»Diese Kugeln sind das Größte«

MÜNCHEN - Magdalena Neuner und die Tage nach dem Ende einer erfolgreichen Biathlon-Saison: Die Wallgauerin hetzt von einem Termin zum anderen, kann unter Dutzenden Werbe-Offerten aussortieren, setzt sich mit Paris Hilton auf die Couch - und spricht vom Karriere-Ende.

Die Kugeln fehlten. Als Magdalena Neuner Montagfrüh um 20 vor 10 mit Flug LH 3147 aus Oslo im Erdinger Moos landete, hatte die Biathletin ihre drei Kristallpokale nicht dabei, die Trophäen für den Gesamt-Weltcup und zwei Einzelwertungen. Reine Sicherheitsmaßnahme. „Dem Bode Miller ( US-Alpin-Star, d. Red.)sind sie auf dem Flug auch schon mal zerbrochen“, sagte Neuner der AZ, „darum habe ich sie in den Bus getan.“ Den Gerätebus, der Waffen und Skier der deutschen Biathleten aus Norwegen zurückbringt, in den nächsten Tagen.

In dieser Zeit ist auch Neuner viel unterwegs. So ging es erst heim nach Wallgau, dann hinüber nach Berchtesgaden zum „Winterstar“ im Bayerischen Fernsehen.

Gespräche mit Sponsoren

Dienstag und Mittwoch warten Termine in Frankfurt und Ingolstadt. Vorgespräche an den Firmensitzen ihrer Sponsoren über die TV-Spots, die Neuner drehen wird, für einen Bankkonzern und für Strickmoden, die im Spätsommer dann im Fernsehen laufen.

Gründonnerstag folgt ein Foto-Shooting in München, am Ostermontag der feierliche Empfang der Heimatgemeinde Wallgau, und kurz vor dem Abflug auf die Seychellen sitzt Neuner am 29. März auch noch bei Gottschalk auf der Couch. Bei „Wetten dass...“ in Erfurt, zusammen mit Gästen wie Paris Hilton.

60 neue Anfragen aus der Werbung

Nach dem Urlaub darf Neuner dann aussortieren. Aus weiteren Werbe-Offerten. „Wir haben rund 60 neue Anfragen bekommen“, sagt Manager Stephan Peplies, „wir wollen keine Verträge mit der Brechstange, sondern nach persönlicher Affinität.“ Neuner kann es sich auch leisten, auszuwählen. So begehrt wie sie ist, nach sechs WM-Titeln und dem Gesamt-Weltcup. „Diese Kugeln zu gewinnen, das war für mich das Größte“, sagte Neuner, „jetzt fehlt nur noch eine Medaille bei Olympia.“ 2010 in Vancouver, dann hätte sie mit 23 alles gewonnen und mehr als die meisten Spitzensportler in ihrer ganzen Laufbahn.

Deswegen sprach Neuner am Montag auch schon ganz offen über ihr Karriere-Ende. „Mit 30 oder 35 noch zu laufen, kann ich mir jetzt nicht vorstellen“, sagte Neuner zur AZ. Sie will keine zweite Uschi Disl werden, die mit 35 zurücktrat, dann ihr erstes Kind bekam. Neuner möchte schon früher eine Familie gründen, konkret sagte sie: „Man weiß nie, was kommt, aber im Moment denke ich, noch sieben Jahre, zwei olympische Spiele, dann ist es vorbei.“ Ein Karriereende, mit 28. „Ich mache Biathlon, seit ich neun bin“, sagte Neuner, „es gibt auch noch ein anderes Leben außer Sport.“ Nach dem Jahre 2015.

So lange muss sie auf den Bus mit ihren Kugeln nicht mehr warten. Der liefert die Pokale in drei Tagen in Wallgau ab. Als Bescherung am Karfreitag. Da hat Neuner sonst gar keinen Termin. Ausnahmsweise. Florian Kinast