"Drei Tage Urlaub - das geht gar nicht"

Rafael Nadal, Nr. 2 der Tenniswelt, klagt über die Dauerbelastung und den Stress im Profisport
Jörg Allmeroth |
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AZ: Herr Nadal, selbst nach knapp elf Monaten jagen sich auf der Tour noch immer die Höhepunkte: Jetzt das WM-Finale in London, dann das noch Davis-Cup-Endspiel in Spanien. Fühlen Sie sich eigentlich noch frisch?

RAFAEL NADAL: Ich versuche wirklich noch einmal das Beste aus mir herauszuholen. Aber wenn man wirklich seit der ersten Januar-Woche unterwegs ist im Circuit und ständig bis ans Limit gefordert ist, weiß man selbst nicht genau, was noch geht – und was nicht.

Das Ziel der Spielergewerkschaft, die sogar mit Streiks droht, ist schon, dass weniger gespielt wird?

Die Masse der Spiele ist natürlich eines der großen Probleme. Aber auch die Struktur des Tenniskalenders. Wenn ich das Davis-Cup-Endspiel hinter mir habe, bleiben mir ganze drei Tage Urlaub. Dann muss ich mich schon wieder aufs Jahr 2012 vorbereiten. Drei Tage, das geht eigentlich gar nicht. Wie soll ich mich da erholen?

Wie fühlen Sie sich nach sieben vollen Jahren auf der Tennistour?

Diese Tennisjahre sind harte, sehr schwere Jahre. Sie gehen sicher nicht spurlos an einem vorbei. Deswegen sollte sich auch etwas an den Strukturen ändern: Ich möchte ganz gerne auch noch in fünf Jahren bei einer Weltmeisterschaft dabei sein, frisch, ausgeruht und mit ganzer Kraft. Aber wenn das so weitergeht, habe ich da definitiv meine Zweifel. Der Stress nagt unheimlich an den Spielern, kein Zweifel. Zumal Tennis auf höchstem Level einfach ein absoluter 24-Stunden-Job ist, du bist ja wirklich rund um die Uhr mit deinem Leben als Profi beschäftigt. Du willst immer ein Stückchen besser werden, und du fragst dich: Was kann ich dafür noch alles machen?

Man hat den Eindruck, dass Sie sich heute mehr über Ihre Erfolge Freude als früher?

Ja, das ist wahr. Als ich anfing, habe ich einfach so unbekümmert drauflos gespielt. Da wusste ich einfach noch gar nicht richtig, welchen Wert diese Siege hatten, was da eigentlich dazugehört. Wenn man nun die Erfahrung dieser Jahre auf dem Buckel hat, die Anstrengungen, die Mühen, die Hochs und Tiefs, dann ist klar, dass die Freude viel tiefer ist. Man genießt jeden Moment des Sieges noch intensiver, noch bewusster.

Wenn Sie die letzten beiden Highlights auch noch überstanden haben, wonach sehnen Sie sich am meisten?

Nach Ruhe. Und Zeit mit Familie und Freunden. Und ein paar Tagen ganz ohne Tennis. Aber, wie gesagt, es sind wirklich nur drei Tage, die da bleiben. Dann geht alles schon wieder von vorne los.

Was haben Sie sich für 2012 vorgenommen?

Die Basis, auf der ich aufbaue, ist nicht so schlecht. Ich hatte gar nicht das Gefühl, dass 2011 schwach war für mich. Das verbreiten nur dauernd alle möglichen Experten. Nicht vergessen: Ich habe immerhin einen Grand Slam-Titel gewonnen. Aber sicher ist: Es ist Raum für Steigerung geblieben. Ich wünsche mir schon, dass ich konstanter auf Spitzenniveau spiele.

Zum Schluss noch eine aktuelle Frage. Der frühere französische Spitzenspieler Yannick Noah hat spanische Sportler unter eine Art Doping-Generalverdacht gestellt hatte – auch Tennisspieler.

Diese Aussagen sind schlicht eine komplette Dummheit. Was er geschrieben hat, war wie von einem Kind. Das kann man nicht ernst nehmen. Das Ganze ist schlimm für Frankreich, wenn jemand wie er so etwas behauptet, dann ist das schrecklich für das Image seines Heimatlandes.

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