Dopingfall Beltran: "Entsetzt von der Dummheit"
FIGEAC - Nach dem EPO-Skandal um Manuel Beltran ist die Empörung groß: Die Tour de France 2008 hat nun ihren ersten Dopingfall - und tut sich schwer, damit umzugehen.
Am Sonntag war Triki wieder daheim. Triki heißt in Spanien das Krümelmonster aus der Sesamstraße, und so wurde Manuel Beltran von seinen Teamkollegen immer genannt, wegen seiner Vorliebe für Kuchen und Kekse. Doch Beltran litt nicht nur an Naschsucht, der 37-jährige Radprofi brauchte auch ganz dringend einen ganz anderen Stoff. EPO.
„Ich kapier nicht ganz, dass die einfach nicht die Finger davon lassen", sagte der Münchner Sportarzt und Dopingfahnder Helmut Pabst am Montag der AZ, „manchmal kriegst du das Gefühl, die sind süchtig danach."
Am Freitag war bekannt geworden, dass der Profi vom Team „Liquigas" bei der Kontrolle nach der ersten Etappe am 5. Juli positiv auf EPO getestet worden war. Und so waren am Wochenende die Empörung groß und der Aufschrei laut. Bei Tour-Direktion, bei Teamchefs und bei den Fahrern. „Wir haben das Doping-Problem noch lange nicht beseitigt", sagte etwa Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer, und ergänzte. „Wer Basso sät, wird Beltran ernten." Eine Anspielung auf Liquigas-Neuzugang Ivan Basso, der wegen Dopings noch bis Ende Oktober gesperrt ist.
Liquigas-Manager Roberto Amadio freilich beteuerte, von Beltrans Betrügerei nichts gewusst zu haben. „Beltran ist ein Einzelfall. Die anderen Fahrer haben damit nichts zu tun. Es gibt aber immer noch Jungs, die russisches Roulette spielen." Das tut Beltran aber schon lange.
1999 wurde er bereits auf Corticosteroide getestet, dafür reichte er dann nachträglich ein Attest ein. Daher blieb er genauso straffrei wie 2005, als ihm mit einem neuen Verfahren EPO-Doping aus den Jahren 1998 und 1999 nachgewiesen wurde. Außerdem radelte Beltran bereits in bester Gesellschaft. 2003 beim „Coast"-Team mit Jan Ullrich, in den beiden Jahren darauf an der Seite von Lance Armstrong bei „US Postal" und „Discovery".
Verbittert zeigte sich Christian Prudhomme, denn mit dem Fall Beltran war die Illusion, der Welt eine saubere Tour präsentieren und vorgaukeln zu können, dahin. „Es gibt leider Fahrer, die immer noch nicht verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat", sagte der Chef der Tour. „Aber wir sehen, dass die Tests wirken. Und das Gute ist, dass damit ein Betrüger weniger auf den Straßen der Tour unterwegs ist." Aber eben nur einer weniger. Was bedeutet, dass es immer noch genügend gibt. Was auch CSC-Teamchef Bjarne Riis, der Tour-Sieger von 1996 und selbst geständiger Dopingsünder, so sieht: „Beltran ist nicht der erste Fall und wird auch nicht der letzte bleiben."
„Man ist geradezu entsetzt von der Dummheit einiger Fahrer" klagte Jens Voigt als Sprecher der Fahrer-Vereinigung, „eigentlich sollte man meinen, dass alle etwas aus den Skandalen der letzten Jahre gelernt hätten." Zumindest wie man dopt, ohne erwischt zu werden.
Denn da gibt es viele Möglichkeiten, meint der Heidelberger Dopingjäger Werner Franke, der in der „WamS" von rund zehn verschiedenen Epo-Varianten, so genannten Epo-Mimetika, sprach. „Die wirken wie Epo, sind aber nicht nachweisbar. Wer sich jetzt noch mit Epo erwischen lässt, ist einfach dumm." Weil zu viel Kekse und Kuchen ungesund sind, mampft das Krümelmonster in der amerikanischen Sesamstraße übrigens seit drei Jahren Obst und Gemüse. Manchmal scheinen Stoffpuppen lernfähiger als Radprofis.
Florian Kinast
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