Doppel-Gold für Fechter

Glamour-Girl Heidemann und Schattenmann Kleibrink Olympiasieger im Fechten. Größter Tag für deutsche Fechter – Dosb-Boss Bach: „Eine tolle Geschichte“.
von  Abendzeitung

PEKING - Glamour-Girl Heidemann und Schattenmann Kleibrink Olympiasieger im Fechten. Größter Tag für deutsche Fechter – Dosb-Boss Bach: „Eine tolle Geschichte“.

Das Glamour-Girl und der Schattenmann haben mit ihren Olympiasiegen den deutschen Fechtern den größten Tag ihrer Geschichte beschert. Degen-Weltmeisterin Britta Heidemann aus Leverkusen und der Bonner Florettspezialist Benjamin Kleibrink gewannen am Mittwoch in Peking die Goldmedaille und sind die ersten deutschen Einzel-Olympiasieger in ihren Disziplinen. Der WM-Dritte Kleibrink besiegte den Überraschungsfinalisten Yuki Ota aus Japan mit 15:9 Treffern und holte bei der ersten Olympia-Teilnahme seinen ersten Titel überhaupt und das erste Gold für die deutschen Fechter seit 16 Jahren. Heidemann gewann anschließend gegen die Rumänin Ana Branza 15:11 und sorgte bei den bis dahin medaillenlos gebliebenen Fechtern für einen Freudenrausch.

Jubelnd riss sich Kleibrink nach seinem Erfolg die Maske vom Gesicht und wurde von Betreuern und Kollegen umarmt. Imke Duplitzer, im Viertelfinale der Degendamen gescheitert, reichte die Deutschland- Fahne in die deutsche Feiertraube. „Es war bombig heute. Ich habe die Gegner echt weggefegt. Jetzt bin ich zu kaputt um zu lachen“, sagte Kleibrink. DOSB-Präsident Thomas Bach, 1976 Mannschafts-Olympiasieger im Fechten, erlebte den Triumph im deutschen Haus. „Das ist eine tolle Geschichte. Er hat großartig gefochten“, sagte er.

Der höher als Kleibrink eingeschätzte Dreifach-Weltmeister Peter Joppich (Koblenz) unterlag Ota im Viertelfinale ebenso wie Imke Duplitzer der Ungarin Ildiko Mincza-Nebald. Kleibrink hatte zuvor bereits die starken Chinesen Zhu Jun (15:4 im Halbfinale) und Lei Sheng (15:8) klar besiegt und dabei trotz der Anfeuerungen durch das chinesische Publikum keinerlei Nerven gezeigt. „Es ist ganz cool, wenn man einmal gegen so eine Kulisse kämpft“, sagte er.

Für Heidemann erfüllte sich bei „ihren Spielen“ ein langgehegter Traum. Die Studentin der chinesischen Sprachwissenschaften hatte sich seit Vergabe der Spiele 2001 an Peking auf diesen Moment Freude. In einer Neuauflage des WM-Finales 2007 hatte Heidemann in der Runde der letzten vier ihre Freundin und Chinas Olympia-Hoffnung Li Na 15:13 besiegt. Nach dem Halbfinal-Einzug machte Heidemann, die 2004 bei ihren ersten Spielen mit Playboy-Fotos für Aufsehen gesorgt hatte und seit der China-Debatte TV-Dauergast war, aus ihrer Erleichterung keinen Hehl.

„Die ganzen letzten Wochen waren einen Tag hektisch, einen Tag panisch, einen weinerlich, gestern ziemlich locker, heute morgen ziemlich angespannt, mittags wieder locker. Die ganze Palette an psychologischen Gefühlen und Regungen rauf und runter. Ich habe alles mitgemacht“, sagte Heidemann. Sie hatte zuletzt im Gegensatz zu ihrer Teamkollegin Duplitzer Äußerungen politischer Art abgelehnt. „Es geht um den Sport, um Medaillen. Dafür habe ich vier Jahre gekämpft, das steht im Vordergrund.“

Duplitzer schmerzte ihre Niederlage. „Ich habe anderthalb Jahre für eine Medaille hart geackert, hier noch im April eine überragende Team-WM gefochten. Da bricht dann schon eine Welt zusammen“, sagte Duplitzer. Dennoch zeigte sie sich als faire Sportsfrau und unterstützte Konkurrentin Heidemann auf deren Weg zum Gold mit lautstarken taktischen Anweisungen von der Tribüne aus.

Ihre politischen Äußerungen selbst zwei Tage vor ihrem Wettkampf hätten sie nicht zu sehr abgelenkt: „Heute war ich Athlet. Ich bin intelligent genug, um den Sport und meine Privatperson zu trennen.“ Duplitzer verpasste auch bei ihren dritten Olympischen Spielen eine Einzel-Medaille. 2004 in Athen hatte sie das Halbfinale um einen Treffer verfehlt, dann aber das Damendegen-Team zu Silber geführt.

Dreifach-Weltmeister Joppich kassierte gegen Ota den entscheidenden Punkt durch eine zweite Verwarnung, da der Obmann monierte, er habe bei seinem vermeintlichen Treffer zum 13:14 den Kopf regelwidrig gesenkt und damit seine Trefferfläche verkleinert. „Natürlich bin ich traurig, dass ich als Weltmeister wieder knapp an einer Olympia-Medaille vorbei bin“, sagte er.

Marc Zellhofer (dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.