Doping! Evi Sachenbacher-Stehle schockt deutsches Team

Sotschi – Die deutsche Olympia-Mannschaft steht unter Schock: Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle ist nach dpa-Informationen bei den Winterspielen in Sotschi positiv auf ein verbotenes Mittel getestet worden. Das deutsche Team hatte zuvor ein von der Norm abweichendes Ergebnis der A-Probe bei einem deutschen Olympia-Teilnehmer bestätigt, will aber vor Analyse der B-Probe im Laufe dieses Freitages aber keinen Namen bekanntgeben.
Lesen Sie auch: War es ein chinesischer Energieriegel?
Sachenbacher-Stehle war nicht für die Damen-Staffel an diesem Freitag nominiert worden. Die ehemalige Ski-Langläuferin wechselte vor zwei Jahren zum Biathlon. Im Massenstart-Wettbewerb von Sotschi lief sie am Montag als Vierte knapp an einer Medaille vorbei.
Die 33-Jährige aus Reit im Winkl war 2006 am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden und musste beim Auftaktrennen der Ski-Langläuferinnen zuschauen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte zunächst keine weitere Stellungnahme zu dem Fall abgeben. Sachenbacher-Stehle war für eine Reaktion vorerst nicht zu erreichen.
<strong>Alle Infos, Meldungen und Entscheidungen aus Sotschi finden Sie hier!</strong>
Der DOSB wurde am Donnerstag um 21.30 Uhr (Ortszeit) vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) informiert, dass die A-Probe eines Sportlers „ein von der Norm abweichendes Ergebnis erbracht“ habe, hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Öffnung der B-Probe und die Anhörung vor der Disziplinarkommission des IOC sind noch für diesen Freitag vorgesehen. Danach will DOSB-Generaldirektor Michael Vesper über den Stand des Verfahrens informieren. „Die Anhörung könnte am Nachmittag oder frühen Abend stattfinden“, sagte er. „Zur Sache möchte ich mich noch nicht äußern.“
Während der Sotschi-Spiele ist es die erste positive Probe, die bekannt wird. Bei den Winterspielen 1972 in Sapporo war Eishockeyspieler Alois Schloder als bisher einziger Deutscher bei Winterspielen positiv getestet worden. Bei ihm wurde das Stimulanzmittel Ephedrin nachgewiesen. Allerdings wurde er wenig später vom Eishockey-Weltverband IIHF freigesprochen, weil er von einem Teamarzt ein Mittel bekommen hatte, in dem Ephedrin enthalten war. Seine Sperre wurde aufgehoben, er stand bereits im April 1972 bei der WM wieder im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Somit ist Schloder nicht Dopingsünder sondern Dopingopfer.
Die Biathleten reagierten entsetzt auf den positiven Test. „Ich habe es gerade auf dem Handy gelesen. Und kann es gar nicht glauben“, sagte der ehemalige Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer nach dem Training am Freitag. Der für die abschließende Männer-Staffel am Samstag als Schlussläufer vorgesehene Simon Schempp stellte fest: „Ich habe es gerade mitgekriegt. Das ist ein extremer Schock. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
Auch Kombinations-Olympiasieger Eric Frenzel konnte die Hiobsbotschaft kaum glauben. „Das ist ein ganz schöner Hammer“, sagte der 25-Jährige vor Bekanntwerden des Namens von Sachenbacher-Stehle der ARD-„Sportschau“. Alle seien überrascht, dass es so etwas in Deutschland geben könne, da das Doping-Kontrollsystem einfach viel zu gut sei. „Von daher hat es einem schon die Füße vom Boden gezogen“, meinte Frenzel, einen Tag nach dem Silbermedaillengewinn mit dem Team der Nordischen Kombinierer.
„Wer sich so lange mit der Dopingproblematik beschäftigt wie ich, ist so leicht nicht mehr zu schockieren“, meinte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, der dpa. „Also ist die Nachricht weder wirklich schockierend noch überraschend.“ Allerdings müsse man vor einer endgültigen Bewertung abwarten, was die Öffnung der B-Probe ergeben werde.
Vor der Abreise nach Sotschi hatte Chef de Mission Vesper gesagt, dass er sicher sei, dass die deutsche Mannschaft bei den Winterspielen sauber an den Start gehen würde. „Absolut, das ist unser Ziel“, sagte er damals. Es seien nur Sportler nominiert, die nachweislich kontrolliert worden seien. Jeder nominierte Athlet wurde laut Vesper vor den Winterspielen noch einmal unangemeldet getestet, „weil wir nichts unversucht lassen wollen, um für sauberen Sport zu sorgen“.
Das IOC hat bei den Winterspielen in Sotschi die Rekordzahl von 2453 Test bis zur Schlussfeier am 23. Februar vorgesehen. Ein Großteil der Urin- und Blutkontrollen ist bereits vorgenommen worden. Mehr als 50 Prozent der Tests werden außerhalb der Wettkämpfe durchgeführt. Bei den Winterspielen 2010 in Vancouver gab es einen Doping-Fall.