„Diese Coolness – das kann der Felix von Maria lernen“

Gold-Rosi Mittermaier über Rieschs Triumph und Vergleiche mit sich selbst sowie ihrem Sohn
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Ein Glas Schampus auf den Sieg: Maria Riesch bei der Feier nach dem WM-Sieg.
dpa Ein Glas Schampus auf den Sieg: Maria Riesch bei der Feier nach dem WM-Sieg.

Gold-Rosi Mittermaier über Rieschs Triumph und Vergleiche mit sich selbst sowie ihrem Sohn

AZ: Frau Mittermaier, wo haben Sie den WM-Triumph von Maria Riesch gesehen?

ROSI MITTERMAIER: Gar nicht. Ich war am Samstag in Pass Thurn beim Skifahren mit einer Gruppe von einer Firma, darum habe ich es mir nicht anschauen können. Wir wussten, dass die Maria Sechste war nach dem ersten Lauf, dann haben wir den Liftwart gefragt, wie es ausgegangen ist. Als er sagte, dass die Maria gewonnen hat, hatte ich nur gehofft, dass er uns nicht pflanzt! Aber zum Glück hat’s gestimmt. Den Rest des Tages sind wir alle dann vor allem in der Hütte gesessen und haben die Nachberichte und die Siegerehrung angeschaut.

Hatten Sie das noch damit gerechnet?

Mir war schon klar, dass sie das Skifahren nicht verlernt hat. Sie hat vier Slaloms in diesem Winter gewonnen, das Problem war der Kopf. Weil der Druck einfach brutal war. Und gerade im Slalom, wo du ganz schnell einfädeln kannst oder sonstwie rausfliegst, wo das ganz schnell gehen kann, dass du weg bist. So souverän wie sie das gemeistert hat, das war beeindruckend.

Immer wieder am Wochenende der Vergleich zwischen der Gold-Marie und der Gold-Rosi zu hören, weil Sie 1976 als letzte deutsche Läuferin WM-Gold im Slalom holten. Welche Parallen zwischen Ihnen beiden sehen Sie?

Ich mag die Vergleiche nicht. Das ist eine ganz andere Zeit, und jeder ist ein anderer Typ. Aber ich kann den Druck gut nachempfinden, unter dem sie stand. 1972 in Sapporo war ich auch die Olympia-Favoritin, da war die Erwartung, dass ich Gold hole auch enorm. Dann bin ich im Slalom raus und hatte einen Riesenpatzer im Riesenslalom. Das sind Großereignisse, auf die du dich ganz gezielt vorbereitest, und dann kommen die Rückschläge, und dann kommst du ins Zaudern. Geschafft habe ich es erst dann ja auch erst 1976 in Innsbruck.

Das war Ihr Meisterstück. Hat Maria Riesch ihr Meisterstück auch erst noch vor sich?

Ich bin sicher, sie kann noch viel mehr gewinnen. Ihr eigentliches Meisterstück schaffte sie, wie sie sich aus der Verletzungszeit zurückkämpfte. Nach ihren Kreuzbandrissen 2005, das war eine ganz große Leistung. Aber das war auch typisch für die Maria. Ich kenne sie von Kindesbeinen an, das war nie eine, die resigniert hat. Das ist auch eine Erziehungssache, auch die Eltern schauen immer nach vorne, die ganze Familie hat dieses positive Denken.

Auch in den schwierigen Zeiten?

Gerade da. Die Maria hat ein Elternhaus, das sie immer wieder aufgefangen hat. Ich weiß noch, als ich die Mutter Monika 2005 einmal getroffen hatte. Und da habe ich natürlich nachgefragt, wie es der Maria mit ihrem Knie geht, da meinte die Mama nur: „Ach mei, wir Rieschs haben ein gutes Heilfleisch, das wird schon.“ Andere hätten vielleicht geklagt und gejammert und gezweifelt, ob sich das überhaupt noch lohnt. Und so ist die Maria auch. So zielstrebig, immer nach vorne.

Ihr Sohn Felix wurde am Sonntag Vierter im Slalom, er fuhr knapp an einer WM-Medaille vorbei. Gibt es etwas, was er von Maria Riesch noch lernen kann?

Da sind wir wieder bei den Unterschieden. Seien wir froh, dass jeder anders ist. Die Kunst eines Trainers ist es nur, auf den inviduellen Charakter einzugehen, zu schauen, wie die Eigenschaften dann umlegen kann, um das beste rauszuholen. Was sich der Felix von der Maria vielleicht noch abschauen kann, ist diese Coolness. Die kann sich bei der Maria aber jeder abschauen.

Für Garmisch-Partenkirchen ist ja auch eine Wohltat, mit einer Weltmeisterin für die WM 2011 zu werben.

Natürlich. Die Maria ist ja auch eine Persönlichkeit, eine richtige Strahlefrau, vor allem eine, die ehrlich strahlt, die sich nicht verbiegt, die immer sagt, wenn ihr was nicht passt. Außerdem sind die Veranstalter mit der Maria jetzt ja auf der ganz sicheren Seite.

Wie meinen Sie?

Als Weltmeisterin hat sie sich ja jetzt schon direkt qualifiziert. Aber ich denke, sie hätte das auch so geschafft.

Interview: Florian Kinast

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