Die rote Kati siegt und weint

OBERHOF - Wilhelm feiert bei den Biathlon-Festspielen in Oberhof ihren ersten Saisonsieg - und wird von über 25 000 Zuschauern frenetisch gefeiert. Magdalena Neuner auf Rang vier.
Kati Wilhelm hat die Biathlon-Fans in ihrer Heimat mit ihrem 19. Weltcup-Sieg verzaubert. „Oh wie ist das schön“, klang es am Sonntag aus 25 000 begeisterten Kehlen nach dem ersten Saisonsieg der Thüringerin im 12,5 Kilometer langen Massenstart- Rennen bei den grandiosen Oberhofer Festspielen. Auch in der 15 Kilometer langen Männer-Konkurrenz gab es mit dem Österreicher Christoph Sumann einen Premieren-Sieger in diesem Winter. Bestplatzierter Deutscher war Michael Rösch (Altenberg) als Siebter.
Mit einem energischen Antritt beim letzten Anstieg 500 Meter vor dem Ziel schüttelte die dreimalige Olympiasiegerin aus Zella-Mehlis Olga Medwedzewa ab. „Rotkäppchen“ siegte in 39:55,2 Minuten mit 5,8 Sekunden Vorsprung vor der Russin, die nach ihrer Dopingsperre bei den Olympischen Spielen in Turin – damals noch unter ihrem Mädchennamen Pylewa – seit dem dritten Schießen in Führung lag. Vorjahressiegerin Magdalena Neuner (Wallgau) wurde trotz fünf Schießfehlern Vierte 1,4 Sekunden hinter Helena Jonsson aus Schweden, die wie Wilhelm und Medwedzewa 2 der 20 Scheiben verfehlt hatte.
„Ich wollte es nicht auf einen Zielsprint ankommen lassen. Meine Taktik ist voll aufgegangen“, jubelte Kati Wilhelm und verneigte sich immer wieder vor ihren Fans. „Das Gefühl, hier zu gewinnen ist grandios. Das wollte ich unbedingt wieder erleben. Mein letzter Sieg hier liegt ja schon drei Jahre zurück“, berichtete sie. Auch Magdalena Neuner, die wie schon im Sprint am Freitag die schnellste Laufzeit erzielte, war nicht unzufrieden. „Auf den letzten Fehler hätte aber ich gern verzichtet. Trotzdem war es eine schöne Woche hier in Oberhof, auch wenn ich in diesem Jahr leider nicht auf dem Stockerl stand“, sagte die Bayerin.
Als drittbeste Deutsche lief Simone Hauswald ins Ziel. Die Gosheimerin imponierte trotz Schmerzen an der Achillessehne mit der zweitschnellsten Loipen-Zeit. Andrea Henkel (Großbreitenbach/13.) machte das gute Abschneiden der Mannschaft von Bundestrainer Uwe Müssiggang komplett. „Ich bin mehr als zufrieden. Ein Sieg in Oberhof ist immer etwas ganz Besonderes. Es ist nicht einfach, vor dieser imponierenden Kulisse das umzusetzen, was man sich im Training erarbeitet hat“, lobte Müssiggang.
Eine der besten Zuschauer-Quoten bei Biathlon-Weltcup- Übertragungen erzielte der Fernsehsender ZDF. Das Sprint-Rennen der Frauen verfolgten 5,58 Millionen Zuschauer (26,4 Prozent) und damit so viele wie nie zuvor bei Weltcup-Rennen. Die Übertragung des Männer-Sprints lockte 5,22 Millionen Menschen (25,8 Prozent) vor die Bildschirme. Auch im Stadion waren an den fünf Tagen mit 98 000 Zuschauern so viele wie noch nie beim Weltcup in Oberhof. Mit Wut im Bauch wegen einer Dopingkontrolle am Vorabend kurz vor Mitternacht hatte am Samstagabend Maxim Tschudow beim Sprint den dritten Weltcup-Sieg seiner Laufbahn eingefahren. Gefeiert wurden aber die deutschen Männer, die zu viert unter die ersten Acht stürmten. Der Altenberger Michael Rösch lief als fehlerfrei schießender Zweiter mit 12,7 Sekunden Rückstand erstmals in diesem Winter aufs Siegertreppchen. „Für das Gefühl, hier mit vorn zu sein, schindest du dich dein ganzes Leben. Das ist grandios“, sagte der Osterzgebirgler, der mit Gänsehaut den Birxstieg hoch stürmte und vor Rührung über die Anfeuerung durch die Fans heulen musste.
Der kurzfristig für Michael Greis (Nesselwang/Knieschmerzen) aufgebotene Christoph Stephan (Oberhof) als Fünfter sowie Andreas Birnbacher (Schleching/7.) und Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/8.) beim ersten Weltcup-Einsatz seiner Laufbahn als Solist komplettierten das beste deutsche Mannschafts-Ergebnis der Saison. Rösch, Birnbacher und Peiffer erfüllten damit auch die WM-Norm, die der Oberhofer bereits im Kasten hatte.