Die Titelsammlerin

MÜNCHEN - Der Daumen zeigte nach oben, da erfüllte ein strahlendes Lächeln das Gesicht der Ringgladiatorin. Christine Theiss holt sich ihren 3. WM-Gürtel. »So kann sie, niemand schlagen«
Nicht der dritte WM-Titel, den sich Kickbox-Queen Christine Theiss durch ihren Abbruchsieg in der dritten Runde gegen Grete Hale (Norwegen) gesichert hatte, sondern das Lob ihres Trainers Pavlica Steko ließ Theiss strahlen. „Das war die beste Chrissi, die ich je gesehen habe. So kann sie niemand schlagen“, sagte der sonst so oft grantelnde Steko. „Das Lob bedeutet mir fast mehr als der Gürtel. Aber auch der ist ein Traum“, sagte Theiss, die Titelsammlerin.
Die 28-jährige Ärztin ist nun Doppelweltmeisterin im Mittelgewicht und zusätzlich Weltmeisterin in der nächsthöheren Gewichtsklasse, im Halbschwergewicht (ab 64 Kilo). „Das langt jetzt an Titeln“, sagt Theiss. Ob sie sich überhaupt lange als Championesse der Halbschweren feiern lassen wird, ist noch nicht klar. „Auf lange Sicht ist das nicht meine Gewichtsklasse. Ich habe Probleme, Gewicht zuzulegen. Es war eine Qual. Aber jetzt bin ich zufrieden, Pavlica hat’s gefallen, und der ist nicht nicht leicht zufrieden zu stellen.“
"Ich konnte gar nicht verlieren"
Eine Untertreibung. Unvergessen die Szene im Dezember 2007, als sich Theiss ihren zweiten WM-Titel holte und Steko ihr androhte, ihr „vor allen Leuten eine zu schmieren“, wenn sie nicht endlich richtig kämpfen würde. „Das darf man nicht wörtlich nehmen“, sagt Theiss, „er hat mich so bei der Ehre gepackt.“ Das war gegen Hale nicht nötig, zu überlegen war Theiss von Anfang an. „Sonst habe ich anfangs oft schwere Beine, aber dieses Mal war ich sofort da. Ich konnte gar nicht verlieren, das war mir sonnenklar.
Endlich habe ich auch mal meine Familie, die am Ring versammelt war, nicht leiden lassen“, sagte Theiss. Also Freud statt Leid im Hause Theiss. Weil die Kickbox- Queen kurzen Prozess gemacht hat. Und ihr nächster Schlagabtausch steht an: Theiss ist wieder bei Pro-7-Lästermaul Stefan Raab eingeladen. Eine Einladung für den kommenden Mittwoch lehnte Theiss dabei übrigens ab, sie hat Wichtigeres vor: „Da spielen die Bayern gegen Anderlecht, das lasse ich mir nicht nehmen.“ Genau so wenig wie ihre Titel.
Matthias Kerber