Dritter im Riesenslalom: Felix’ Schuh-Qual
ADELBODEN Das erste Rennen um den Ski-Weltcup wurde am 5.Januar 1967 in Berchtesgaden ausgetragen. Seitdem konnte nur ein einziger Deutscher einen Riesenslalom gewinnen: Der Mittenwalder Max Rieger siegte vor fast 40 Jahren am Mount St.Anne in Kanada. Bis zu diesem Wochenende hatten es erst acht Deutsche auf das Podest eines Riesenslalom-Weltcups geschafft. Nun ist noch einer dazu gekommen: Felix Neureuther.
Der Slalomspezialist fuhr „auf dem schwierigsten Riesenslalom-Hang der Welt“ (Neureuther) hinter Fritz Dopfer auf Rang drei. Damit standen erstmals zwei Deutsche bei einem Riesenslalom auf dem Podest. „Das ist ein Wahnsinnstag, einzigartig“ sagte Neureuther, „zwei Deutsche, das macht alles noch sehr viel spezieller. Das ist fast schon surreal.“ Dopfer meinte: „Ich hätte mir das nie erträumt, diesen zweiten Platz. Als ich gehört habe, dass Felix führt, hat mir das nochmal einen Motivationsschub gegeben.“ Es war das beste Resultat seiner Karriere. Neureuther jammerte auf hohem Niveau: „Fürs Feiern bleibt leider nicht so viel Zeit, weil morgen schon wieder Slalom ist.“
Da legte das Duo dann noch mal nach: Neureuther wurde Fünfter, Dopfer Achter. Markus Wasmeier, Ski-Experte der ARD, wusste gar nicht, wohin mit seiner Freude: „Ein richtig gutes Wochenende“, attestierte er den „Burschen“. Auch aus Neureuther sprudelte die gute Laune sprudelte nur so heraus: „Vor dem zweiten Lauf hab’ ich zu Marcel Hirscher gesagt: ,Das geht heute ja so eng zu, da könnten wir den Sieger eigentlich auch mit Schnick-Schnack-Schnuck ausmachen.’ Aber dann hat der Marcel Schnick-Schnack-Schnuck gewonnen.“
Vergessen waren all die Plagen: der Bandscheibenvorfall, die ungezählten Spritzen von Müller-Wohlfahrt und die tägliche Plackerei mit den Schraubstock-Skischuhen. Weil sich Deutschlands bester Skifahrer zwecks direkterer Übertragung von Schuh auf Ski in Größe 41,5 quält, obwohl er normal Schuhgröße 44 trägt, witterte die „Bild am Sonntag“ gar Amputationsgefahr. „Schmarrn“, sagte Christian Neureuther, der Papa von Felix und in den 70ern selbst sechsfacher Weltcupsieger im Slalom, „das machen doch alle, das ist part of the game. Klar sind dem Felix mal ein paar Zehen erfroren, ist das Gewebe dort angegriffen. Aber Gefühl hat er drin, sonst könnte er nicht Skifahren.“
Generell sei das Thema Skischuhe jedoch „das vielleicht grenzwertigste Thema überhaupt“, sagt Neureuther senior, „die Schuhe der Rennläufer sind so hart und steif, da kommst du ohne Heizung weder rein noch raus“.
Wie die Kollegen hat auch Neureuther immer mehrere Paar Skischuhe dabei, erklärt der Vater: „Die wechseln mal den Schaft, verändern mal das Canting. Dieses ganze Setting Ski-Schuh-Platte ist extrem diffizil. Manchmal verändern die sogar zwischen dem ersten und zweiten Durchgang noch etwas.“ Der Junior hatte in Adelboden ein anderes Programm. Er zog in der Pause die Schuhe aus und legte die Füße hoch.