Die zwei Gesichter

Die Bayern begeistern gegen Ulm – bleiben in der Tabelle aber weiterhin nur Siebter. Bauermann lobt, Hoeneß will nun endlich Siege bei Auswärtsspielen sehen
MÜNCHEN 19 Punkte hat Je’Kel Foster am Mittwochabend beim 87:83 des FC Bayern gegen Ulm erzielt – alleine im letzten Viertel. Der verschwitzte Basketballer, der das überaus spannende Spiel gegen den Tabellenzweiten der Basketball-Bundesliga am Ende nahezu alleine entschied, sprang nach der Schlusssirene Präsident Uli Hoeneß in die Arme und ließ sich von ihm herzen.
Der Ernst kehrte bei Hoeneß allerdings schnell zurück. Der Sieg im ausverkauften Audi Dome gegen eine der besten Mannschaften der Liga war zwar eine großartige kämpferische Leistung vor einer herausragend intensiven Kulisse – aber die Bayern sind weiter nur Siebter. Und stecken mitten im Kampf um den angestrebten Playoff-Platz. „Wir haben auswärts zum Teil sehr, sehr schlecht gespielt”, sagte Hoeneß darum gleich. Die Bayern bleiben eine Mannschaft der zwei Gesichter: in München begeisternd, andernorts bemitleidenswert.
Ob Tübingen oder Trier: Von zehn Auswärtsspielen haben die Bayern neun in Serie verloren, „vergeigt”, sagte Hoeneß. „Da müssen wir schon noch zwei oder drei gewinnen, wenn wir in die Playoffs wollen”, meinte der Präsident.
Dass sich seine Basketballer nun in dieser Situation befinden, missfällt ihm. Hoeneß ist der mahnende Kopf des Basketballprojekts. Er weist zwar niemandem Schuld zu, aber stellt auch fest: „Wir liegen mit unserem Etat unter den Top Drei der Liga.” Und will damit sagen, dass der Verein durchaus den Anspruch hat, sich mit Bamberg und Berlin, nicht mit Bayreuth und Bremerhaven zu messen. Viermal innerhalb der kommenden fünf Spiele tritt Bayern nun auswärts an, am kommenden Samstag in Frankfurt. „Wir müssen endlich ein Auswärtsspiel gewinnen”, sagte Hoeneß. Diese Spiele sind entscheidend, was die Chancen für die Runde der besten Acht und eine gute Ausgangsposition dort betrifft.
Hoeneß wird weiter beobachten, bei den Spielen mitfiebern – und vorerst einmal dabei bleiben. „Ich habe nicht die Absicht einzugreifen. Wir haben das Projekt in die Hände von Dirk Bauermann gelegt”, sagte Hoeneß. „Wenn wir genügend Erfahrung gesammelt haben, werden wir auch mitreden.”
Das bedeutet große Entscheidungsfreiheit, aber auch großen Druck für Bauermann. Er begegnet diesem Druck mit felsenfestem, fast sturem Optimismus und bedingungsloser Unterstützung seiner Mannschaft. „Wir haben gegen Ulm 7000 Menschen begeistert”, sagte er. Nur ganz selten fällt die Maske und der Mensch dahinter, auf dem die Marke und der Anspruch des FC Bayern lastet, kommt zum Vorschein.
Bauermann, der Fürsprecher und Anheizer, weiß, was seine Spieler leisten können: „Die Mannschaft hat die Qualität, immer ins Spiel zurückzukommen – mit großer Aggressivität und Konsequenz, egal welche Wunderwürfe der Gegner verwandelt.”
Aber diese Mannschaft hat das bisher in entscheidenden Situationen nur im Audi Dome gezeigt. „Wir müssen es unbedingt in die Playoffs schaffen”, sagte Hoeneß. „Die Mannschaft kann es sich in den nächsten Wochen leichter machen, wenn sie zwischendurch einmal ein Auswärtsspiel gewinnt.”