Doppelsieg der Silberpfeile: Neue Dimension der Dominanz
Die Silberpfeile sind mit ihrem Doppelsieg in Bahrain in die nächste Dimension ihrer Dominanz vorgestoßen – und haben der Formel 1 gleichzeitig dringend benötigte Positivschlagzeilen beschert.
Sakhir – Über das aktuelle Lebensgefühl eines Silberpfeil-Piloten sprach Nico Rosberg ganz beiläufig, aber seine Worte hallten nach. "Wer einen guten Tag hat, der gewinnt", sagte der 28-Jährige in Bahrain, "und wer einen schlechten Tag hat, wird Zweiter." Ein einziger Satz, der alles aussagt über die derzeitigen Kräfteverhältnisse in der Formel 1, die Mercedes mit dem Doppelsieg in Sakhir vorerst zementiert hat.
Mit dem Rest des Feldes hatten Sieger Lewis Hamilton (England) und Rosberg (Wiesbaden) beim hochspannenden dritten Saisonlauf nichts zu tun, die Silberpfeile stießen beim Nachtrennen in eine neue Dimension der Dominanz vor. Auch für das anstehende Rennen in China (20. April), ja für die gesamte Saison, scheint aktuell nur noch ein Szenario wahrscheinlich: Kommen beide Mercedes-Piloten ins Ziel, machen sie den Sieg unter sich aus.
Dass dies nicht so langweilig sein muss, wie es klingen mag, bewiesen Hamilton und Rosberg am Sonntag eindrucksvoll. Noch lange nach der Zieldurchfahrt wirkten die Piloten aufgekratzt angesichts eines Hochgeschwindigkeits-Duells über 57 Runden. "Unglaublich" fand Hamilton das Geleistete, "ich habe das Gefühl, das beste Rennen aller Zeiten gewonnen zu haben." Auch Rosberg sprach vom "spannendsten Rennen der Karriere", und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fragte mit sichtbarem Stolz: "Das ist die Formel 1, oder?"
"Das Mercedes-Rennen erinnert an epische Duelle zwischen Senna und Prost bei McLaren oder zwischen Mansell und Piquet bei Williams", schrieb die Gazzetta dello Sport: "Das zeigt, dass auch ein Kampf innerhalb der Familie alle in Atem halten kann, wenn Teambefehle den Wettbewerb nicht verzerren."
Rad an Rad rasten die Silberpfeile durch die Kurven, schenkten sich nichts und waren dennoch mühelos schneller als die Konkurrenz. Mehr als zwei Sekunden trennten etwa die schnellste Rennrunde Hamiltons von der Bestzeit von Weltmeister Sebastian Vettel (Heppenheim) im Red Bull, der mit erneuten Motorenproblemen nur Sechster wurde.
Das spektakuläre Duell der Silberpfeile hätte für die Formel 1 zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können, denn in Bahrain hatte zuvor eine schädliche Diskussion ihren Höhepunkt erreicht. Die "neue" Formel 1 mit ihren Hybridmotoren und der Spritbegrenzung sei langweilig, hieß es, Mercedes fahre vorneweg, und auch im hinteren Feld geschehe zu wenig.
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone brandmarkte die aktuelle Situation gar als "inakzeptabel", Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo verglich die Rennen in der Königsklasse erneut mit "Taxifahren". Rosberg hatte all dies nur Minuten nach der Siegerehrung im Kopf, als er sich mit klaren Worten an die Nörgler wandte.
"Das war ein guter Tag für den Sport, und das ist ein wichtiges Zeichen an die Kritiker", sagte der 28-Jährige: "Ich denke, die werden jetzt erstmal ruhig sein." Auch Wolff, der die Regeländerungen zuletzt vehement verteidigt hatte, freute sich über das Timing. "Es ist doch immer wieder komisch", sagte der Österreicher: "Wenn am meisten kritisiert wird und die Leute von Taxifahren sprechen, passiert genau das Gegenteil. Heute hatten wir eines der spannendsten Rennen der vergangenen Jahre."
Tatsächlich hatte es auch im Rest des Feldes zahlreiche spannende Positionskämpfe gegeben. "Es war eines der besten Rennen, das ich in meinem Leben gesehen habe", lobte gar Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Werksteams: "Nicht nur wegen uns. Die Überholmanöver im Feld waren einfach toll."
Auch im WM-Klassement liefern sich die Silberpfeile nun ein enges Rennen. Rosberg (61 Punkte) führt noch vor Hamilton (50), der mit zwei Siegen in Folge kräftig aufholte. Es könnte ein spannendes Jahr im Zeichen des Sterns werden.