Die speziellen Spiele: 10 Olympia-Momente, die in Erinnerung bleiben

Die Olympischen Spiele in Tokio sind vorbei, was in Erinnerung bleibt, sind neben der Medaillen ihre Geschichten. Die AZ hat zehn erinnerungswerte Episoden zusammengestellt, die über Corona hinausgehen.
Duell der Dressurköniginnen
Sieben Goldmedaillen hatte Isabell Werth schon gesammelt. Die Dressurreiterin hätte den Gold-Rekord der Kanutin Birgit Fischer einstellen können. Doch dann ritt die Rosenheimerin Jessica von Bredow-Werndl zum Olympiasieg. Werth, die der neuen Siegerin vor ein paar Jahren entscheidende Tipps gegeben hatte, blieb "nur" Silber.

Kampf mit Dämonen
Der Druck war ein großes Thema bei diesen Olympischen Spielen. Den tiefsten Einblick in ihr Seelenleben gab US-Turnstar Simone Biles. Sie sprach von einem "Kampf mit Dämonen" und Druck eines ganzen Landes auf ihren Schultern und erhielt für ihre offenen Worte Zuspruch.
Biles setzte zwischenzeitlich bei den Wettkämpfen aus. Für die Entscheidung am Schwebebalken kehrte sie zurück - und holte Bronze.

Der Skate-Opa
Die neue Disziplin Skateboard mit ihren Teens und Twens machte die Spiele jung und hip. Da stach der Mann mit dem graustichigen Bart hervor: Dallas Oberholzer, 46 Jahre. Der Südafrikaner mit Zebramuster-Trikot erzählte, dass er in seinem Leben noch nie einem regulären Job nachging, außer als Janet Jacksons Chauffeur.
In einem Zulu-Dorf bringe er Kindern das Skaten bei: "Ich bin dort der einzige Weiße in einem Radius von 30 Kilometern und der Rest Südafrikas denkt, ich bin verrückt." Tokio sah er als "eine weitere spaßige Skate-Session".
Der Schrei des Hürden-Hulks
Kennen Sie "Der Schrei" von Edvard Munch? So, wie die Figur im Gemälde packte sich auch Karsten Warholm nach seinem Goldlauf über die 400 Meter Hürden am O-Mund-förmigen Gesicht. Er war baff vom Weltrekord wie jeder Betrachter.
Wie Maler Munch stammt auch Warholm aus Norwegen. Auch nach der O-Mund-Geste hielt er es mit der Kunst: Er zerriss sein Trikot - wie die Comic-Figur Hulk.
Kugelstoßerin mit der Horror-Maske
Grimmig ging es auch bei Raven Saunders zu. Die US-Kugelstoßerin stieg mit halb grün, halb lila gefärbten kurzen Haaren und einer Maske mit schnappbereiten Zähnen in den Ring. Sie gewann Silber und formte mit den Armen ein X, um gegen Unterdrückung zu protestieren (sie ist lesbisch und hatte Selbstmordgedanken).
Der Protest verstieß gegen die olympischen Normen. Untersuchungen wurden wegen des Tods von Saunders' Mutter ausgesetzt.

Flucht aus Tokio
Kristina Timanowskaja hatte ihren Trainer kritisiert. Eine gefährliche Sache für Athleten aus der Diktatur Belarus, sie sollte offenbar unter Zwang in die Heimat gebracht werden. Doch sie floh in die Obhut der Polizei, die polnische Botschaft nahm sie auf und stellte ein humanitäres Visum aus.
Sie täuschte mögliche Häscher am Flughafen und reiste über Wien nach Warschau. Dort soll sie an einem sicheren Ort untergebracht sein.

Die geteilte Goldmedaille
Der Katari Mutaz Essa Barshim und der Italiener Gianmarco Tamberi sind in erster Linie Freunde. In Tokio waren sie Rivalen im Hochsprung. Sie distanzierten das Feld, überquerten in Eintracht die Höhen bis 2,37 Meter und rissen auch im Gleichschritt.
Barshim lief dann nicht los. Er fragte einen Kampfrichter, ob sie beide Gold bekommen könnten. Der stimmte zu, die Freunde umarmten sich und machten sich auf eine gemeinsame Stadionrunde.
Der Ferrari des Sprints
Normalerweise ist der 100-Meter-Lauf fest in US-ameri kanischer oder jamaikanischer Hand. Nur je einmal seit der Jahrtausendwende gewann eine Sprinterin oder ein Sprinter aus einem anderen Land die Weltmeisterschaft, bei den Olympischen Spielen sieht es nicht anders aus.
In Tokio aber rauschte Marcell Jacobs aus Rom wie ein Ferrari zu Gold. Ein Italiener und kein Ami! Na ja, er ist auch halber US-Amerikaner.
Rollstuhl als Goldtransporter
Kristian Blummenfelt absolvierte in der Hitze Japans den Triathlon seines Lebens und holte Gold. Im Ziel pumpte sein Körper schwer, er musste sich übergeben. Ein Betreuer und der zweitplatzierte Brite Alex Yee hievten den Norweger hoch. Danach wurde der Sieger mit einem Rollstuhl abtransportiert.
In einem solchen endeten auch die Spiele des Zehnkämpfers Niklas Kaul. Allerdings verletzungsbedingt, ohne das erträumte Olympia-Gold.

Drei Weltrekorde auf einmal
Gewichtheber Lascha Talachadse sorgte für Aufsehen. Das georgische Superschwergewicht verbesserte im Reißen (223 kg), im Stoßen (265 kg) und der Gesamtwertung (488 kg) drei Weltrekorde in einem Wettbewerb. Der frühere Dopingsünder stemmte 47 kg mehr als der Zweitplatzierte.