Doping: Klöden schwer belastet
FREIBURG - Expertenkommission glaubt, Eigenblutbehandlung in Freiburg nachweisen zu können. Sein Arbeitgeber, der Rennstall Astana, hält noch an dem Tour-Zweiten von 2006 fest.
Applaus von der Sportpolitik, aber vorerst keine Konsequenzen für Andreas Klöden: Während der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Erkenntnisse über die Dopingpraktiken an der Universität Freiburg begrüßte, kann der des Eigenblutdopings verdächtige Radprofi weiter unbehelligt in die Pedale treten. „Wir kennen nur die Berichte aus der Presse und müssen den Report erst lesen. Erst dann werden wir eine Entscheidung fällen. Mehr können wir im Moment nicht sagen“, sagte Philippe Maertens, Sprecher von Klödens Rennstall Astana.
Auch Antidoping Schweiz, für den in Kreuzlingen lebenden Klöden zuständig, will den Bericht der Kommission erst eingehend analysieren. „Anschließend werden wir entscheiden, ob in der Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic die Eröffnung eines oder mehrerer Verfahren wegen Verletzung der anwendbaren Anti-Doping-Bestimmungen beantragt wird“, sagte Marco Steiner, stellvertretender Direktor von Antidoping Schweiz.
Klöden war in dem Bericht beschuldigt worden, sich am 2. Juli 2006 in Freiburg mit seinen damaligen T-Mobile-Teamkollegen Patrik Sinkewitz und Matthias Kessler einer Eigenblut-Behandlung unterzogen zu haben. Der Verdacht beruht auf Aussagen von Sinkewitz und dessen damaliger Freundin, die das Trio nach Freiburg gefahren haben will. Weder Klöden noch Kessler äußerten sich bisher dazu. Dennoch zeigte sich DOSB-Generalsekretär Michael Vesper zufrieden. „Es zeigt sich, wie wichtig es ist, an die Hintermänner gedopter Sportler heranzukommen. Solche gut getarnten und wissenschaftlich betriebenen Doping-Netzwerke müssen aufgespürt und zerschlagen werden“, sagte Vesper. Der DOSB habe mit Zufriedenheit vernommen, dass die Staatsanwaltschaft Freiburg entsprechende Ermittlungen aufgenommen hat.
Vesper erklärte, die Kommission habe zudem wertvolle Hinweise auf das Entstehen einer Dopingmentalität in den 70er Jahren gegeben. Hier werde die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft ausgeschriebene Studie zum Doping im Osten und Westen Deutschlands zahlreiche Anknüpfungspunkte finden.
Mahnende Worte kamen hingegen von Sydney-Olympiasieger Robert Bartko, der den undistanzierten Umgang mit dem früheren Team Telekom kritisierte. „Alle haben doch gejubelt, nie hat einer die Leistungen wirklich hinterfragt“, sagte der 33-Jährige der Tageszeitung Die Welt. Bartko fuhr 2001 und 2002 für die einstige deutsche Vorzeigemannschaft: „Letztlich habe ich von den Erfolgen des Teams Telekom wie andere auch profitiert.“ In die Dopingpraktiken war der Potsdamer jedoch nicht involviert, was sich durch den Bericht der Freiburger Untersuchungskommission bestätigt. „Ich bin froh, wie es gelaufen ist. Ich bin froh, dass ich nicht in dieses System reingerutscht bin“, sagte der Bahnradfahrer. Die Auswertung der Kommission zeige, dass man ihm nichts vorwerfen könne.