Jetzt werde ich zwei Tage abschalten, vielleicht geht es nächste Woche in Zakopane wieder besser», stellte Schmitt enttäuscht fest.
«Das war ernüchternd. Wir haben keine Rolle gespielt und waren chancenlos. Wir konnten nicht die nötige Spannung aufbauen», bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster. Schmitt zeigte sich mit Sprüngen auf 185,5 und 190,5 Meter zwar leicht verbessert, konnte aber nicht an die bei der Vierschanzentournee gezeigten Top-Leistungen anknüpfen. «Ich habe vielleicht zu viel Gas gegeben, hätte etwas feinfühliger zu Werke gehen müssen», stellte Schmitt fest. Am Vortag hatte er nach Versuchen von 181,5 und 191,5 Metern erklärt: «Ich habe mich kraftlos gefühlt. Mir hat die nötige Frische gefehlt.»
Überstrahlt wurde die Flug-Show vor mehr als 80 000 Fans in Bad Mitterndorf von Schlierenzauer, der mit einem Traum-Flug auf 215,5 Meter den sechs Jahre alten Schanzenrekord von Sven Hannawald auslöschte und damit den zur Halbzeit führenden Schweizer Simon Ammann noch auf Rang zwei verwies. Tags darauf setzte sich der Österreicher mit Sprüngen von 203,5 und 202 Metern vor dem Finnen Harri Olli durch.
Der Rekord-Versuch löste allerdings eine Sicherheitsdebatte aus, nachdem die Jury trotz eines 207,5-Meter-Satzes von Ammann im ersten Durchgang vor dem Finale den Anlauf verlängerte. «Ich bin nicht damit einverstanden, wenn verlängert wird, obwohl ich vorher weit über die Schanzennorm gesprungen bin. Ich will gewinnen, aber ich will auch eine faire Chance», kritisierte der Weltcup-Spitzenreiter aus der Schweiz, der am Sonntag Dritter wurde, die Entscheidung der Jury.
«Bei noch weiteren Flügen auf dieser Schanze steht die Gesundheit auf dem Spiel. Ich bin froh, dass es glimpflich ausgegangen ist», räumte der von Krämpfen im Knie geplagte Schlierenzauer ein. «Es hat brutal wehgetan. Bei einer weniger günstigen Landung hätte es auch schlimmer ausgehen können», meinte der 19-Jährige, der die Luftfahrt dennoch in vollen Zügen genoss: «Da ist mir wirklich ein Superflug gelungen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.»
Dies konnten die deutschen Springer dieses Mal nicht auskosten. Michael Neumayer belegte die Plätze 19 und 14, Michael Uhrmann landete auf den Rängen 21 und 15. «Ich fahre jetzt heim, wo ich mich erholen werde. In Zakopane will ich nächste Woche mit frischer Kraft wieder angreifen», sagte Neumayer. Youngster Felix Schoft sammelte als 28. immerhin Weltcup-Punkte, verpasste 24 Stunden später aber wie Stephan Hocke und Andreas Wank an beiden Tagen das Finale.