"Dieses Team gehört in die Hall of Fame"
Bratislava 1930 – Max Schmeling wird Box-Weltmeister, Agatha Christie veröffentlicht ihren ersten Miss-Marple-Roman, die erste Fußball-WM wird in Uruguay ausgespielt, Schauspieler Steve McQueen und Astronaut Neil Armstrong, der 1969 der erste Mann auf dem Mond sein wird, werden geboren. Und Deutschland startet letztmals bei einer Eishockey-WM mit drei Siegen ins Turnier.
Jetzt, 81 Jahre später, hat es wieder ein DEB-Team geschafft. Die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp steht nach Sensationssiegen über Rekord-Weltmeister Russland (2:0), Slowakei (4:3) und Slowenien (3:2 nach Penaltyschießen) in der Zwischenrunde dieser WM in der Slowakei. „Was wir hier erleben ist sensationell, das ist einmalig”, sagt Deutschlands Eishockey-Legende Alois Schloder der AZ. Der Landshuter war Mitglied der legendären Mannschaft, die bei Olympia 1976 in Innsbruck sensationell Bronze gewinnen konnte Und Schloder, der im Komitee der Hall of Fame, der Ruhmeshalle des Eishockeys, sitzt, hat große Pläne. „Ich werde mich dafür stark machen, dass dieses Team speziell geehrt wird”, sagt Schloder, „es hat es jetzt bereits verdient. Ich bin dafür, dass es in die deutsche Ruhmeshalle aufgenommen wird.”
Folgt nach Platz vier bei der Heim-WM 2010 nun eine Medaille? „Verdient hätten wir es”, sagt Eishockey-Ikone Didi Hegen, „wir hatten im vergangenen Jahr Pech, jetzt könnten wir mit etwas Glück Großes erreichen. Nichts gegen Bronze bei Olympia, aber wenn man schaut, welche Teams da nicht dabei waren, sind diese Erfolge jetzt nicht viel niedriger anzusiedeln.”
Doch was macht die Nationalmannschaft, die bei der WM 2009 noch sportlich abgestiegen wäre, wenn Deutschland nicht als Ausrichter der WM 2010 automatisch qualifiziert gewesen wäre, so stark? Die AZ sprach mit Schloder und Hegen über die Gründe.
Torhüter: Dennis Endras, Dimitri Pätzold und Jochen Reimer sind Ausnahmekönner. „Ohne gute Torhüter kommen auch die großen Teams ins Straucheln. Wir haben herausragende Keeper, die schon mal allein ein Spiel entscheiden können”, sagt Hegen. Und Schloder fügt an: „Das ist unser großer Rückhalt, darum beneiden uns viele Nationen.”
Das Spielsystem: Die deutsche Taktik ist klar, aus gesicherter Defensive werden Konter gefahren. „In der gesamten DEL wird fast das identische System gespielt, das macht es den Spielern leichter, auch in der Nationalmannschaft so zu agieren”, sagt Hegen, „früher wurde Hans Zach für seine Mauertaktik gebrandmarkt, jetzt spielen sie alle so.” Schloder sagt: „Man merkt eine Taktik, ein System, da wird durchdacht agiert, nicht zufällig. Die jungen Deutschen sind mit diesem System aufgewachsen und haben es absolut verinnerlicht.”
Die Athletik: „Die Jungs können wirklich 60 Minuten Vollgas gehen, die sind alle extrem fit. Wenn andere nachlassen, können wir das Tempo halten”, sagt Schloder und Hegen fügt an: „Die Moral stimmt, die Fitness stimmt und wenn das aufeinander trifft, dann lassen deine Beine nicht nach, selbst wenn du müde bist.”