Dopt auch Bolt? – "Warum soll er sauber sein?"

Der Doping-Skandal in der Weltspitze der Springer erschüttert die Leichtathletik. Auch an Usain Bolt gibt es nun die ersten Zweifel.
von  jga
Zwei mutmaßliche Dopingsünder und der schnellste Mann der Welt (v.l.): Die Überführten Asafa Powell, Tyson Gay - und Usain Bolt.
Zwei mutmaßliche Dopingsünder und der schnellste Mann der Welt (v.l.): Die Überführten Asafa Powell, Tyson Gay - und Usain Bolt. © dpa

Kingston/Düsseldorf – Usain Bolt? Den geht das alles gar nichts an. Der schnellste Mann der Welt spielt entspannt Gesellschaftsspiele, während die Sprint-Welt um ihn herum zusammenbricht. „Domino mit meinem Team...“ teilte er via Twitter mit und stellte dazu ein Bild zur Schau.

Die mutmaßlichen Dopingsünder sind andere: Die Topsprinter Tyson Gay, Asafa Powell und Nesta Carter haben positive A-Proben abgegeben, genauso wie die Spitzen-Läuferin Sherone Simpson. „Ein wahrhaft trauriger Tag für den Sport“, nennt Ex-Athlet Donovan Bailey den Sonntag der skandalösen Enthüllungen.

„Für den Sport ist das einfach nur grauenvoll. Wieder bricht in der Öffentlichkeit ein gewaltiges Stück Vertrauen weg, das wir uns mühsam erarbeitet haben“, sagte der frühere Hürdenweltrekordler und heutige TV-Experte Colin Jackson (Großbritannien). Bei Olympia in London hatte Jackson noch Jamaikas Auftakt-PK mit Bolt und Powell moderiert, gab den Anheizer in einer Show mit viel Brimborium. Nun sagt er: „Das einzig Gute ist: Wer betrügt, wird erwischt. Egal wie groß der Name ist.“

Und es sind die größten Namen, die unterhalb der Kategorie Bolt zu erwischen waren. Binnen vier Stunden sickerte am Sonntag durch, dass die drei schnellsten Sprinter des Jahres schwer belastet sind.

Der schnellste, der dreifache Ex-Weltmeister Gay (USA), bestätigte ebenso eine positive A-Probe wie Jamaikas Ex-Weltrekordler Powell. Wie gewohnt mit großen Worten, die eigene Unschuld beteuernd. Bei der Nummer zwei der Welt, Nesta Carter, fehlt noch eine Bestätigung. Die liegt bei Jamaikas Topsprinterin Sherone Simpson bereits vor – ihre Teamkollegin Veronica Campbell-Brown war schon im Mai erwischt worden.

Die jamaikanische Sprinterelite zerfällt, doch Bolt bleibt ruhig - auch wenn die Einschläge näher kommen: Sollten sich die Tests bestätigen, hätten neun der zehn schnellsten 100-m-Sprinter der Geschichte eine Doping-Vergangenheit. Nur Bolt stünde dann noch Doping-frei da. Dass der sechsmalige Olympiasieger der von der Natur am meisten gesegnete Athlet der Welt sei, hat er oft genug betont, dass er seine Leistung ohne Hilfsmittel bringen würde.

Aber es gibt Zweifel. Der deutsche Sprinter Julian Reus ist einer der Athleten, die sich öffentlich äußern: „Als normal denkender Athlet sage ich: Wenn man eins und eins zusammenzählt und sieht, dass viele Läufer, die langsamer als er waren, erwischt wurden, warum soll der schnellste Mann dann sauber sein?“, sagte der deutsche Meister über 100 und 200 Meter.

Der Fall Powell/Simpson zog unterdessen weitere Kreise: Die italienische Polizei nahm einen Trainer des Duos fest, der beide mit Dopingmitteln versorgt haben soll, seine Wohnung wurde durchsucht.

Vom 10. bis 18. August findet die Leichtathletik-WM in Moskau statt und es besteht die Gefahr, dass das unschöne Vorspiel erst begonnen hat.

„Tyson und Asafa waren in meinen Augen zwei der guten Jungs, in jeder Hinsicht“, sagte Jonathan Edwards, Dreisprung-Olympiasieger von 2000. Viel deutet darauf hin, dass sie tatsächlich Betrüger sind. die Sportmarke Adidas zog schon Konsequenzen und trat als Sponsor von Tyson Gay zurück.

Usain Bolt rennt derweil noch davon. Der Konkurrenz und den Skandalen.

 

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