Die Tour am Ende?

NIMES - Trotz aller Dopingfälle übertragen die Sender - auch die öffentlich-rechtlichen - weiter. Doch die Kritiker machen mobil. "Ich will nicht, dass mit meinen Gebührengeldern kriminelle Aktivitäten unterstützt werden"
Sie fahren weiter. So, als sei nichts gewesen. So, als habe es die drei Dopingfälle bei der diesjährigen Tour de France nicht gegeben. The show must go on.
Wirklich? Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, die bei der Tour 2007 nach den damaligen Dopingfällen noch publikumswirksam aus der Übertragung ausgestiegen waren, sie senden weiter. Weiter, Weiter, immer weiter. „Wir sehen, dass die Kontrollen funktionieren. Das ist für uns eher ein ermunterndes Zeichen“, sagte ARD-Sprecher Rolf-Dieter Ganz.
Doch sollte man dem Spektakel um das dopingbefleckte Gelbe, den Protagonisten des Spritzensports, weiter Sendezeit einräumen? Der Radsport spaltet auch hier die Gemüter.
KONTRA
Doping-Jäger Dr. Werner Franke, der Heidelberger Molekularbiologe, polterte in der „Süddeutschen Zeitung“: „ARD und ZDF benutzen auch meine Gebühren, um kriminelle Dinge zu übertragen.“ Und weiter meinte der streitbare Franke: „Diesen Leuten auch noch ein sendetechnisches Forum zu geben, ist ein Skandal. Da sind kriminelle Energie am Werke, das passt besser in einen Krimi.“
PRO
Vergangenes Jahr deckte Jörg Jaksche mit seinen Geständnis das Dopingsystem im Radsport auf. Doch der 31-Jährige ist dagegen, jetzt auszusteigen: „Hat das 2007 was gebracht? Außerdem, wenn ich bei der Tour abschalte, dann darf ich als Sender bei Olympia gar nicht erst anschalten.“
Und die ARD will dort auch bei Dopingfällen nicht aussteigen. Deutschlands Rad-Ass Didi Thurau, selber des des Dopings überführt, meint: „Gebt dem Sport doch eine Chance.“
Die Frage ist, wie viele Chancen noch bis die Lichter ausgehen. Am Fernseher und auch sonst.
M. Kerber