Dirk Bauermann und Mihai Paduretu: Der Trainergipfel

Die Volleyballer stehen im Meisterschafts-Endspiel, die Basketballer vor dem Play-off-Einzug. In der AZ diskutieren Mihai Paduretu (Generali Haching) und Dirk Bauermann (FC Bayern) über Sport und ihr Leben.
Gunnar Jans, Julian Galinski |
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Dirk Bauermann und Mihai Paduretu.
Petra Schramek Dirk Bauermann und Mihai Paduretu.


AZ: Herr Bauermann, haben Sie mal Volleyball gespielt?


DIRK BAUERMANN: Natürlich. Viele Male in der Schule und während dem Studium. Ich finde, es ist ein tolle und extrem dynamische Sportart. Wie die Dinge so laufen: Wenn mich mein Lehrer nicht gefragt hätte, ob ich Basketball, sondern Volleyball spielen will, wäre ich wohl Volleyball-Spieler geworden.


Herr Paduretu, waren Sie mal Basketballer?


MIHAI PADURETU: Basketball war meine erste Ballsportart. Ich war bis zur sechsten Klasse in der deutschen Schule in Bukarest. Zwei mal die Woche haben wir trainiert – von 6.30 Uhr bis 8 Uhr in der Früh. In der 5. Klasse bin ich zum Volleyball gewechselt.


Heute gilt Basketball bei den Kids als trendig, als cooler.


Wir merken das. Wir haben im TSV Unterhaching auch eine Basketballabteilung. Und seit der FC Bayern in der ersten Liga spielt, sind dort alle verrückt. Aber wir freuen uns, dass es neben dem Fußball eine weitere erfolgreiche Sportart in München gibt. Der Unterschied ist, dass beim Basketball fast 7000 Zuschauer kommen. Bei uns sind es zehnmal weniger.


BAUERMANN: Die Begeisterung der Fans ist die größte Belohnung – neben dem sportlichen Erfolg. Und den muss man in Unterhaching absolut anerkennen. Ich wäre gerne mal zu einem Champions-League-Spiel gekommen. Leider hat’s zeitlich nicht gepasst.


Herr Paduretu, waren Sie schon mal beim Basketball?


PADURETU: Zweimal, einmal letzte Saison, einmal jetzt.


Wäre mal ein gemeinsamer Doppelspieltag denkbar?


Wir haben darüber nachgedacht, in der Olympiahalle zu spielen. Ddie Kosten waren mit über 50000 Euro zu hoch für uns. Natürlich wäre so ein Doppelspieltag einmal schön. Lasst uns doch mal gemeinsame Sache machen!


Herr Bauermann, können Sie da ein gutes Wort einlegen?


BAUERMANN: Ja, ich finde das ist eine gute Idee. Dieses Element von Wettbewerb – Basketball gegen Eishockey, Volleyball gegen Basketball – ist Quatsch. Ich finde, dass alle drei Sportarten sehr gut nebeneinander existieren können und sich aushelfen sollen.


PADURETU: Für uns ist erst wichtig, dass die Leute in die Halle kommen. Und wir brauchen wir noch zwei, drei große Sponsoren. Die großen Vereine in Europa haben acht Millionen Euro Etat. Wir haben rund eine Million Euro.


Die Basketballer arbeiten mit sechs bis sieben Millionen.


BAUERMANN: Es gibt auch Basketball-Vereine wie ZSKA Moskau, deren Etat bei 40 bis 50 Millionen liegt.


Herr Paduretu, was tun Sie, um einen Spieler zu halten, der Haching verlassen will?


PADURETU: Ich habe gar keine Argumente. Entweder ist er Student und muss deswegen noch bleiben – oder wir haben keine Chance. Mit 25, als fertiger Volleyballer, gehen die Spieler ins Ausland. Wenn einer zu viele gute Spiele macht, sind die Agenten gleich da, und die Spieler sind weg. Am schlimmsten ist das, wenn ein Spieler vertraglich gebunden ist und ein Angebot mit dem drei- oder vierfachen Gehalt bekommt. Wir hatten solche Fälle. Ich lasse solche Spieler gehen.


Herr Bauermann, wie viele Stunden verbringen Sie am Tag mit Basketball?


BAUERMANN: Mein erster Gedanke am Morgen ist Basketball – und der letzte Gedanke am Tag ist Basketball.


PADURETU: Die Frage ist doch: Wann denken wir einmal nicht an den Sport?


BAUERMANN: Das ist leichter zu beantworten.


Also nie. Wie entspannen Sie?


PADURETU: Früher konnte ich skifahren. Aber seit Generali Hauptsponsor ist, habe ich aufgehört. Ich darf mich einfach nicht verletzen. Und beim Skifahren passiert immer etwas.


BAUERMANN: Du müsstest ja gut versichert sein (lacht).


PADURETU (lacht): Klar. Meistens gehe ich in München spazieren. Ich fahre mit der S-Bahn zum Isartor und gehe dann meine Runde, zwei, drei Stunden. Im Sommer radle ich durch den Englischen Garten.


Und Sie, Herr Bauermann?


BAUERMANN: Ich versuche, eine Stunde am Tag Ausdauertraining zu machen. Ich schaue gerne Filme oder lese Bücher, die auch oft mit Sport zu tun haben. Gerade lese ich über American Football. Das fasziniert mich. Einerseits gibt es eine unglaubliche Physis – das sind ja Monster, die da ineinander brettern. Andererseits ist es eine hochkomplexe strategische Sportart.


PADURETU: Meine Lieblingssportart ist Rugby – richtiger Männersport. Mein Vater war Arzt in einer Rugbymannschaft. Ich habe da einiges erlebt, was den Teamspirit betrifft. Wir waren an einem Bahnhof am Schwarzen Meer, die Spieler sind mit der Miliz aneinandergeraten, eine richtige Schlägerei. Dieser Kampf hat mich beeindruckt. Von dieser Einstellung kann man viel lernen – vor allem, weil man nachher wieder zusammen feiert und das Ganze vergisst.


Nehmen Sie den Sport, den Druck auch mit nach Hause? Leidet Ihre Familie darunter?


Sie merken das. Wenn wir schlecht waren, rede ich daheim einfach mit keinem.


Herr Bauermann, Sie leben alleine und weg von Ihrer Familie. Ist das dann leichter?


BAUERMANN: Es ist, wie es ist. Ich war in Griechenland schon alleine. Es ist auch Typsache. Der eine braucht mehr Austausch, der andere weniger. Am Ende sollte jeder so arbeiten, wie es für ihn selbst am besten funktioniert.


Sie wohnen nun am Starnberger See. Wie leben Sie dort – eher zurückgezogen?


Ich wohne in Höhenrain. Das ist ländlich und ganz nett. Aber Anschluss habe ich dort nicht. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich gehe abends nicht in die Dorfkneipe. Wobei – vielleicht sollte ich das mal tun!


Herr Paduretu, Sie sind der bekannteste Mann in Haching.


PADURETU: Nein, bestimmt nicht! Aber ich werde viel angesprochen. Auch im Fitnessstudio. Die Leute wollen wissen, wann wir spielen und wie die Lage ist. Der Austausch mit den Fans ist mir sehr wichtig.

So engagiert und leidenschaftlich, wie Sie Ihren Sport betreiben, werden Sie sicher noch andere Ziele haben.


Mir macht das Spaß, Mannschaften aufzubauen. Natürlich wäre es schöner, wenn ich eine Mannschaft drei, vier Jahre halten könnte.


Bundestrainer, wie Dirk Bauermann es ja gewesen ist, wäre das was?


Nein. Ich bin Vereinstrainer. Im Sommer möchte ich mich auch mal ausruhen.


Jetzt überreden Sie ihn mal, Herr Bauermann!


BAUERMANN: Also, Mihai, bei Olympia in Peking bin ich zweimal mit Deinem Kollegen zum Beachvolleyball gefahren. Diese Begeisterung für die Aufgabe, speziell bei Olympia, war ihm wie mir anzumerken. Der deutsche Sport kann immer die Besten gebrauchen für seine Nationalmannschaft. Aber ich gebe zu: Für einen Trainer mit Herzblut ist es schwer, nur im Sommer einige Monate zu arbeiten und den Rest der Saison zuzuschauen. Man will täglich mit den Jungs arbeiten. Beides zusammen, Verein und Nationalmannschaft, ist schwer. Ich habe das fünf Jahre gemacht, irgendwann kannst du nicht mehr, bist nicht mehr so gut.


Herr Paduretu, beim FC Bayern gibt es Präsident Hoeneß, Vizepräsident Bernd Rauch und andere, die beim Projekt Basketball mitreden. Sie sind Trainer und Geschäftsführer des TSV Unterhaching – wer steht eigentlich über Ihnen?


PADURETU: Da gibt es den Präsidenten des Hauptvereins, Volker Panzer. Er ist der Vater des Bürgermeisters.


Hm. Und der mischt sich in Ihre Arbeit ein?


Nein. Ich berate mich mit meinen Assistenten. Am Ende treffe ich die Entscheidungen, auch die schwierigen. Es ist angenehmer, wenn keiner über dir steht – vor allem, wenn derjenige keine Ahnung vom Sport hat. Das gibt es leider viel zu oft. Menschen, die sich einmischen, weil sie ein paar tausend Euro zahlen.


BAUERMANN: Die habe ich bei früheren Vereinen auch getroffen. Ich finde, dass Mihai hier etwas ganz Wichtiges gesagt hat: Der Druck der guten Trainer ist immer der, den sie sich selbst machen.

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