Dirk Bauermann im Interview: „Die Starken bekommen Neid und Missgunst ab“
Bayerns Basketballer können auch verlieren. Coach Bauermann über das 55:63 in Würzburg – und über randalierende Fans.
AZ: Herr Bauermann, die Basketballer des FC Bayern ernten gerade sehr viel Hohn und Spott, weil sie am Samstagabend in Würzburg das erste Spiel in der zweiten Liga ProA mit 55:63 verloren haben und nun nur noch auf Platz vier stehen.
DIRK BAUERMANN: Es gibt viel Neid und Missgunst im Sport, das bekommen vor allem die Starken ab. Meine Mannschaft muss noch lernen, mit solchem Druck umzugehen. Noch ist sie nicht stabil genug, um in egal welcher Situation bestehen zu können.
Die Atmosphäre in der Würzburger Arena wurde von manchen Beobachtern als feindselig beschrieben, auch ausgehend von den Bayern-Fans.
Feindselig ist das falsche Wort. Aber die Stimmung war sicherlich aufgeheizter als bei einem gewöhnlichen Ligaspiel. Es hat sich eher wie ein entscheidendes Playoff-Spiel angefühlt.
Ein Münchner Fan wurde laut Polizei nach dem Spiel sogar vorläufig festgenommen und es wurde Anzeige gegen ihn erstattet – er soll einem Würzburger ins Gesicht geschlagen haben.
Ich habe davon auf dem Feld nichts mitbekommen. Aber Gewalt hat natürlich in keiner Form in irgendeinem Stadion etwas verloren.
Der Einfluss der Münchner Fußball-Fans auf die etwas zurückhaltendere Basketball-Kultur wird gemeinhin sehr kritisch gesehen.
Ich finde es abstrus, zu behaupten, unsere Fans würden das Klima zerstören.
Würzburg, jetzt punktgleich, bekommt Glückwünsche aus ganz Deutschland – und vieles bei den Bayern wird in Frage gestellt, die defensive Spielausrichtung und die Zusammenstellung der Mannschaft etwa.
Mir war klar, dass diese Mechanismen kommen würden. Erst war die Begeisterung groß, dass der FC Bayern im Basketball einsteigt, dann, im konkreten Wettbewerb, gibt es Stolpersteine und es kommt Kritik an allen möglichen Dingen auf.
Zum Beispiel auch an Topscorer Jonathan Wallace, der in Würzburg mit schrecklicher Wurfquote nahezu komplett untergetaucht ist.
Man sollte da nicht zu viel hineininterpretieren. Einer der besten Spieler der zweiten Liga hatte einen schwarzen Tag, mehr nicht. Da ist nichts Schlimmes daran, dazu hat jeder Spieler ein Recht.
Außer Darius Hall gelang es keinem Spieler, an seiner Stelle Verantwortung zu übernehmen.
Es ist einfach eine besondere Situation: Wir laufen mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herum. Keiner unserer Gegner hat Druck, auch Würzburg nicht. Da braucht es sehr gut abgestimmte Automatismen.
Die es noch immer nicht gibt?
Die Fehlerhäufigkeit und die Abstimmung müssen deutlich besser werden, wir brauchen noch mehr Training und Zeit zusammen. Aber das heißt für die Zukunft nicht, dass die Spieler solchen Situationen grundsätzlich nicht gerecht werden können.
Die Verletzungen von Steffen Hamann und Demond Greene scheinen den FC Bayern schwerer getroffen zu haben, als die Qualität der Nachverpflichtungen Chad Prewitt, Robert Garrett und Sebastian Greene vermuten lässt.
Solche massiven Veränderungen bringen automatisch Verwerfungen und eine Verschlechterung des Rhythmus mit sich. Man verliert Momentum und Qualität. Wenn sich von fünf Spielern auf dem Feld drei nicht kennen, hat man ein Problem.
Und das trotz der hohen Qualität und Basketball-Intelligenz, die sie allen ihren Spielern attestieren?
Das hat keine individuellen Gründe. Und natürlich ist es müßig: Aber gegen Greene oder Hamann hätte Pele Paeley (17 Punkte, d. Red.) wohl nicht so aufgetrumpft.
Zumindest Hamann wird noch in dieser Saison zurückerwartet.
Ja, hoffentlich kommt er bald zurück.
Haben Sie nun Bedenken, was den weiteren Weg des FC Bayern in der ProA betrifft?
Die Mission Aufstieg ist nicht gefährdet, daran gibt es auch weiterhin keinen Zweifel.
Interview: Julian Galinski
- Themen:
- Dirk Bauermann
- FC Bayern München
- Polizei