Doping? Ministerin Merk dreht am großen Rad

Passend zum Fall Schleck stellt Bayerns Justizministerin Beate Merk ihren Gesetzentwurf vor.
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München - So viele Mikros hatte Jens Voigt lange nicht mehr vor der Nase. Es ging vor der 16. Etappe jedoch nicht um seine 74 Minuten Rückstand auf Platz eins des Klassements, sondern um seinen Mannschaftskameraden Franck Schleck. Der ist positiv auf das verbotene Diuretikum Xipamid getestet worden, streitet Doping aber kategorisch ab: „Ich habe keine Erklärung für das Ergebnis und bestehe auf die Öffnung der B-Probe”, sagte der 32-jährige Tour-Dritte des Vorjahres. Und Voigt? Sagt: „Franck ist so überrascht wie wir.”

Überrascht ist hierzulande niemand mehr. Für den Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke ist und bleibt Profi-Radsport ein „Ganoven-Milieu. Der Radsport ist, was Doping angeht, besonders korrupt”, so Franke, der den Kontrollsystemen jegliche Wirkung abspricht: „Diese ganzen Überwachungssysteme kann man sich sparen – weil man sich darauf einstellen kann.”
Hier kommt nun die bayrische Justizministerin Beate Merk ins Spiel. Sie setzt im Kampf gegen Doping auf eine Verschärfung der bestehenden Gesetze und will auch den Besitz von Arzneimitteln oder Doping-Wirkstoffen ab dem ersten Milligramm unter Strafe stellen. „Sonst kommen wir an die dopenden Sportler selbst nicht heran. Außerdem brauchen wird eine Kronzeugenregelung, um die Mauer des Schweigens im Spitzensport zu durchbrechen”, sagte die CSU-Politikerin bei der Vorstellung eines Gesetzentwurfes im Justizpalast am Stachus. „Dass der Radsport unsere Veranstaltung einrahmt, passt ins Bild”, meinte Merk.

Bisher unterliegen in Deutschland dopende Sportler nur der Sportgerichtsbarkeit. Bei der Verschärfung des Arzneimittelgesetzes 2007 war der Straftatbestand Sportbetrug nicht mit in das Gesetz aufgenommen worden – dies „bleibt das eigentliche Ziel”, so Merk, „die Staatsanwälte brauchen ein scharfes Schwert und müssen auch den Sportler ins Visier nehmen können.” Derzeit gibt es in Bayern 478 Ermittlungsverfahren und 19 Verdächtige, die wegen Doping-Straftaten in Untersuchungshaft sitzen, sagt Merk. Mit dem geänderten Arzneimittelgesetz wären es sehr viel mehr, so die Justizministerin: „Doping ist Betrug, Wettbewerbsverzerrung, ein massiver Anschlag auf die Gesundheit und steht dem organisierten Rauschgifthandel in nichts nach. Wir dürfen im Kampf gegen Doping nicht locker lassen.” Ihr Gesetzentwurf soll ein Diskussionspapier sein, da es derzeit noch „deutliche Widerstände aus dem Sport” gebe. Ihr Fazit: „Dopingbekämpfung? Das können wir besser!”

Clemens Prokop, Präsident des Leichtathletik-Verbandes, wies darauf hin, dass eine gesetzliche Neuregelung im Interesse der Sportler sei: „Die Athleten fordern ein viel stärkeres Eingreifen des Staates und eine Bestrafung der dopenden Sportler, auch um die Glaubwürdigkeit des Sports zu erhalten."

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